
Filmproduzent Stephan Lamby: „In der Gesellschaft darf es keine Brandmauer geben“
Cicero Podcasts
Anlass und Entstehung des Buches
Stefan Lamby erläutert, warum er Anfang 2024 zu Reisen und Recherchen aufbrach.
Der renommierte Filmemacher und Autor Stephan Lamby erzählt im Podcast mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier von seinem amerikanischen Cousin: einem glühenden Trump-Anhänger, der beim Sturm auf das Kapitol in Washington dabei war. Für sein neues Buch hat sich Lamby auf der ganzen Welt auf die Spuren populistischer Bewegungen begeben – hier berichtet er von dieser Reise.
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Probieren Sie es einfach aus und lesen Sie die Titelgeschichte der Dezember-Ausgabe "Chroniken des Niedergangs" von Ben Krischke, Ferdinand Knauss und Carsten Korfmacher.
Inhalt Podcast:
6:36 "Ich wusste nicht, dass er beim Sturm aufs Kapitol dabei gewesen ist und habe dann lange mit ihm darüber geredet und Ich habe dann gar nicht versucht in … Von irgendwas zu überzeugen, sondern ich wollte erstmal verstehen, was treibt einen so netten, gelassenen Amerikaner, also stellen Sie sich vor, der ist Mitglied der Kirche, übrigens der Evangelikalen, der geht regelmäßig zum Sport, der hat seine Familie, der hat sein Handwerksunternehmen, also der ist nicht ein Dropout, der ist Mitglid der amerikanischen Gesellschaft. Was treibt den dazu, das Herz der amerikanischen Demokratie zu stürmen? Und er hat es mir genau andersherum erklärt." (Stephan Lamby)
33:52 "Ich würde dem Milei einiges vorwerfen, aber nicht, und da gebe ich ihm recht, dass er seine Agenda nicht offenlegen würde. Also, das tut er, ob er damit Erfolg haben wird, langfristig, das werden wir sehen, jetzt kurzfristig hat er ohne jeden Zweifel Erfolg, aber ich hatte, als ich in Argentinien war, einen anderen Eindruck von Milei, vermittelt durch die vielen Gespräche, vor allem den Eindruck "El Loco", wenn Sie sich Auftritte von Milei in Argentinien anschauen. Der kommt ja manchmal mit der Lederjacke, dann sinkt der wie ein Rockstar und fuchtelt wie verrückt rum und peitscht die Massen auf. Das ist also wirklich ein Phänomen, also wie ein Popstar. Das hat mit einem Politiker unserer Prägung, unserer Kenntnis, wenig zu tun. Das ist ein Grund, warum die Argentinier ihn aufsaugen wie so ein trockener Schwamm." (Stephan Lamby)
56:53 "Ich find ja gut, wenn wir über X oder Facebook oder Du nimmst es. Darauf hingewiesen werden, dass wir Fehler machen, von mir auch, dass wir darauf hingewiesen, dass Zuschauer, Leser, Hörer Dinge fundamental anders sehen. Das kann uns doch eigentlich nur weiterbringen und deshalb habe ich Berthold Brecht zitiert im Sinne von nicht nur senden, sondern auch empfangen und das ist letztlich die aus meiner Sicht Fehlentwicklung gewesen. Nicht nur der öffentlich-rechtlichen Medien, sondern der etablierten Medien, ich spreche auch von Zeitungen und Zeitschriften, die zu lange nicht sich zu eigenen Fehlern bekannt haben, die ein Verhältnis zu ihren Konsumenten hatten. So in dem Sinne, du liest, du siehst, du kaufst, du klickst und diese Doppelfunktion des Senders aus Sender und Empfänger nicht verinnerlicht haben. Also deshalb finde ich diesen Kulturwandel alles in allem gut." (Stephan Lamby)
1:02:00 "Ich bin ein Anhänger der Brandmauer zur AfD in Parlamenten. Ich bin aber überhaupt kein Anhänger der Brandmauer in der Gesellschaft und fände es schwierig, wenn wir in unserer Gesellschaft, deshalb rede ich gerne mit Ihnen, rede mit anderen Leuten, rede mit Freunden, rede politischen Gegnern, deshalb heißt das Buch, denn da sprechen wir miteinander, keine Mauern bauen, sondern dass wir das Gespräch miteinander führen, weil, und das schreibe ich auch, Gesellschaft ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Auf den können wir Einfluss nehmen und wenn wir aufhören miteinander zu sprechen, dann ist die Gesellschaft an einem Endpunkt. Dann haben wir ein Problem." (Stephan Lamby)


