

International
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online.
Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.
Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.
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Jan 6, 2024 • 30min
Die zweite Front – Kriegsangst in Libanon
Je länger der Gaza-Krieg andauert, umso grösser die Gefahr, dass er sich zum Nahost-Krieg ausweitet. Ob es so weit kommt, wird sich im libanesisch-israelischen Grenzgebiet zeigen. Seit drei Monaten liefern sich die israelische Armee und die schiitische Miliz Hisbollah dort Gefechte. Die Reportage.
Die Fahrt vom Checkpoint quer durch die Pufferzone bis zur libanesisch-israelischen Demarkationslinie führt über Serpentinen hinauf auf karge, steinige Hochebenen, vorbei an leeren Dörfern und Höfen. Wie ausgestorben liegen sie da. Es ist spärlich bewachsenes Hügelland, über das Hirten mit ihren Schafherden ziehen. Wäre es nicht der Südlibanon, es wäre eine Idylle.
«Eigentlich könnten wir hier ganz gut leben», sagt der Schafhirt Ibrahim. Doch die Gegend ist zu gefährlich geworden. Erst kürzlich wurden zwei Hirten auf dem Feld von einer Granate getötet.
Ibrahim wird wegziehen zu Verwandten in die etwas entfernte Bekaa-Ebene. Rund fünfzigtausend Menschen haben das umkämpfte Grenzgebiet mittlerweile verlassen und im sichereren Hinterland Zuflucht gefunden. «Wir haben mit diesem Krieg nichts zu tun», sagt Ibrahim. «Wir wollen einfach nur leben». Doch die Miliz Hisbollah («Partei Gottes») hat in der Gegend ihre Stellungen. Und sie will mit einem Kleinkrieg über die Grenze gegen Israel Solidarität mit der Hamas demonstrieren.
Die Hisbollah wurde in den Achtzigerjahren im libanesischen Bürgerkrieg von den iranischen Revolution-Garden gegründet, stark wurde sie im Guerillakampf gegen die einstige israelische Besatzung des Südlibanons. Seither präsentiert sie sich als die Beschützerin der schiitischen Minderheit im Libanon, zugleich als Vorkämpferin für die palästinensische Sache. Sie verfügt wohl über mehr als einhunderttausend Raketen, darunter weitreichende und präzise, gegen die – in Schwärmen verschossen - auch Israels «Iron Dome»-Schutzschild wenig ausrichten könnte. Kampferfahren und diszipliniert, wäre die Hisbollah im Ernstfall für Israel ein hochgefährlicher Gegner.
Die Mehrheit der Libanesinnen und Libanesen lebt schon seit Jahren in einem Zustand permanenter Unsicherheit und Bedrohung, nun kommt noch die Kriegsangst dazu.
«Wir sind wie ausgeliefert», sagt auch Leila in ihrem Lebensmittelgeschäft im Westen der Hauptstadt Beirut. «Hier kann dir alles passieren».

Dec 30, 2023 • 29min
«Best of»: Sacklzement nomoi: Annäherung an die bayerische Seele
«Immer wieder diese Bayern» denken viele im Rest der Republik. Sie fühlen sich als etwas Besonderes und sie ragen vielerorts auch heraus. Zwar hat die CSU längst an Zuspruch verloren, aber Heimatverbundenheit kennt eben keine Parteifarben. Reportage auf der Suche nach der bayerischen Seele.
«Für die Bayern wäre es vielleicht sinnvoller, wenn sie manchmal etwas zurückhaltender agieren täten». Das sagt Professor Heinrich Oberreuter mit Blick auf den zur Schau getragenen Stolz. Tradition und Modernisierung haben den Freistaat weit gebracht.
Die Politik bleibt allerdings Männersache. Kabarettistin Luise Kinseher wurde mit Hass eingedeckt, als sie als erste Frau beim Starkbierfest auf dem Nockherberg die bissige Spottrede gegen die politische Elite halten durfte. Ihre Auftritte als «Mama Bavaria» haben sie dennoch zu einem Teil der bayerischen Heimat gemacht.
Wie die dominante CSU in Universitätsstädten an Zustimmung verlor, zeigt die Reise nach Passau und die Suche nach der bayerischen Seele führt zu Musiker Christoph Well.
Er hatte mit der legendären «Biermösl Blosn» die Volksmusik einst modernisiert und mit satirischen Texten die Konservativen geschockt. «Stofferl» Well kennt den Klang Bayerns und setzt sich dafür auch an die Harfe.
CSU-Ministerpräsident Markus Söder definiert im aktuellen Landtagswahlkampf gleich selbst, was bayerisch ist. «Bayern ist fast zu schön, um wahr zu sein», beobachtet Publizistin Anna Clauss und erklärt diese «Mischung aus Wunderland und Schurkenstaat».
(Erstaustrahlung: 30. September 2023)

Dec 23, 2023 • 29min
«Best of»: Lwiw – eine Stadt zwischen Alltag und Trauma
In der westukrainischen Stadt Lwiw bricht der Krieg nur ab und zu in den Alltag ein. Doch unter der Oberfläche von scheinbarer Leichtigkeit liegen Schmerz und Trauer.
Lwiw, das frühere Lemberg, ist reich an architektonischer Schönheit und zieht seit jeher Reisende an. Im Krieg aber wurde Lwiw zu einer Durchgangsstation auf der Flucht nach Westen. Für viele ist die Stadt auch eine sichere Zuflucht im eigenen Land, weil hier weniger Bomben fallen.
In den malerischen Gassen der Altstadt spürt man viel Normalität. So sind die Museen wieder offen, es finden Stadtführungen statt und Leute aus Kiew oder dem Osten der Ukraine erholen sich hier oder fangen neu an.
Daneben sind in Lwiw aber auch die Schrecken des Kriegs deutlich spürbar. Es kommen Konvois mit Verletzten an. Es sind Versehrte aus den Kampfgebieten, die man hier behandelt. Die meisten benötigen Prothesen. Und jeden Tag werden Gefallene beerdigt. Viele stellen sich die bange Frage: überleben wir das?
(Erstausstrahlung: 26. August 2023)

Dec 16, 2023 • 28min
Polen entdeckt seine jüdische Seite
In Polen lebten einst mehr Jüdinnen und Juden als in jedem anderen europäischen Land. Holocaust und Auswanderungswellen machten das zunichte. Doch der verlorene Teil der eigenen Kultur stösst auf neues Interesse. Und manche in Polen entdecken sogar, dass sie selbst jüdischer Abstammung sind.
Als Teenagerin stiess Magda Dorosz auf die Familienmemoiren ihres verstorbenen Grossvaters. Und darin auf Namen von Verwandten, von denen sie bisher nie gehört hatte.
Sie forschte nach und fand heraus, was ihr Grossvater verschwiegen hatte – dass ihre Familie eigentlich jüdisch ist.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Warschau nach New York die zweitgrösste jüdische Gemeinde weltweit. Von den knapp dreieinhalb Millionen polnischen Jüdinnen und Juden lebten nach dem Völkermord durch die Nazis nur noch ein Zehntel. Und die allermeisten Überlebenden verliessen Polen in den kommunistischen Nachkriegsjahren.
Mit ihnen verschwand die jahrhundertealte jüdische Kultur Polens. Doch zunehmend mehr Polinnen und Polen beginnen sich für das verlorene Erbe zu interessieren.
Der Spitzensportler Dariusz Popiela restauriert zusammen mit Freiwilligen jüdische Friedhöfe. «Das ist mein ganz persönliches Aufbegehren gegen das Vergessen», sagt er.
Die Gastro-Unternehmerin Justyna Kosmala serviert in einem Warschauer Bistro jüdisch geprägte Gerichte. Sie ist überzeugt: «Essen ist ein guter Ausgangspunkt, um sich über die vielen Gemeinsamkeiten in Polen auszutauschen.»
In Kazimierz, dem historischen jüdischen Viertel von Krakau, sind manche Gassen so voll von Touristen, dass man sich wie in einem jiddischen Disneyland vorkommt. Janusz Makuch, Organisator des jüdischen Kulturfestivals in Kazimierz, sagt: «Ich will der ganzen Welt zeigen, dass die sechs Jahre Völkermord an den Juden die tausend Jahre gelebter jüdischer Kultur hier nicht auslöschen können.» Den Rummel in Kazimierz nimmt er gern in Kauf, wenn dafür das jüdische Erbe Polens sichtbarer wird.

Dec 9, 2023 • 29min
Die Zukunft der Shetlandinseln zwischen Öl und Wind
Die Shetlandinseln sind bekannt für Schafe, Ponys und Seevögel. Auf der windigen Felsformation in der Nordsee liegt aber auch der grösste Öl-Hafen Europas und es drehen sich viele Windräder. Zwischen Wind und Öl zeigen sich die Vergangenheit und die Zukunft der Energieversorgung.
Der nördlichste Zipfel des Vereinigten Königreichs verfügt über eine eindrückliche Infrastruktur: mehrere Hallenbäder, ein Kulturzentrum und Strassen ohne Schlaglöcher. Diese hat Shetland dem Erdöl-Reichtum der Nordsee zu verdanken, der den abgelegenen Inseln während Jahrzehnten hohe Einnahmen bescherte.
Doch in Zeiten des Klimawandels zeichnet sich das Ende der fossilen Energien ab und die Shetlandinseln bereiten sich auf eine neue Zukunft vor. Zu dieser gehört die Nutzung eines anderen Reichtums dieser Inseln, des Windes. Hunderte Windräder produzieren bereits heute Strom. Und draussen in der Nordsee, dort wo während Jahrzehnten das Öl sprudelte, will man im leergepumpten Meeresgrund CO2 einlagern.
Doch wie viel schädliches CO2 man dereinst tatsächlich in die alten Bohrlöcher pressen kann, ist umstritten. Klar ist hingegen, dass der Klimawandel längst die Artenvielfalt des subarktischen Archipels gefährdet.

Dec 2, 2023 • 28min
In den USA sind minderjährige Arbeitskräfte immer begehrter
Teenager schuften nach der Schule auf Äckern oder im Service und verrichten auch gefährliche Arbeiten: In den USA kommt das immer öfter vor. In einigen Bundesstaaten wurden die Gesetze gelockert. Gewerkschaften schlagen Alarm.
In den USA fehlt es in vielen Branchen an Arbeitskräften. Für manche Jobs gibt es kaum erwachsene Bewerberinnen und Bewerber. Auf der Suche nach Personal setzen viele Betriebe deshalb auch auf Minderjährige. Die dann jeweils neben der Schule noch stundenlang zur Arbeit gehen.
Damit die Rekrutierung von Jugendlichen noch einfacher wird, haben einige Bundesstaaten die Regeln für Kinder- und Jugendarbeit gelockert. Zur Diskussion steht beispielsweise auch, dass junge Menschen für gefährliche Arbeiten eingesetzt werden könnten.
Gewerkschaften und Verbrauchschutzorganisationen beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Sie vermuten, dass der Mangel an Arbeitskräften nur ein Grund für lockerere Gesetze sei, und befürchten, es verstecke sich dahinter die Absicht, den Arbeitsschutz generell zu schwächen.

Nov 25, 2023 • 27min
Armut. Hoffnung. Schuldenfalle? Mikrokredite in Kambodscha.
Helfen sie tatsächlich, die Armut zu lindern? Oder treiben sie die Armen nicht vielmehr in die Schuldenfalle? Mikrokredite sind in Kambodscha weit verbreitet, das Land gehört – gemessen am Pro-Kopf-Volumen – zu den weltweit grössten Mikrofinanzmärkten. Doch das System steht in der Kritik.
Mai Chhen* lebt ein bescheidenes Leben. Doch sie brauchte ein Motorrad für den Weg in die Fabrik, musste die Spitalrechnungen für ihren kranken Vater begleichen, die Schulkosten für ihren Sohn. Dafür reichte der Lohn als Textilarbeiterin nicht. Mikrokredite schienen die Lösung. Jetzt sitzt Mai Chhen tief in der Schuldenfalle. 14'000 Dollar: Wird sie die je zurückzahlen können?
«Ich schäme mich», sagt Bäuerin Heng Borey* «aber wir brauchen das Geld, um zu überleben». Zum Überleben. Um ihre Kreditschulden begleichen zu können, muss Heng Borey neue Kredite aufnehmen. Ein Teufelskreis.
Mikrofinanz. Mikrokredite. Die Idee ist eigentlich einfach: Jemand bekommt etwas Geld, investiert es zum Beispiel in ein kleines Geschäft. Erzielt damit mehr Einkommen und zahlt den Kredit zurück. Nur: Die Realität sieht in Kambodscha oft anders aus.
«Die Mikrofinanz ist ein Geschäft, das auf Gier basiert», sagt eine Kritikerin. «Mikrofinanzinstitute müssen rentabel sein», sagt der Branchenvertreter.
Mikrokredite in Kambodscha. Sie sind weit verbreitet. Sind sie auch effektiv? Oder doch nur: Armut. Hoffnung. Schuldenfalle?
* Namen geändert.

Nov 18, 2023 • 31min
Israel/Palästina – 100 Jahre Blut und Tränen
Als die palästinensisch-israelische Schriftstellerin Fida Jiryis vor zehn Jahren begann, ihre Familiengeschichte zu erforschen, ahnte sie nicht, welche alten Wunden diese in ihr aufreissen würde. Ihr Buch ist eine persönliche Chronik der Tragödie zweier Völker und zahlloser verpasster Chancen.
* Mit zehn Jahren verlor Fida Jiryis ihre Mutter. Getötet wurde diese 1983 in einem Bombenanschlag in Beirut. Dorthin hatte sich der Krieg zwischen militanten Palästinensern und der israelischen Armee zwischenzeitlich verschoben.
* Mit zehn Jahren erlebte Sabri Jiryis, der Vater der palästinensisch-israelischen Schriftstellerin, wie muslimische Dörfer rundum sein christliches Dorf Fassuta im Norden Palästinas, respektive Israels, verschwanden.
* Mit zehn Jahren erlebt Jahid heute im Flüchtlingslager Dschenin im besetzten Westjordanland permanente Gewalt zwischen Palästinensern und Israelis. Weil das Lager als Terror-Nest gilt, sind Razzien der israelischen Streitkräfte an der Tagesordnung. Der Junge sagt: «Früher habe ich geweint. Heute kommen mir nur noch die Tränen hoch, wenn es richtig hart wird.»
Drei Generationen in einem Jahrhundert ohne Perspektive. In ihrem Buch «Fremde im eigenen Land» versucht Fida Jiryis herauszufinden, warum ihre Mutter so früh im Exil sterben musste, was ihren Vater einst antrieb, den bewaffneten Kampf gegen Israel gutzuheissen.
Fida Jiryis scheut keine schmerzhaften Einsichten und macht Palästinenser und Israelis gleichermassen für verpasste Chancen und das endlose Leid verantwortlich.
Angesichts der Wucht, mit welcher der Konflikt im Oktober wieder explodierte, wirkt ihre Chronik fast schon prophetisch. Die Reportage.

Nov 11, 2023 • 27min
Das Trauma sowjetischer Atomtests prägt Kasachstan bis heute
Die Sowjetunion zündete auf einem Testgelände in Kasachstan mehr als 450 Atombomben. Die Bewohnerinnen und Bewohner leiden bis heute unter der Verstrahlung. Auch Jahrzehnte nach den Tests prägt dieses Trauma die kasachische Gesellschaft und Politik.
Lange wussten die Menschen im Nordosten Kasachstans nicht, was auf dem «Schiessplatz» draussen in der Steppe vor sich ging. Der Grund für die regelmässigen Explosionen, die riesige Pilzwolken erzeugten, war in der UdSSR ein Staatsgeheimnis. Schon bald gab es in der Region mehr Leukämiekranke, mehr Kinder kamen mit Behinderungen zur Welt oder wurden tot geboren.
Die Sowjets konnten die Atomtests und ihre Folgen nicht dauerhaft verbergen. In den 1980er Jahren gelang es einer Bürgerbewegung, die Tests zu stoppen. Doch die Leute in der Region leiden immer noch unter den Spätfolgen. Das Erbe der Explosionen lastet bis heute schwer auf dem Land.
Kasachstan erzeugt 80 Prozent seines Stroms mit Kohle. Das ist ineffizient und umweltschädlich. Darum möchte die Regierung ein Atomkraftwerk bauen. Als Partner für ein solches Projekt kommt auch Russland infrage. Aber selbst die autoritäre kasachische Elite muss auf die Bevölkerung hören – und die Atomkraft ist in der Bevölkerung höchst umstritten. Das Trauma der Atomtests wirkt im Volksgedächtnis nach.

Nov 4, 2023 • 33min
Schluss mit «Prachtnelken» - Japans Frauen wehren sich
Fast vierzig Jahre nach der formellen Gleichstellung bleiben die japanischen Frauen in Politik und Wirtschaft massiv untervertreten. Dahinter steckt ein sehr konservatives Rollenbild, das sich auch im Privaten hält. Doch die neue Generation fordert ihre Rechte ein, mit innovativen Ideen.
«Nadeshiko» - wie die «Prachtnelken» sollten Japans Frauen sein: Anmutig, willensstark, dezent verführerisch, opferbereit und dreifach gehorsam – als Tochter dem Vater gegenüber, als Ehefrau dem Ehemann und als Mutter dem Sohn. Die Vorstellung stammt aus dem 19. Jahrhundert, doch sie hält sich hartnäckig in der männerdominierten japanischen Gesellschaft. Japan belegt im Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums Platz 125 von 146 Ländern.
Manche Frauen fügen sich. Doch immer mehr kämpfen für Gleichstellung - in der Öffentlichkeit und zu Hause.
Masako Shinohara unterstützt Studierende beim Einstieg ins Berufsleben. Auf ihrer Visitenkarte steht in dicken Lettern «Sag nein zum Sexismus bei der Jobsuche». «Viele Frauen heute tragen Hosen und Turnschuhe statt Rock und Pumps. Sie wollen ihre Persönlichkeit, nicht ihr Geschlecht darstellen. Also fühlen sie sich unwohl, wenn ihnen gesagt wird, sie müssten etwas tun, weil sie weiblich sind».
Aktivistinnen wehren sich erfolgreich dagegen, dass Mädchen in Röcken zur Schule, Frauen im eng geschnittenen Kleid zum Vorstellungsgespräch und in Stöckelschuhen zur Arbeit erscheinen müssen. Erste Unternehmen richten Tagesstätten ein, wo Eltern ihre Kinder im Auge behalten können, während sie gleichzeitig ihre Berufsarbeit tun. Eine App, mit der Paare den Anteil der geleisteten Hausarbeit messen können, wurde fast eine Million Mal heruntergeladen.
Und auch die Politik ist zur Kampfzone geworden. Hier ist das Missverhältnis besonders eklatant: Nur zehn Prozent der japanischen Abgeordneten sind Frauen – daran hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert. Auf lokaler Ebene sieht es nicht besser aus: nur zwei Prozent der Rathäuser werden von Frauen geleitet. Aber auch das soll sich jetzt ändern. Eine Gruppe kämpft dafür, dass die Hälfte der Parlamentssitze an Frauen gehen. Bei den letzten Regionalwahlen hatte sie erste Erfolge.