
Ehemaliger ZDF-Mann Peter Welchering: „Mobbing und Angst sind im ÖRR an der Tagesordnung“
Cicero Podcasts
Schwierige Themen: IT‑Sicherheit, Corona, Migration
Er berichtet, bei welchen Themen kritische Berichte zunehmend schwer durchsetzbar wurden und warum Führungskräfte absichern wollen.
Mit einem Brandbrief an ZDF-Intendant Norbert Himmler beendet Peter Welchering seine jahrzehntelange Arbeit für das ZDF. Im Cicero-Podcast erklärt er, warum er das System für unreformierbar hält.
Möchten Sie einzelne Artikel auf cicero.de lesen, aber kein Abo abschließen? Dann probieren Sie unser neues Angebot aus, schalten einzelne Artikel frei und zahlen Sie nur, solange Sie lesen. Ganz unkompliziert mit wenigen Klicks und ohne aufwendige Registrierung.
Probieren Sie es einfach aus und lesen Sie das Interview mit ÖRR-Journalist Andreas Halbach "Das ZDF hat mich beruflich kaltgestellt " auf cicero.de
Inhalt Podcast:
10:38 "Und ja, ich habe auch mitbekommen, dass natürlich Vorgesetzte auch Kollegen mal direkt angesprochen haben. Ich selbst wurde auch mal direkt angesprochen, wenn beispielsweise in einem Beitrag eine sehr kritische Äußerung fiel, die dann nach Veröffentlichung etwa den Unwillen eines bestimmten Politikers oder eines bestimmten Unternehmens, das aber sehr viel Macht ausüben kann, hatte. Damit muss man als Journalist zurechtkommen, das ist ja auch nicht neu im Öffentlich-Rechtlichen, das gab es immer. Nur, es gab auch immer, ich sag mal, sagen wir mal so, früher waren Redaktionen auch wie solche Redaktion beim ZDF konstitutionelle Monarchien. Das heißt, da gibt es einen Redaktionsleiter, der hat viel Macht, aber der Redaktionsleiter hat in der Regel auch immer so 1, 2, 3 altgediente Journalisten, häufig Fachjournalisten, die machen ihr eigenes Ding, die bieten ihm Paroli, die setzen auch ihre eigenen Themen teilweise durch. Das hat sich geändert. Inzwischen sind viele Redaktionen von dieser konstitutionellen Monarchie zur Oligarchie geworden." (Peter Welchering)
22:28 "Im ZDF gibt es zwar eine Redakteursvertretung. Die ist nie durch große Kritik an den Führungsfiguren aufgefallen, aber es gibt eben keine Möglichkeit sozusagen am Intendanten vorbei Beschwerde zu führen, wenn tatsächlich auch programmliche Missstände da sind. Und das müsste geändert werden. Also der Intendant hat da einfach das letzte Machtwort und dieses letzte Machtwort ist ja wirklich letztinstanzlich. Da kann man dann sagen love it or leave it und das war's. Insofern ist der Vergleich mit der katholischen Kirche ganz nett, aber er trifft auch noch in einer anderen Hinsicht, da weiß ich gar nicht mal, ob der Kollege Halbach das gemeint hat. Das ZDF betreibt denselben Gesinnungsjournalismus, den auch die katholische Kirche mit ihrer katholischen Gesinnungspublizistik betreibt." (Peter Welchering)
Sehen Sie auch den Podcast mit Julia Ruhs
24:34 "Das, was da an Mobbing gegen Julia Ruhs betrieben wurde, auch mit dem Brief der Mitarbeiter. Oder was an Mobbings von dem Thomas Berbner, der Redaktionsleiter, dann berichtet hat im Rundfunkrat betrieben, wurde dass seine Mitarbeiter sagten, du ich komme nicht ins Funkhaus, ich will von zu Hause aus arbeiten. Dass Mitarbeiter sich weinend an ihn gewandt haben und gesagt haben, ich kann das nicht mehr. Ich mache hier einen guten Job als Journalist und dann werde ich hier als Rechtsradikaler beschimpft oder so. Das kann ich alles nachvollziehen, kann ich aus Erfahrung auch alles belegen, ist nicht neu." (Peter Welchering)
31:24 "Ich habe jahrelang geglaubt, wirklich gute Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks können nur von innen kommen, können nur von Profis wie uns kommen, die genau diese Insiderkenntnisse haben und die deshalb sagen, das sind die Strukturen, die wir ändern müssen und nachdem wir diese Strukturen geändert haben, werden sich natürlich auch die Menschen, die in diesen Strukturen arbeiten und leben, eben ändern. Heute muss ich feststellen, das war eine falsche Einstellung. Ob ich mir da wirklich jahrelang was vorgemacht habe, ob ich nicht alle Informationen hatte, muss man mal gucken, wird die Zeit zeigen. Inzwischen bin ich der Meinung, nein, das ZDF ist nicht mehr reformierbar. Deshalb wäre mein Ratschlag an die Medienpolitiker, und Rundfunk ist ja Ländersache, macht den Laden dicht." (Peter Welchering)