Anfang der 1990er Jahre gab es einen Hype um Elektroautos. Die Stromer hätten das Potential, umweltfreundliche Individualmobilität mit Praxistauglichkeit zu verbinden, so die Hoffnung. Den Beweis dafür sollte ein großangelegter Feldversuch auf der Ostsee-Insel Rügen erbringen. Die Ergebnisse waren jedoch ernüchternd.
Zwischen 1992 und 1996 führte die deutsche Automobilindustrie den Versuch auf Deutschlands größter Insel durch. Insgesamt kamen 60 Elektrofahrzeuge unterschiedlichster Bauart zum Einsatz, darunter Pkws, Transporter und sogar drei Omnibusse.
Bei allen Fahrzeugen handelte es sich ausnahmslos um umgerüstete Verbrennermodelle. Erprobt wurden unterschiedlichste Technologien von Batterien, Elektromotoren und Steuerungen. Auch das AC- und DC-Laden wurde getestet.
1997 wurde der Abschlussbericht des Feldversuchs veröffentlicht. Die Wissenschaftler attestierten den E-Autos einen deutlich höheren (indirekten) CO2- und Schadstoffausstoß, bedingt durch den damals besonders hohen Anteil an Kohle als Energieträger für die Stromerzeugung. Zum Vergleich: Im Jahr 1996 lag der CO2-Ausstoß noch bei 685 g/kWh, für 2023 rechnet das Umweltbundesamt mit 380 g/kWh.
Eine Botschaft ist jedoch auch, dass sich das Elektroauto schon damals in den Alltag der Nutzer integrieren ließ und die Umweltbilanz bei einem saubereren Strommix ganz klar zum Vorteil des E-Autos ausfallen würde.
Dennoch führte das ernüchternde Gesamtfazit dazu, dass die deutsche Autoindustrie die Entwicklungsanstrengungen für Elektroautos drastisch reduzierte und bestenfalls auf Sparflamme weiterbetrieb. Erst mehr als zehn Jahre später sollte der Elektroantrieb wieder weiter oben auf der Agenda der Autobauer landen.
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Ein umfangreicher Artikel mit vielen weiteren Hintergründen über den Elektro-Feldversuch von Rügen erschien in der Elektroautomobil-Ausgabe 03/2025.
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