
Sternstunde Philosophie
Information: Dieser Video Podcast wird per Ende Juli 2021 eingestellt. Künftige und bisherige Episoden finden Sie auf unserem Play SRF Portal (www.srf.ch/play). Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer Zeit.
Latest episodes

Jun 28, 2025 • 58min
Douglas Rushkoff – Das Mindset der Tech-Milliardäre
Douglas Rushkoff, Medientheoretiker und Autor, entblättert die verborgenen Ideologien der Tech-Milliardäre. Er schildert, wie das einstige Ideal des Internets in einen oligarchischen Markt umschlug und beleuchtet das überhebliche Mindset dieser Eliten. Zudem kritisiert er die Illusionen rund um Geld und Technologie und warnt vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz, die unser Verhalten manipulieren könnte. Schlussendlich plädiert er für eine Rückkehr zu nachbarschaftlicher Unterstützung und echten sozialen Beziehungen.

Jun 22, 2025 • 60min
150 Jahre C.G. Jung und das Erbe der modernen Psychotherapie
Steve Ayan, Psychologe und Wissenschaftsjournalist, spricht mit Olivia Röllin über das Erbe von C.G. Jung und dessen Einfluss auf die moderne Psychotherapie. Sie diskutieren die Bedeutung des Unbewussten und die Rolle von Träumen in Jungs Arbeit. Ayan beleuchtet, wie Jung als Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Spiritualität agiert und das Konzept der Archetypen erklärt. Zudem wird der Boom von Psychologiepodcasts thematisiert und wie diese den Zugang zur Selbsterkenntnis prägen.

Jun 15, 2025 • 1h 1min
Rebecca Solnit – Feministin, Umweltaktivistin, Schriftstellerin
Sie kämpft für Rechtsstaat und Klimaschutz und schreibt gegen Männer an, die ihr die Welt erklären. Rebecca Solnit ist eine der führenden Intellektuellen der USA. Ihre Bücher und Essays werden weltweit ausgezeichnet. Und das nicht erst seit Beyoncé ihr Kind nach einem Text von ihr benannte.
Als Rebecca Solnit 1980 nach San Francisco kam, empfand sie die Stadt als derart inspirierend, dass sie beschloss zu bleiben. Inzwischen sei ihre Wahlheimat von den Exponenten des Silicon Valley gekapert worden. Die Stadt sei bevölkert von Körpern, deren Geist woanders sei, meist in der virtuellen Welt. Und das mache die Stadt nicht nur weniger lebenswert, sondern auch gefährlich. Es sind solche Beobachtungen, festgehalten in packenden Essays und Zeitungsartikeln, die Rebecca Solnit zu einer der führenden Intellektuellen der USA gemacht haben. Sie schreibt für die britische Tageszeitung «The Guardian», war Herausgeberin des US-amerikanischen Magazins «Harper’s» und setzt sich auch als Aktivistin für Umwelt-, Gender- und Menschenrechtsfragen ein.
Mit Barbara Bleisch spricht Rebecca Solnit über Umweltschutz und Feminismus, warum gesellschaftliche Veränderung wie ein Pilz funktioniert und weshalb sie sich oft fühlt wie eine Schildkröte auf einer Party von Eintagsfliegen.

Jun 9, 2025 • 59min
Schwingen und der Trend zur Tradition
Die Schweizer Nationalsportart Schwingen boomt seit Jahren. Tradition vermischt sich mit Kommerz. Und überall lauert die Politik. Doch wofür steht das Schwingen wirklich? Und wo bleiben die Frauen? Ein Gespräch mit der vierfachen Schwingerkönigin Sonia Kälin und dem Historiker Linus Schöpfer.
Im Rahmen des Schwingfestes auf dem Stoss, dem «Stoss-Schwinget», blickt die Sendung «Sternstunde Philosophie» hinter die Kulissen der Schweizer Traditions- und Trendsportart.
Yves Bossart spricht mit der Ex-Schwingerin und Moderatorin Sonia Kälin und dem Historiker und Journalisten Linus Schöpfer über die Geschichte des Schwingens, über die Rolle der Frauen und über politische Interessen. Denn Schwingen war immer schon mehr als bloss Schwingen: Im Sägemehl geht es nicht nur um Kraft und Technik, sondern um Schweizer Identität, um Werte, Wehrhaftigkeit, Tradition und Politik. Und mittlerweile auch um viel Geld.

Jun 1, 2025 • 1h
Die Macht der Gefühle – von Angst bis Zorn
Dominik Perler, Philosoph und Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, diskutiert die Macht der Gefühle in unserem Alltag und in der Politik. Angst vor der Klimakrise und Wut auf Eliten steuern oft unsere Entscheidungen. Perler erklärt, wie evolutionäre Ängste uns heute beeinflussen und betont die Notwendigkeit, Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne dass sie das letzte Wort haben. Zudem beleuchtet er die problematischen Beziehungen zu KI-Avataren und die Kommerzialisierung von Emotionen in unserer digitalisierten Welt.

May 25, 2025 • 58min
Paul Lynch – Schreiben in finsteren Zeiten
Eine Familie im Strudel von Willkür, Machtmissbrauch und Totalitarismus. Mit diesem Plot gewann der Ire Paul Lynch den Booker Prize, den wichtigsten Preis für englischsprachige Literatur. Mit Olivia Röllin spricht der Autor von «Prophet Song» über Empathie, Meditation und die Kraft von Geschichten.
Als Paul Lynch sein neustes Buch schrieb, dachte er, dass «Prophet Song» seine Karriere beenden könnte. Denn der Roman, in dem Irland ein totalitärer Staat wird, trifft Lesende mit voller Wucht. Vom ersten Satz an zeichnet Lynch in intimster Klarheit nach, was mit einer Familie geschieht, die in den Strudel von staatlicher Gewalt, Willkür und Verfolgung gerät. Dass seine Geschichte in einem westeuropäischen Land mit einer gefestigten Demokratie spielt, macht es noch verstörender.
2023 erhielt der irische Autor dafür den begehrten Booker Prize. Seither steht seine Welt Kopf, und er gibt nach eigenen Aussagen fast nur noch Interviews. Lynch ist ein Sprachvirtuose, der sich in innere Kontemplation begeben muss, um schreiben zu können. Er spricht von einem Versuch in radikaler Empathie. Was nicht immer einfach sei, denn er sei in erster Linie Vater von zwei Kindern.
Mit Olivia Röllin spricht er über existenzielle Kipppunkte, die Revolution des Mitgefühls und das Schreiben als Daseinsform.

May 19, 2025 • 60min
Doris Dörrie – Wohnen, reisen und das Leben dazwischen
Mit ihrem Film «Männer» wurde sie berühmt, unterdessen hat Doris Dörrie dutzende Filme gedreht, Bücher geschrieben und Preise gewonnen. In ihrem neuesten Buch denkt Dörrie übers Wohnen nach. Barbara Bleisch spricht mit ihr über das Zuhause-Sein, das Reisen und das ganze Leben dazwischen.
Doris Dörrie hat über 30 Filme gedreht, mehr als 20 Bücher geschrieben, sieben Theater- und Opernaufführungen inszeniert und leitet den Lehrstuhl «Kreatives Schreiben» an der Filmhochschule München. Auch mit ihren knapp 70 Jahren denkt sie noch lange nicht ans Aufhören.
In ihrem neuesten Buch schreibt sie über das Wohnen, das für viele nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern ein Schutzraum, in dem sie sich zeigen können, wie sie sind – kein Wunder, interessiert viele Menschen brennend, wie die anderen wohnen. Doris Dörrie sagt: «Oftmals bewohnen wir nicht nur unser Zuhause, sondern der Raum bewohnt auch uns.» Als Filmemacherin richtet sie Räume mit viel Liebe zum Detail so her, dass ihre Figuren darin zum Leben erwachen. Als Reisende kennt sie die Sehnsucht, die eigenen vier Wände hinter sich zu lassen, und fragt sich immer wieder, wie Leben und Wohnen einander bedingen. Zur Schreibenden wurde sie nicht zuletzt, weil sie ein Zimmer für sich allein hatte, und sie sieht das Schreiben als Gelegenheit, das Leben ganz genau wahrzunehmen und zu feiern.
Barbara Bleisch spricht mit ihr über Wohn- und Lebensträume und übers Glück, von einer Reise nach Hause kehren zu können.
Wiederholung vom 6. April 2025

May 11, 2025 • 1h
Der ESC – über Politik, Queerness und die Zukunft Europas
Der «Eurovision Song Contest» sei «eines der letzten Rituale der Massenkultur», findet der Kulturjournalist Jens Balzer. Was aber verrät der «ESC» über den Zeitgeist? Über Politik, Queerness und die Idee von Europa? Im Gespräch wagt Balzer eine Gegenwartsdiagnose durch die Linse der Popmusik.
Über 160 Millionen Menschen verfolgten den Sieg von Nemo in Malmö 2024. Nun findet der «ESC» in Basel statt. Ein Liederwettbewerb, der 1956 zum ersten Mal in der Schweiz stattfand. Es ging um europäische Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Kalten Krieg dann feierte man demonstrativ die liberale Toleranz. Später wurde der «ESC» gar zu einem «Safe Space für Queerness», wie der Musik- und Kulturjournalist Jens Balzer behauptet. Und immer wieder spielten politische Botschaften und Kontroversen eine Rolle, obwohl der «ESC» doch unpolitisch sein möchte. Wie viel Politik und wie viel Gegenwart steckt also im «ESC»? Und welche Vision von Europa spiegelt sich in dem Megaevent?

May 4, 2025 • 1h
Mannsein heute – Zwischen Stärke und toxischer Männlichkeit
Markus Theunert, Männerpsychologe und Autor, sowie Tobias Haberl, Journalist und Sachbuchautor, diskutieren die Herausforderungen der modernen Männlichkeit. Sie beleuchten die Folgen von toxischer Männlichkeit und den Einfluss von sozialen Netzwerken auf Männerbilder. Die Spannungen zwischen traditionellen und modernen Männlichkeitsvorstellungen werden thematisiert. Außerdem wird die Krise der Männlichkeit sowie der Einfluss von Incel-Bewegungen auf junge Männer analysiert. Ein dringend erforderlicher neuer Umgang mit Männlichkeit wird gefordert.

Apr 27, 2025 • 1h 1min
Vom Lieben und Leben nach dem Missbrauch
Die Fälle von Gisèle Pelicot und vom Kinderschänder aus der Bretagne erschüttern die Welt. Die Psychologin Helene Bracht richtet in ihrem Buch «Das Lieben danach» den Blick auf die von Gewalt Betroffenen und fragt: Wie lebt und liebt man weiter, wenn Traumatisches verborgen hinter einem liegt?
Die Organisationspsychologin Helene Bracht erzählt in ihrem Buch «Das Lieben danach» von einer jahrzehntelang verschütteten Erfahrung, die ihr ganzes Leben wie wucherndes Unkraut überwachsen und an den unmöglichsten Stellen immer neue Triebe geschlagen hat. Nachdem sie als kleines Mädchen mehrere Jahre sexuell missbraucht wurde, waren Intimität und Liebesbeziehungen für immer kontaminiert.
Mit siebzig Jahren legt Bracht nun ein Zeugnis ab über die schwierigen Versuche, weiter zu lieben und Vertrauen zu fassen. Ihre biografische Erzählung verwebt sie mit philosophischen und soziologischen Diskursen um sexuelle Freiheit und Gleichberechtigung und zeigt überzeugend, warum Kindsmissbrauch und sexuelle Gewalt immer auch gesellschaftliche Themen sind.
Barbara Bleisch trifft Helene Bracht zum Gespräch.