Eigentlich soll man ja Künstlerinnen und Künstler fragen, dachte ich mir, und nicht Journalisten. Die Künstler wissen ja manchmal auch Dinge, von denen sie selber gar nicht wissen, dass sie eintreten werden. Also mein Lieblingsbeispiel dafür ist ABBA. ABBA haben 1979, 80 einen Song veröffentlicht, der hieß Happy New Year. Und da gibt es folgende

Textzeile. Runner. Ich weiß nicht, kennst du Blade Runner? Blade Runner ist so eine Dystopie, die damals relativ viel verändert hat im Denken und in den Zukunftserwartungen. 50er, auch bis in die 60er Jahre eine sehr positive Zukunftsfortschreibung, sozusagen eine Vision, die William Gibson auch in diesem Interview ganz gut beschreibt. In der Zeit, in der er groß geworden ist, hatten die Autos, Flossen, also es war also diese Raum, diese Raumfahrteuphorie, war halt da und so weiter. Und dann kippte das plötzlich, weil es sind ja auch immer die Visionen, die eine Gesellschaft dann hat, schlagen sich ja Kunstwerken nieder, wie zum Beispiel Blade Runner. Und Blade Runner spielt, das wird am Anfang eingeblendet, in Los Angeles im November 2019. Und ich habe das tatsächlich überhaupt nicht wahrgenommen, bis ich den zufällig kurz vorher gesehen habe. Das ist ja in vier Wochen. Und dann gab es natürlich auch überall auf Twitter und so weiter High Five. Das Spannende daran ist ja, dass nichts, also fliegende Autos, Apokalypse auf der Erde, im Grunde eine Atmosphäre, die nicht mehr bewohnbar ist, die japanische Kultur hat komplett den Planeten übernommen und wir leben auf Exoplaneten und haben Cyborgs erschaffen. Das alles ist nicht eingetreten. Donald Trump ist kein Cyborg,

oder? Ich weiß nicht. Welche Themen werden dich in fünf Jahren noch umtreiben?

Was hält die Gesellschaft zusammen?

Das ist gut, das hatte ich auch. Also ähnlich, ich hatte geschrieben, die Zukunft der Demokratie. Das ist ungefähr das Gleiche. Es geht so in die Richtung zumindest. Aber

ich habe gerade so, gerade finde

ich, wenn man so überlegt, da hat man so das Gefühl, es fliegt eigentlich immer alles auseinander und alle krachen so gegeneinander. Das ist bei all den technischen Entwicklungen, bei denen ich das Gefühl habe, gerade zumindest, die helfen auch nicht gerade dabei, dass alle zusammenbleiben. Ja, habe ich keine richtige Antwort drauf. Also, was hält eine Gesellschaft eigentlich dann Weißt

du heute nicht und in fünf Jahren auch nicht, aber ein Schreibtisch wird dich umtreiben. Ich denke, dass auch, also eine der großen Fragen ist, wie funktionieren, vielleicht, wir sprechen darüber ja auch ständig in unserem Podcast, da hast du übrigens alles gesagt, wie sozusagen organisieren wir eigentlich in Zukunft Demokratie? Hat die eigentlich wirklich eine Krise oder glauben wir das nur? Wir hatten eigentlich schon auch Zukunft der Medien, Zukunft der Welt. Ist das zu groß? Also ehrlich gesagt, alles, was sich um Klimawandel, aber auch andere globale Phänomene, Migration und so weiter dreht. Ich glaube, da werden wir uns in fünf Jahren genauso noch damit beschäftigen. Zukunft Europas, habe ich mir noch aufgeschrieben. Und

der Generationenkonflikt. So, jetzt habe ich alles. Boah, hart. Oder? Ja, es ist deprimierend, wenn man die ganzen Themen so hintereinander wegliest. Komm, wir gehen zur zweiten Frage. Was

macht Greta Thunberg heute in fünf Jahren?

Ich habe gedacht, als ich die Frage gelesen habe, ich hoffe, wir wissen es nicht. Ich hoffe was? Ich hoffe, wir wissen es nicht. Also wir wissen dann nicht, was sie macht. Andererseits, also ich könnte mir auch vorstellen, dass sie verschwindet. Also dass sie einfach sagt, ich habe... Du

glaubst, sie verschwindet in fünf Jahren, kennt keiner. Oder die ist jetzt nicht zurückgezogen auf eine Insel und... Kann ich mir auch vorstellen. Züchtet Heidschnucken? Heidschnucken, weiß

ich nicht. Aber ich frage mich ja die ganze Zeit, wie gehst du eigentlich damit um? Und bisher ist es ja auf bewundernswerte Art und Weise ihr gelungen, mit dieser Art von Aufmerksamkeit und Verantwortung umzugehen. Also ich kann mich an keinen Fall erinnern. Jetzt nicht, was reine Prominenz betrifft das schon, aber sozusagen politischen Einfluss. Wie geht das eigentlich? Also ich habe keine Erklärung. Du? Nee. Ich dachte, die wirkt so,

als würde sie nicht einfach verschwinden. Auf mich wirkt sie nicht so. Ich hätte eher gedacht, dass sie vielleicht eine eigene, also sozusagen das, was jetzt Fridays for Future ist, dass das noch eine größere Organisation wird oder schon dabei ist, das zu werden und dass sie da vielleicht zumindest noch eine Rolle spielt oder vielleicht auch die entscheidende Rolle spielt, wäre eine zweite mögliche Zukunft. Vielleicht wird sie auch EU, die neue EU-Präsidentin. Also da würde ich jetzt wieder sagen, mein Bauch sagt nie, weil ich glaube, der größte Fehler, den man machen kann ist, in eine klassische Funktion dann zu gehen, aber eigentlich müssten ja solche Leute Politiker werden. Andererseits ist das glaube ich ein Zeichen der nachfolgenden Generationen, dass sie da zunächst mal eine große Aversion haben im klassischen System zu arbeiten.

Beziehungsweise so ein Selbstbewusstsein, das haben wir doch bei Rezo erlebt, der doch bei uns auch im Podcast war, der gesagt hat, klar will ich Bundeskanzler werden, aber nicht werden. Nicht sein. Ich will es sein.

Welche Auswirkungen zeigt der Klimawandel heute in fünf Jahren?

Das ist eine furchtbare Frage, weil ich fürchte, es wird noch viel verrückter. Ich meine, wir sind da in der Gegenwart, jetzt wenn wir Australien anschauen, du denkst, okay, jetzt in den Nachrichten seit Tagen hieß es, der Regen kommt erst Ende Januar, jetzt ist der Regen da und es ist noch viel schlimmer. Also da habe ich ehrlich gesagt, ich habe immer Hoffnung, aber in fünf Jahren habe ich das Gefühl, es wird alles noch

viel durchgeknallter und verrückter werden und extremer. Ja und ich meine, dass man, also wir wohnen ja zum Beispiel in Berlin, da dachte man ja lange, naja, also bei uns kommt. Also ich glaube viel der Sicherheit, die Leute bei diesem Thema haben, hängt auch damit zusammen, dass sie sehr lange glauben konnten, sie seien davon nicht betroffen, bis plötzlich die Winter ausblieben.

Und es ist so interessant, das war bei der Flüchtlingsfrage genau das gleiche. Deutschland hat doch jahrelang, wir haben die Fernsehbilder gesehen in Italien, auf den Inseln von den ankommenden Flüchtlingen und es war so weit weg von Deutschland, dachten wir.

Und deswegen eine Sache, die ich, also das klingt jetzt vielleicht zynisch, aber ich finde ganz interessant, diese kleinen Effekte, die sich in der weit nördlichen Hemisphäre zeigen, die immer größer werden, wo jetzt jedem klar wird, Moment, hier passieren ja Dinge, die also nicht nur, weiß ich nicht, Skigebiete, den Alpen betreffen oder so, sondern es gibt plötzlich Krankheiten, die es nicht gab. Es gibt plötzlich Pflanzen wachsen nicht mehr. Eine ganze Industrie, nämlich die Landwirtschaft, hat ein großes Fragezeichen. Und das wird immer stärker werden. Ich habe ein Erlebnis, wo ich dachte, das ist nochmal anders, wenn dann plötzlich Dinge gen Norden wandern, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Ich war ja in Tokio eine Weile und habe neben einem Park gewohnt, in dem, was ich nicht wusste, als ich da war, ich habe es einfach nicht gelesen, Dengue-Fieber ausgebrochen war. Im Yoyogi-Park in Tokio war 2014 eine riesige Dengue-Fieber und der Park wurde gesperrt. Menschen in Raumanzügen haben den sozusagen mit Giftstoffen versucht wieder freizukriegen. Und das ist eine Krankheit, die eigentlich in den Tropen verbreitet ist, die einfach langsam nach Norden wandern. Es gibt keine Therapie dagegen. also in hochindustrialisierten Staaten im Norden Dinge passieren, mit denen man vielleicht so gar nicht gerechnet hat. Da stelle ich mir vor, wird es ganz plötzlichen Alertheit geben, auch in den klassischen westlichen und nördlichen Regionen, die es bisher nicht gibt. Und das ist eines der Probleme. Wir bekommen halt nicht mit, wie es in anderen Landstrichen aussieht. Nur durch die Medien oft. Wie

kommst du in fünf Jahren morgens zur Arbeit? Ich gehe

ja schon mittlerweile jeden

Tag zu Fuß von der Arbeit nach Hause.