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AUSGABE 162 (Wie viel Gefühl verträgt die Politik?)

LANZ & PRECHT

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ADHS, Emotionen und politische Manipulation

Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und gesellschaftlichen Auswirkungen von ADHS sowie die kritische Rolle der Pharmaindustrie. Zudem wird untersucht, wie Politik durch das Schüren von Ängsten zur Kontrolle und Manipulation der Wähler genutzt wird, und wie diese Taktiken die Wahrnehmung von Politikern beeinflussen.

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Speaker 1
Dass
Speaker 2
sozusagen Leuten, und ich meine, schau dir Social Media an, ist voll davon von Menschen, die dich versuchen zu motivieren. Ich möchte ja nochmal fragen, welche Qualifikation hast du eigentlich? Also es gibt ja wirklich gute Leute, die da unterwegs sind. Dieser Tage hat mich mal wieder mit Gerald Hüther beispielsweise beschäftigt, dem Neurologen, Neurobiologen, der über ADHS zum Beispiel nachgedacht hat und sagte, warum es immer häufiger diese Diagnose gibt, weil wir im Grunde Kinder nicht mehr die Erfahrung machen lassen, wozu sie selber eigentlich in der Lage sind und hat dann sehr interessant beschrieben, diesen Kreislauf, der dann plötzlich entsteht. ich mache jetzt nur einen ganz kleinen Schritt zur Seite. ADHS, die Eltern sind froh, dass sie endlich eine Diagnose haben. Die Lehrer sind froh, dass sie endlich wissen, was mit dem Kind los ist, weil dann kann man das in irgendeine Schublade einparken und die Pharmaindustrie freut sich, weil sie einen Haufen Pillen verkauft. Frustrationstoleranz zu entwickeln, zu verstehen, was es bedeutet zu scheitern, um dann aber am Ende möglicherweise auch zu gewinnen und erfolgreich zu sein, etwas zu lernen und zu können, das wird sozusagen durch diese chemische Keule an dem Punkt dann verhindert und du machst Menschen im Grunde dauerhaft abhängig und unglücklich. Das fand ich sehr interessant.
Speaker 1
Ich gehöre übrigens zu denjenigen, die heute Opfer von Ritalinkuren werden würden. Also ich war jähl, ich konnte nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen. Das fällt mir ja heute in der Talkshow noch schwer, ruhig auf dem Stuhl zu sitzen. Und je nachdem, wer dir gegenüber sitzt,
Speaker 2
ich habe es ja erlebt. Also ich meine, da gibt es Leute, da sitzt du ganz ruhig und andere,
Speaker 1
die machen was mit dir. Das andere da wippe ich mit dem Oberkörper und lege die Ellbogen auf die Beine. Ja, ist auf jeden Fall so. Also ich konnte keine Stunde still sitzen, ohne mit dem Stuhl zu wackeln. Und wenn ich mich gemeldet habe, habe ich wie wild mit dem Arm geschnippt, damit ich es nicht übersehen werde, weil ich auch noch so klein war. Also klassischer Fall für eine ADHS-Diagnose. Wenn
Speaker 2
wir über Gefühle reden, Richard, und auch über Angst sprechen. Angst scheint mir ja so ein ganz wichtiger Trigger gerade zu sein. Ich muss gerade an Donald Trump denken. Eine seiner Vertrauten hat neulich in einem Interview erzählt, wie er ihr erklärt hat, warum er mit seinen ganzen Fake News und seinem Verdrehen von Fakten und Dingen einfach durchkommt. Er sagte zu ihr, sage es einfach oft genug. Und irgendwann werden es die Leute schlicht und ergreifend glauben, weil ich sie emotional so stark anspreche. Also bis auf die Sache mit den Katzen in Ohio hat das auch relativ gut funktioniert, muss man sagen. Und die interessante Geschichte dabei ist, wenn du Eva Illus hörst, die erklärt das auch und sagt, warum werden dann solche Leute, die die Fähigkeit haben, diese Angst zu sehen, Panik zu schüren, warum werden die eigentlich trotzdem geliebt? Und dann sagt sie, da entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Wenn Trump sagt, die Situation mit den Einwanderern ist völlig außer Kontrolle, die Grenzen werden überschwemmt, da kommen nur noch Kriminelle und so weiter. Die Rhetorik wird ja immer härter. Und du schürst auch diese Angst, dass sich das ganze Land in einer Abwärtsspirale befindet. Dann wächst du sozusagen damit die Erwartung, dass er diese Angst quasi nimmt. ist die väterliche Figur, der Problemlöser, der mit dieser maskulinen, souveränen Art irgendwie dann zumindest den Eindruck erweckt. Und das ist die Emotion, der emotionale Teil daran. Ich werde das irgendwie lösen. Gespräch, das ich neulich gelesen habe, Ivan Krastev, den wir beide schätzen, der auf die Frage, ob denn Rechte oder populistische Bewegungen beispielsweise besser seien im Umgang mit dem Thema Migration als die sogenannten Liberalen. Du meinst erfolgreicher. Erfolgreicher, ja genau, wenn es um die Lösung geht. Und er sagt, nein, überhaupt nicht. Nimm jemanden wie Georgia Meloni zum Beispiel, die Zahl der irregulären Migrationen sind unter ihrer Regierung weiter gestiegen. Sie sind nicht gesunken. Sie hat versprochen, die werden sinken, aber sie sind weiter gestiegen. Hat aber, und das ist das Interessante daran, ihrer Beliebtheit keinen Abbruch getan. Und jetzt würde man denken, warum nicht? Das produziert doch eine gigantische Enttäuschung. Und dann sagt Krastev eben, die Leute glauben, den Rechten gelingt es vielleicht nicht, die irreguläre Migration aufzuhalten. Aber die Linke will Migration ins Land holen. Und sie glauben, dass Meloni Verständnis für ihre Sorgen hat, während sie von der anderen Seite sofort als Rassisten beschimpft werden. Und das führt dann zu einem sehr interessanten Schluss. Er sagt, Politiker werden eben heute zunehmend nur noch nach ihren Absichten beurteilt, nicht nach Resultaten. Und das führt sozusagen dann zu einem paradoxen Effekt. Ausgerechnet die Rechte normalisiert dann im Grunde Migration. Meloni ist es nicht nur nicht gelungen, die Zahlen zu senken. Sie hat außerdem gesagt, pass auf, Italien hat da Bedarf. Man muss nur die Ernte beispielsweise angucken. Italien braucht regelmäßig eine halbe Million Migranten für den Arbeitsmarkt. Und das sagt Dederlach offen. Wenn das ein linker Politiker sagt, dann wäre es kein
Speaker 1
Wach. Beim rechten Politiker weiß man, wenn er das sagt, dann räumt er das nicht aus ideologischen Gründen ein, weil er ja Zuwanderung ganz toll findet, sondern dann hat er einen pragmatischen Blick darauf. Deswegen kann man ihm auch dann vertrauen, wenn er das gleiche vorschlägt, was sonst Linke vorschlagen würden. Ich finde den Mechanismus, du hast ja gerade schön beschrieben, dass man den Leuten erstmal Angst macht und sich dann als große Lösung darstellt. Richtig. Das ist ja so, wie Werbung funktioniert. Da wird erstmal ein horrender, furchtbarer Fleck auf das Kleid gemacht, um dann anschließend das Waschmittel, das den Porentief wieder rauskriegt, vorzuführen. Eigentlich waren
Speaker 2
das immer schon die Tricks der Kirche. Ich bin vorhin nicht zufällig darauf gekommen. Ihr kommt
Speaker 1
alle in die Hölle.
Speaker 2
Angst,
Speaker 1
Angst, Angst. Es sei denn, ihr bekennt euch zu Jesus und ihr kommt zu uns in die Kirche und ihr gebt euren Zehnten und tut genau das, was wir sagen. Das heißt, ich mache euch eine Riesenangst und dann gebe ich euch das Lösungspackage. Das Total-Komfort das sich dann nachher irgendwie doch in den Himmel bringt und nicht in die Hölle. Und in säkularisierter Form haben wir das heute in der Politik. Also der, der es am erfolgreichsten schafft, die größte Angst zu verbreiten, der gewinnt. Und wie du gerade ergänzt hast, der bleibt auch dann beliebt, wenn es am Ende herausstellt, dass es fauler Zauber ist, was er da als Lösung vorgeschlagen hat. Richtig. Aber ist das nicht, ich meine, wenn man da ernsthaft drüber nachdenkt, wird einem doch schlecht. Da muss man doch sagen, dafür waren doch unsere liberalen Demokratien, unser Wahlsystem, unsere Parteien doch nicht gedacht. Als das alles mal erfunden wurde, so ganz idealistisch erfunden wurde, noch in der Feudalgesellschaft, als man sich repräsentative Demokratie überlegt hat oder Volkssouveränität, Wahlrecht für jeden und so. Da hat man doch nicht in seinen kühnsten Albträumen sich vorstellen können, dass das mal in so eine Richtung gehen würde und so ausartet. Dass Wahlkämpfe im Augenblick immer schmutziger werden. Dass da riesige Abteilungen einfach nur die ganze Zeit überlegen, wie kann man aus irgendwas einen Skandal machen und jemand irgendwas anhängen oder den in irgendeinen Ruch bringen oder in einen miesen Zusammenhang und so weiter. Übel, übel, oder?

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