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Sternstunde Philosophie

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Jul 20, 2025 • 58min

Juli Zeh, woran krankt die Demokratie?

Juli Zeh ist Bestsellerautorin und nimmt als öffentliche Intellektuelle kein Blatt vor den Mund, etwa wenn sie gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine oder die pauschale Verunglimpfung von AfD-Wählenden plädiert. Barbara Bleisch trifft die Schriftstellerin zum Gespräch. Juli Zeh gilt als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihre Romane werden in über 35 Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage beträgt mehrere Millionen, die Liste der Literaturpreise ist lang. Kein Wunder, denn praktisch immer thematisiert die promovierte Juristin und ehrenamtliche Verfassungsrichterin in ihren Geschichten drängende politische Fragen wie die Spaltung der Gesellschaft, den Umgang mit Rechtsradikalen oder die Frage der Überwachung. Nicht selten nimmt sie Problemlagen vorweg, die den politischen Diskurs der Zukunft bestimmen. Dabei zeigt sie sich gern auch streitlustig und kritisiert die Überheblichkeit der urbanen Bildungselite, die AfD-Wählende als unbelehrbare Dumpfbacken abstempeln und über die Hinterwäldler auf dem Land frotzeln. Die gebürtige Bonnerin lebt selbst seit vielen Jahren in einem 300-Seelendorf in Brandenburg im ehemaligen Ostdeutschland. Barbara Bleisch spricht mit der Schriftstellerin über die politische Grosswetterlage und fragt, vor welchen Herausforderungen die westlichen Demokratien angesichts des Erstarkens autokratischer Kräfte stehen und wie sie resilient zu machen sind. Wiederholung vom 9. März 2025
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Jul 12, 2025 • 57min

Fremd in der Welt – Martin R. Dean über Herkunft und Identität

Der Schriftsteller Martin R. Dean erzählt im Roman «Tabak und Schokolade» seine tabuisierte Familiengeschichte: eine Geschichte des Kolonialismus, der Traumata, der Entwurzelung. Yves Bossart spricht mit ihm über verdrängte Vergangenheiten, über Rassismus und über das Fremdsein in der Welt. Martin R. Dean hat die ersten Jahre seines Lebens in der Karibik verbracht, in Trinidad und Tobago, der Heimat seines Vaters. Die Vorfahren des Vaters stammten aus Indien und wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als «Kontraktarbeiter» unter sklavenähnlichen Bedingungen in die Karibik verschifft, um für die britische Kolonialmacht auf den Kakaoplantagen zu arbeiten. Deans Mutter stammt aus dem Aargau und war die Tochter von «Stumpenfabrikarbeitern», die den Tabak aus Übersee in Rauchware umformten. In Deans Familiengeschichte spiegelt sich ein Stück verdrängte Kolonialgeschichte. Seine Hautfarbe wurde schnell zum Tabu im konservativen Dorf. Was hat das mit ihm gemacht? Wie versöhnt man sich mit der eigenen traumatischen Vorgeschichte? Und wie lernt man, das Fremde als solches wertzuschätzen? Wiederholung vom 5. Januar 2025
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Jul 5, 2025 • 56min

Europa rüstet auf – Kommt so der Frieden?

Abschrecken und Verteidigen sind die Losung der Stunde. Von einer Zeitenwende ist die Rede. Ein Narr, wer jetzt noch über Pazifismus nachdenkt? Doch können Waffen wirklich Frieden garantieren? Und wo bleibt der Glaube an das Gute im Menschen? Katja Gentinetta und Olaf Müller nehmen Stellung. Seit der erneuten US-Präsidentschaft von Donald Trump geraten immer mehr vermeintliche Sicherheiten ins Wanken. Ganz besonders in Sachen Verteidigungsbündnisse. Europa scheint plötzlich auf sich allein gestellt. Also wird aufgerüstet wie seit langem nicht mehr – auch in der Schweiz. Militärische Abschreckung soll Frieden garantieren und sei es mittels Atomwaffen. Der Pazifismus hat in Zeiten wie diesen einen schweren Stand. Mit welchen Argumenten lässt er sich dennoch sinnvoll denken? Was genau meint Pazifismus überhaupt? Und wäre das nicht die adäquate Haltung für die neutrale Schweiz? Darüber diskutiert Olivia Röllin mit der Politphilosophin Katja Gentinetta und dem Philosophen und Pazifisten Olaf Müller. Wiederholung vom 20. April 2025
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Jun 28, 2025 • 58min

Douglas Rushkoff – Das Mindset der Tech-Milliardäre

Douglas Rushkoff, Medientheoretiker und Autor, entblättert die verborgenen Ideologien der Tech-Milliardäre. Er schildert, wie das einstige Ideal des Internets in einen oligarchischen Markt umschlug und beleuchtet das überhebliche Mindset dieser Eliten. Zudem kritisiert er die Illusionen rund um Geld und Technologie und warnt vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz, die unser Verhalten manipulieren könnte. Schlussendlich plädiert er für eine Rückkehr zu nachbarschaftlicher Unterstützung und echten sozialen Beziehungen.
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Jun 22, 2025 • 60min

150 Jahre C.G. Jung und das Erbe der modernen Psychotherapie

Steve Ayan, Psychologe und Wissenschaftsjournalist, spricht mit Olivia Röllin über das Erbe von C.G. Jung und dessen Einfluss auf die moderne Psychotherapie. Sie diskutieren die Bedeutung des Unbewussten und die Rolle von Träumen in Jungs Arbeit. Ayan beleuchtet, wie Jung als Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Spiritualität agiert und das Konzept der Archetypen erklärt. Zudem wird der Boom von Psychologiepodcasts thematisiert und wie diese den Zugang zur Selbsterkenntnis prägen.
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Jun 15, 2025 • 1h 1min

Rebecca Solnit – Feministin, Umweltaktivistin, Schriftstellerin

Sie kämpft für Rechtsstaat und Klimaschutz und schreibt gegen Männer an, die ihr die Welt erklären. Rebecca Solnit ist eine der führenden Intellektuellen der USA. Ihre Bücher und Essays werden weltweit ausgezeichnet. Und das nicht erst seit Beyoncé ihr Kind nach einem Text von ihr benannte. Als Rebecca Solnit 1980 nach San Francisco kam, empfand sie die Stadt als derart inspirierend, dass sie beschloss zu bleiben. Inzwischen sei ihre Wahlheimat von den Exponenten des Silicon Valley gekapert worden. Die Stadt sei bevölkert von Körpern, deren Geist woanders sei, meist in der virtuellen Welt. Und das mache die Stadt nicht nur weniger lebenswert, sondern auch gefährlich. Es sind solche Beobachtungen, festgehalten in packenden Essays und Zeitungsartikeln, die Rebecca Solnit zu einer der führenden Intellektuellen der USA gemacht haben. Sie schreibt für die britische Tageszeitung «The Guardian», war Herausgeberin des US-amerikanischen Magazins «Harper’s» und setzt sich auch als Aktivistin für Umwelt-, Gender- und Menschenrechtsfragen ein. Mit Barbara Bleisch spricht Rebecca Solnit über Umweltschutz und Feminismus, warum gesellschaftliche Veränderung wie ein Pilz funktioniert und weshalb sie sich oft fühlt wie eine Schildkröte auf einer Party von Eintagsfliegen.
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Jun 9, 2025 • 59min

Schwingen und der Trend zur Tradition

Die Schweizer Nationalsportart Schwingen boomt seit Jahren. Tradition vermischt sich mit Kommerz. Und überall lauert die Politik. Doch wofür steht das Schwingen wirklich? Und wo bleiben die Frauen? Ein Gespräch mit der vierfachen Schwingerkönigin Sonia Kälin und dem Historiker Linus Schöpfer. Im Rahmen des Schwingfestes auf dem Stoss, dem «Stoss-Schwinget», blickt die Sendung «Sternstunde Philosophie» hinter die Kulissen der Schweizer Traditions- und Trendsportart. Yves Bossart spricht mit der Ex-Schwingerin und Moderatorin Sonia Kälin und dem Historiker und Journalisten Linus Schöpfer über die Geschichte des Schwingens, über die Rolle der Frauen und über politische Interessen. Denn Schwingen war immer schon mehr als bloss Schwingen: Im Sägemehl geht es nicht nur um Kraft und Technik, sondern um Schweizer Identität, um Werte, Wehrhaftigkeit, Tradition und Politik. Und mittlerweile auch um viel Geld.
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Jun 1, 2025 • 1h

Die Macht der Gefühle – von Angst bis Zorn

Dominik Perler, Philosoph und Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, diskutiert die Macht der Gefühle in unserem Alltag und in der Politik. Angst vor der Klimakrise und Wut auf Eliten steuern oft unsere Entscheidungen. Perler erklärt, wie evolutionäre Ängste uns heute beeinflussen und betont die Notwendigkeit, Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne dass sie das letzte Wort haben. Zudem beleuchtet er die problematischen Beziehungen zu KI-Avataren und die Kommerzialisierung von Emotionen in unserer digitalisierten Welt.
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May 25, 2025 • 58min

Paul Lynch – Schreiben in finsteren Zeiten

Eine Familie im Strudel von Willkür, Machtmissbrauch und Totalitarismus. Mit diesem Plot gewann der Ire Paul Lynch den Booker Prize, den wichtigsten Preis für englischsprachige Literatur. Mit Olivia Röllin spricht der Autor von «Prophet Song» über Empathie, Meditation und die Kraft von Geschichten. Als Paul Lynch sein neustes Buch schrieb, dachte er, dass «Prophet Song» seine Karriere beenden könnte. Denn der Roman, in dem Irland ein totalitärer Staat wird, trifft Lesende mit voller Wucht. Vom ersten Satz an zeichnet Lynch in intimster Klarheit nach, was mit einer Familie geschieht, die in den Strudel von staatlicher Gewalt, Willkür und Verfolgung gerät. Dass seine Geschichte in einem westeuropäischen Land mit einer gefestigten Demokratie spielt, macht es noch verstörender. 2023 erhielt der irische Autor dafür den begehrten Booker Prize. Seither steht seine Welt Kopf, und er gibt nach eigenen Aussagen fast nur noch Interviews. Lynch ist ein Sprachvirtuose, der sich in innere Kontemplation begeben muss, um schreiben zu können. Er spricht von einem Versuch in radikaler Empathie. Was nicht immer einfach sei, denn er sei in erster Linie Vater von zwei Kindern. Mit Olivia Röllin spricht er über existenzielle Kipppunkte, die Revolution des Mitgefühls und das Schreiben als Daseinsform.
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May 19, 2025 • 60min

Doris Dörrie – Wohnen, reisen und das Leben dazwischen

Mit ihrem Film «Männer» wurde sie berühmt, unterdessen hat Doris Dörrie dutzende Filme gedreht, Bücher geschrieben und Preise gewonnen. In ihrem neuesten Buch denkt Dörrie übers Wohnen nach. Barbara Bleisch spricht mit ihr über das Zuhause-Sein, das Reisen und das ganze Leben dazwischen. Doris Dörrie hat über 30 Filme gedreht, mehr als 20 Bücher geschrieben, sieben Theater- und Opernaufführungen inszeniert und leitet den Lehrstuhl «Kreatives Schreiben» an der Filmhochschule München. Auch mit ihren knapp 70 Jahren denkt sie noch lange nicht ans Aufhören. In ihrem neuesten Buch schreibt sie über das Wohnen, das für viele nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern ein Schutzraum, in dem sie sich zeigen können, wie sie sind – kein Wunder, interessiert viele Menschen brennend, wie die anderen wohnen. Doris Dörrie sagt: «Oftmals bewohnen wir nicht nur unser Zuhause, sondern der Raum bewohnt auch uns.» Als Filmemacherin richtet sie Räume mit viel Liebe zum Detail so her, dass ihre Figuren darin zum Leben erwachen. Als Reisende kennt sie die Sehnsucht, die eigenen vier Wände hinter sich zu lassen, und fragt sich immer wieder, wie Leben und Wohnen einander bedingen. Zur Schreibenden wurde sie nicht zuletzt, weil sie ein Zimmer für sich allein hatte, und sie sieht das Schreiben als Gelegenheit, das Leben ganz genau wahrzunehmen und zu feiern. Barbara Bleisch spricht mit ihr über Wohn- und Lebensträume und übers Glück, von einer Reise nach Hause kehren zu können. Wiederholung vom 6. April 2025

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