

Sternstunde Philosophie
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
Information: Dieser Video Podcast wird per Ende Juli 2021 eingestellt. Künftige und bisherige Episoden finden Sie auf unserem Play SRF Portal (www.srf.ch/play). Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer Zeit.
Episodes
Mentioned books

Sep 14, 2025 • 1h 1min
Medien unter Druck – Hat Journalismus noch eine Zukunft?
Zeitungen verschwinden, Redaktionen schrumpfen, fast die Hälfte der Bevölkerung verzichtet auf Nachrichten. Immer mehr bestimmen Algorithmen, welche Inhalte man sieht, und KI verspricht, journalistische Arbeit zu ersetzen. Was bedeutet das für die Vierte Gewalt, und was für die Demokratien?
Die Medienbranche steckt in einer tiefgreifenden Krise: Seit Jahren sinken die Auflagen, Werbeeinnahmen brechen weg. Verlage und der Service public bauen Personal und Mittel ab. Die Folge: Für fundierte Recherchen fehlen die Ressourcen, stattdessen dominieren Service-Artikel und leichte Kost. Gleichzeitig fühlen sich viele Lesende durch klassische Medien nicht mehr repräsentiert und informieren sich – wenn überhaupt – nur noch in sozialen Medien, wo Empörung und Desinformation grassieren. Was bedeuten diese Entwicklungen für die demokratische Öffentlichkeit? Wie verändert künstliche Intelligenz den Journalismus, und wer ist heute noch bereit, für Journalismus zu bezahlen?
Darüber spricht Olivia Röllin mit Roger de Weck, ehemaliger SRG-Generaldirektor, und Autor von «Das Prinzip Trotzdem – Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen», und mit Jennifer Wilton, Journalistin und ehemalige Chefredakteurin der deutschen Tageszeitung «Die Welt».
In dieser Folge erwähnt (Aussage von Julia Ruhs): based.Podcast

Sep 7, 2025 • 60min
Künstliche Intelligenz – Ist der Mensch bald überflüssig?
Künstliche Intelligenz nimmt dem Menschen immer mehr Arbeit ab. Auch im Privatleben stehen Chatbots mit Rat zur Seite. Was kommt da auf uns zu? Und wie stark soll KI unser Leben und unsere Arbeit bestimmen? Yves Bossart im Gespräch mit dem Philosophen und KI-Experten Christian Uhle.
Musik von einer Band, die es nicht gibt. Bilder von Models, die nicht existieren. Und eine Mutter, die ihre verstorbene Tochter trifft – im virtuellen Raum. Künstliche Intelligenz macht verblüffende Fortschritte und Chatbots wie ChatGPT sind im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Junge Menschen suchen nicht mehr im Internet, sie sprechen mit ihrem Chatbot über Schulinhalte, aber auch über Privates. Das Berufs- und Privatleben scheint sich derzeit grundlegend zu verändern. Aber wollen wir das? Wie stark soll KI unser Leben bestimmen? Und droht wirklich eine Massenarbeitslosigkeit?
Darüber spricht Yves Bossart mit dem Berliner Philosophen und KI-Experten Christian Uhle.

Sep 1, 2025 • 1h 1min
Vom Lieben und Leben nach dem Missbrauch
Die Fälle von Gisèle Pelicot und vom Kinderschänder aus der Bretagne erschüttern die Welt. Die Psychologin Helene Bracht richtet in ihrem Buch «Das Lieben danach» den Blick auf die von Gewalt Betroffenen und fragt: Wie lebt und liebt man weiter, wenn Traumatisches verborgen hinter einem liegt?
Die Organisationspsychologin Helene Bracht erzählt in ihrem Buch «Das Lieben danach» von einer jahrzehntelang verschütteten Erfahrung, die ihr ganzes Leben wie wucherndes Unkraut überwachsen und an den unmöglichsten Stellen immer neue Triebe geschlagen hat. Nachdem sie als kleines Mädchen mehrere Jahre sexuell missbraucht wurde, waren Intimität und Liebesbeziehungen für immer kontaminiert.
Mit siebzig Jahren legt Bracht nun ein Zeugnis ab über die schwierigen Versuche, weiter zu lieben und Vertrauen zu fassen. Ihre biografische Erzählung verwebt sie mit philosophischen und soziologischen Diskursen um sexuelle Freiheit und Gleichberechtigung und zeigt überzeugend, warum Kindsmissbrauch und sexuelle Gewalt immer auch gesellschaftliche Themen sind.
Barbara Bleisch trifft Helene Bracht zum Gespräch.
Wiederholung vom 27. April 2025

Aug 24, 2025 • 60min
Globale Unordnung – Krisen ohne Ende
Kriege, Machtpolitik, Hungersnöte, autoritäre Regime, erratische Zölle. Wo man hinschaut, so scheint es gerade, ist Krise oder braut sich gleich die nächste zusammen. Die Schweizer UN-Diplomatin Pascale Baeriswyl und der deutsche Politikwissenschaftler Carlo Masala ordnen ein.
Im Osten Europas tobt seit dreieinhalb Jahren ein Krieg. Oder seit 2014. Oder gar nicht, denn Russland spricht bekanntlich von einer «Spezialoperation». Gaza ist ein Trümmerfeld, die Bevölkerung stirbt oder ist am Verhungern, das Wort Genozid ist allenthalben zu hören. Und über all die Konflikte im globalen Süden wird kaum mehr berichtet. Selbst die Schweiz, die sich einst erfolgreich aus allem raushielt, ist nun von Donald Trumps wankelmütiger Zollpolitik betroffen. Wo man auch hinschaut: Nationalismus, Populismus und Autoritarismus sind auf dem Vormarsch.
Was geschieht hier eigentlich gerade? Und wie kam es zu dieser umgreifenden Destabilisierung? Bringen mehr Waffen weniger Krieg? Oder mehr? Und was, wenn Russland gewinnt?
Auf der Suche nach Antworten auf all diese komplexen Fragen spricht Olivia Röllin mit dem deutschen Politikwissenschaftler und Experten für internationale Politik Carlo Masala und der Schweizer UN-Botschafterin in New York Pascale Baeriswyl.

Aug 16, 2025 • 60min
Die Macht der Gefühle – Von Angst bis Zorn
Gefühle bestimmen den Alltag, aber auch das Weltgeschehen: Die einen haben Angst vor der Zukunft, andere treibt der Hass in den Krieg. Worin besteht die Macht von Gefühlen? Und wie sollen wir mit ihnen umgehen? Darüber spricht Yves Bossart mit dem Philosophen Dominik Perler.
Angst vor der Klimakrise, Wut auf die Eliten, Hass gegenüber Fremden. Gefühle machen Politik. Und sie lenken uns Menschen im Alltag, oft unbemerkt. Darum sollte man auf sie achten, aber Gefühle sollten nicht das letzte Wort haben, meint der Philosoph Dominik Perler, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Im Gespräch mit Yves Bossart erklärt er, warum die evolutionäre Angst vor Schlangen heute noch hilfreich ist, auch wenn man eher Angst vor Zucker, Fett oder vor Social Media haben sollte. Und er zeigt auf, was Gefühle über uns Menschen verraten, wie Verstand und Gefühl zusammenhängen und warum Liebesbeziehungen zu KI-Avataren problematisch sind.
Wiederholung vom 1. Juni 2025

Aug 9, 2025 • 56min
Wie lässt sich der Kreislauf von Trauma und Gewalt durchbrechen?
Maggie Schauer ist Psychologin und eine ausgewiesene Expertin zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Ihre Expertise führt sie rund um den Globus in Kriegsgebiete und Krisenregionen, zu Menschen, die Naturkatastrophen erlebten, und zu ehemaligen Kindersoldaten. Sie sagt: Trauma geht alle an.
Traumatisierungen sind keineswegs selten. Denn traumatisierend wirken nicht nur körperliche Gewalt oder extreme Entbehrungen, sondern ebenso tiefe Kränkungen, Mobbing oder Liebesentzug. Besonders schwer wiegen Traumata, die Kindern zugeführt werden. Ob Betroffene auch psychisch erkranken, hängt weniger von der Schwere des Erlebten ab, als von der Häufung, sagt die Psychotraumatologin Maggie Schauer.
Wer eine geborgene Kindheit hatte, steckt eine Naturkatastrophe oder eine Flucht später besser weg. Traumafolgeerkrankungen gehören aber nicht nur behandelt wegen des enormen Leidensdrucks, den sie verursachen, sondern ebenso, weil ihnen unbehandelt ein grosses Gefahrenpotenzial innewohnt: Traumata werden nicht nur weitergegeben, sondern führen nicht selten zu Gewaltausbrüchen. Trauma geht deshalb alle an, ist Schauer überzeugt, und fordert, dass auch traumatisierte Asylsuchende Therapieplätze erhalten.
Barbara Bleisch trifft die renommierte Expertin zum Gespräch.
Wiederholung vom 6. Oktober 2024

Aug 1, 2025 • 59min
Die Schweiz – Die beste Demokratie der Welt?
Die Demokratie ist in vielen Ländern unter Druck. Die Skepsis gegenüber Regierungen und demokratischen Verfahren wächst. Und mit ihr die Wut unter den Bürgerinnen und Bürgern. Muss die Demokratie gerettet werden? Wenn ja, wie? Eine «Sternstunde» mit Jagoda Marinić, Oliver Zimmer und Jonas Lüscher.
Die Schweiz gilt vielen als Hort der wahren Demokratie, denn das Schweizer Stimmvolk kann sich mit Initiativen und Referenden direkt einbringen, und der starke Föderalismus sorgt für eine flache Verteilung der Machtverhältnisse.
Allerdings: Volksentscheidungen sind auch in der Schweiz Minderheitsentscheidungen. Denn zur Urne geht jeweils weniger als die Hälfte aller Menschen, die in der Schweiz leben. Einerseits, weil nur Einwohnende mit Schweizer Pass und über 18-Jährige stimm- und wahlberechtigt sind, andererseits wegen der wachsenden Zahl derjenigen, die der Urne fernbleiben.
Ist die Schweiz also wirklich das Demokratie-Musterland? Und ist die direkte Demokratie noch zeitgemäss angesichts der Tatsache, dass sie beispielsweise ungeeignet scheint, griffige Massnahmen gegen den Klimawandel voranzutreiben? Ist sie gerecht vor dem Hintergrund, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht? Hat die Demokratie ihren Zenit womöglich überschritten? Oder bleibt sie nach wie vor die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von allen anderen, wie Winston Churchill es einst formulierte?
Diese Fragen diskutiert Barbara Bleisch mit der deutschen Schriftstellerin und Podcasterin Jagoda Marinić, mit dem schweizerisch-britischen Historiker Oliver Zimmer und dem schweizerisch-deutschen Schriftsteller Jonas Lüscher am Philosophiefestival phil.Cologne in Köln.

11 snips
Jul 26, 2025 • 60min
Mannsein heute – Zwischen Stärke und toxischer Männlichkeit
Markus Theunert, Männerpsychologe und Autor, sowie Journalist Tobias Haberl diskutieren die komplexen Herausforderungen des modernen Mannseins. Sie werfen einen kritischen Blick auf toxische Männlichkeit und deren Einfluss auf junge Männer, besonders in sozialen Medien. Die beiden beleuchten, wie patriarchale Strukturen Geschlechterrollen prägen und die Notwendigkeit einer respektvollen Auseinandersetzung mit Männlichkeit betonen. Außerdem wird die Dynamik der Incel-Bewegung thematisiert und die Wichtigkeit, alternative Männlichkeitsbilder zu entwickeln, hervorgehoben.

Jul 20, 2025 • 58min
Juli Zeh, woran krankt die Demokratie?
Juli Zeh ist Bestsellerautorin und nimmt als öffentliche Intellektuelle kein Blatt vor den Mund, etwa wenn sie gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine oder die pauschale Verunglimpfung von AfD-Wählenden plädiert. Barbara Bleisch trifft die Schriftstellerin zum Gespräch.
Juli Zeh gilt als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihre Romane werden in über 35 Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage beträgt mehrere Millionen, die Liste der Literaturpreise ist lang. Kein Wunder, denn praktisch immer thematisiert die promovierte Juristin und ehrenamtliche Verfassungsrichterin in ihren Geschichten drängende politische Fragen wie die Spaltung der Gesellschaft, den Umgang mit Rechtsradikalen oder die Frage der Überwachung. Nicht selten nimmt sie Problemlagen vorweg, die den politischen Diskurs der Zukunft bestimmen. Dabei zeigt sie sich gern auch streitlustig und kritisiert die Überheblichkeit der urbanen Bildungselite, die AfD-Wählende als unbelehrbare Dumpfbacken abstempeln und über die Hinterwäldler auf dem Land frotzeln. Die gebürtige Bonnerin lebt selbst seit vielen Jahren in einem 300-Seelendorf in Brandenburg im ehemaligen Ostdeutschland.
Barbara Bleisch spricht mit der Schriftstellerin über die politische Grosswetterlage und fragt, vor welchen Herausforderungen die westlichen Demokratien angesichts des Erstarkens autokratischer Kräfte stehen und wie sie resilient zu machen sind.
Wiederholung vom 9. März 2025

Jul 12, 2025 • 57min
Fremd in der Welt – Martin R. Dean über Herkunft und Identität
Der Schriftsteller Martin R. Dean erzählt im Roman «Tabak und Schokolade» seine tabuisierte Familiengeschichte: eine Geschichte des Kolonialismus, der Traumata, der Entwurzelung. Yves Bossart spricht mit ihm über verdrängte Vergangenheiten, über Rassismus und über das Fremdsein in der Welt.
Martin R. Dean hat die ersten Jahre seines Lebens in der Karibik verbracht, in Trinidad und Tobago, der Heimat seines Vaters. Die Vorfahren des Vaters stammten aus Indien und wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als «Kontraktarbeiter» unter sklavenähnlichen Bedingungen in die Karibik verschifft, um für die britische Kolonialmacht auf den Kakaoplantagen zu arbeiten. Deans Mutter stammt aus dem Aargau und war die Tochter von «Stumpenfabrikarbeitern», die den Tabak aus Übersee in Rauchware umformten. In Deans Familiengeschichte spiegelt sich ein Stück verdrängte Kolonialgeschichte. Seine Hautfarbe wurde schnell zum Tabu im konservativen Dorf. Was hat das mit ihm gemacht? Wie versöhnt man sich mit der eigenen traumatischen Vorgeschichte? Und wie lernt man, das Fremde als solches wertzuschätzen?
Wiederholung vom 5. Januar 2025