So techt Deutschland - der ntv Tech-Podcast

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Apr 2, 2025 • 31min

"Wir reden von Hochtechnologie, aber handeln wie in den Neunzigern" - Charlie Müller (Futury)

Charlie Müller hat ein Ziel: "Wir bringen Startups und Industrie zusammen, damit Technologien, Ideen und Produkte von Startups schnell angewandt werden". Als Mitgründer und Geschäftsführer von Futury baut er seit fast einem Jahrzehnt an einer Plattform, die junge Unternehmen mit konkreten Problemen der Industrie vernetzt. Anders als viele Innovationszentren in Berlin wolle Futury keine Showfläche sein, sondern Lösungen liefern - direkt am Ort des Geschehens."Wir wollen nicht im luftleeren Raum innovieren, sondern wir fangen auf der Industrieseite an", sagt Müller. Besonders aktiv ist Futury in der Bauindustrie. Dort geht es um CO2-neutralen Beton oder Gebäudeenergieeffizienz. "Das Startup kann durch die gesamte Wertschöpfungskette testen, ob das Produkt funktioniert", erklärt Müller.Futury nimmt keine Anteile, sondern finanziert sich über Industriepartner. Derzeit beteiligt sich das Unternehmen gemeinsam mit vier Hochschulen aus dem Rhein-Main-Gebiet am Wettbewerb Startup Factories - ein Prestigeprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums. Ziel ist es, das Rhein-Main-Gebiet zu einer echten Gründungsregion zu machen. Noch ist der Abstand zu den Startup-Hotspots groß. In Berlin gab es 2024 laut Startup-Verband knapp 500 Neugründungen, in München waren es rund 200 und Hamburg kam auf rund 160 frische Startups. Frankfurt am Main landete mit rund 50 Gründungen nur auf dem sechsten Platz.Besonders belastend für junge Gründerinnen und Gründer sei die Bürokratie, kritisiert Müller. "Du gründest ein Startup, gewinnst deinen ersten Kunden, willst eine Rechnung schreiben und brauchst eine Steuernummer - bis du die hast, dauert es acht bis zehn Wochen."Viele Startups verzweifeln an Formularen, Ausschreibungsbedingungen oder Excel-Tabellen, die sie für das Statistische Landesamt ausfüllen müssen. "Wir reden von Hochtechnologie, aber handeln wie in den Neunzigern", sagt Müller. Er fordert echte Strukturreformen: "Innovation braucht Vertrauen, Tempo und Raum zum Ausprobieren - und keinen Verwaltungsdschungel."Warum Nachhaltigkeit keine Option, sondern Voraussetzung ist - und wieso Deutschland sich dringend um seine Gründer kümmern muss, erzählt Charlie Müller in der neuen Folge von "So techt Deutschland". Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.html Wir verarbeiten im Zusammenhang mit dem Angebot unserer Podcasts Daten. Wenn Sie der automatischen Übermittlung der Daten widersprechen wollen, klicken Sie hier: https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Mar 26, 2025 • 31min

Elektronische Patientenakte? "Ich bin auch am Anmeldeprozess gescheitert" - Andreas Strausfeld (Bitmarck)

Wer sich vor 2025 freiwillig für die elektronische Patientenakte (ePA) entschieden hat, war Teil einer digitalen Minderheit. "Das haben tatsächlich nur sehr wenige gesetzlich Versicherte gemacht", berichtet Andreas Straußfeld. Gerade einmal ein Prozent der Versicherten ließ sich ihm zufolge proaktiv freischalten.Straußfeld ist CEO von Bitmarck. Das Unternehmen ist neben IBM einer der beiden technologischen Anbieter für die elektronische Patientenakte. Diese wird wiederum seit Januar 2025 für alle gesetzlich Versicherten eingeführt. Das passiert in Form des Opt-out-Modells. Wer nicht widerspricht, bekommt automatisch eine.  Bitmarck arbeitet für die elektronische Patientenakte ePA mit der österreichischen Firma Rise zusammen. Gemeinsam beliefern sie rund 80 gesetzliche Krankenkassen und 14 private Versicherer. Technisch basiert alles auf einem Standard. Unterschiede sieht man höchstens im Logo im App-Store. Doch obwohl die Datenbasis täglich wächst, läuft nicht alles glatt. Der erste Zugang zur ePA-App ist für viele Nutzerinnen und Nutzer ein echter Hürdenlauf. "Das ist ein sehr komplizierter Prozess, mit Postident und was man dann alles tun muss", gibt Strausfeld zu. "Ich bin auch am Anmeldeprozess gescheitert, mit meiner Krankenkasse." Besser werde es erst nach dem ersten Login, sagt der Bitmarck-CEO.Dabei wurde das System von Grund auf neu entwickelt – mit Cloudtechnologie, standardisierten Schnittstellen und Zertifizierung durch die Gematik, der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, die im deutschen Gesundheitswesen für die technologische Infrastruktur verantwortlich ist.Bei sensiblen Gesundheitsdaten ist Sicherheit das A und O. "Die Daten liegen auf Bitmarck-eigenen Systemen in eigenen Rechenzentren in Deutschland", sagt Strausfeld. In den Pilotregionen funktioniere das System bereits überraschend gut. "Täglich wandern 1600 bis 2000 Dokumente in die Akten, wir sehen 60.000 Logins pro Tag." Trotzdem sind bisher nicht alle Praxen bereit, der bundesweite Rollout wurde deshalb auf April verschoben.Strausfeld sieht in der elektronischen Patientenakte auf mittlere Sicht das Fundament einer künftigen digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel sei nicht nur mehr Transparenz: "Je größer die Datenmengen, desto klarer die Erkenntnisse - für die Gesamtheit, aber auch für den einzelnen Versicherten." Welche Neuerungen es geben wird und ob der Zugang für alle einfacher wird, erzählt Andreas Strausfeld in der neuen Folge von "So techt Deutschland".Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.html Wir verarbeiten im Zusammenhang mit dem Angebot unserer Podcasts Daten. Wenn Sie der automatischen Übermittlung der Daten widersprechen wollen, klicken Sie hier: https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Mar 19, 2025 • 33min

"Wir wollen keine Zigaretten mehr verkaufen" - Veronika Rost (Philip Morris)

Philip Morris ist der größte Tabakkonzern der Welt und bekannt für Marken wie Marlboro. Doch das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den Großteil seines Umsatzes ohne die Zigarette zu erzielen. Veronika Rost ist Deutschlandchefin von Philip Morris und muss deswegen daran arbeiten, den Umsatzbringer des Unternehmens abzuschaffen. "Wir wollen keine Zigaretten mehr verkaufen", sagt Rost, und zitiert damit einen ihrer Vorgänger auf dem Chefsessel des Konzerns. Dabei wäre die Kundschaft vorhanden. 20 Prozent der Frauen und Männer ab 18 Jahren in Deutschland rauchen. Tendenz leicht sinkend.Die Zukunft sieht Philip Morris in Tabakerhitzern, die etwa unter der Marke Iqos vertrieben werden. "Viele denken, Alternativen sind genauso schädlich wie die Zigarette - dabei sagt sogar das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass sie weniger krebserregend sind." Kritiker sehen in der Strategie von Philip Morris dennoch einen Versuch, die Marktstellung des Unternehmens langfristig zu sichern. Rost hingegen kritisiert, dass Regulierung den Abschied von der Zigarette noch erschwere. "Ich stimme der Aussage meines Chefs zu: Die Zigarette kann man in Deutschland am einfachsten verkaufen." Denn Zigaretten seien bekannt, die neue Technologie hingegen werde kritisch beäugt und noch strenger reguliert.Was Philip Morris konkret an der Regulierung in Deutschland kritisiert, was andere Länder wie Japan besser machen, und warum Werke in Deutschland geschlossen werden mussten, erzählt Veronika Rost in der neuen Folge von "So techt Deutschland." Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.html Wir verarbeiten im Zusammenhang mit dem Angebot unserer Podcasts Daten. Wenn Sie der automatischen Übermittlung der Daten widersprechen wollen, klicken Sie hier: https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Mar 12, 2025 • 36min

"Wir vervier- oder verfünffachen die Produktion eines vorhandenen Windparks" - Lars Meyer (Nextwind)

Lange Genehmigungsverfahren waren das Nadelöhr der Energiewende, Windkraft-Projektentwickler mussten früher bis zu drei Jahre auf grünes Licht warten. Jetzt erhalten sie ihre Genehmigung teilweise schon nach zehn Monaten. In "So techt Deutschland" erklärt Lars Meyer von Nextwind, warum sich die Bürokratie lockert, was das für den Ausbau der Windenergie bedeutet und wo es noch hakt.Nextwind hat sich auf die Modernisierung bestehender Windparks spezialisiert, anstatt neue Anlagen auf unerschlossenen Flächen zu errichten. "Wir konzentrieren uns darauf, die Produktion aus dem vorhandenen Standort zu vervier- oder verfünffachen", sagt er im Podcast.Dieser Vorgang nennt sich Repowering, der große Vorteil liegt in der Effizienz. Anstatt mühsam neue Genehmigungen für unerschlossene Standorte zu beantragen und mit Widerständen aus der Bevölkerung zu kämpfen, nutzt Nextwind bestehende Infrastruktur. Die Akzeptanz in den Gemeinden ist höher, da es bereits Windparks gibt, auch die Genehmigungsprozesse laufen schneller ab. Zudem sind moderne Windräder deutlich leistungsfähiger, sodass mit weniger Anlagen mehr Strom erzeugt werden kann. "Wenn man von einer bestehenden Windressource vier- bis fünfmal so viel Energie erzeugen kann wie mit alter Technologie, ist der positive Beitrag für die Klimabilanz unstrittig", sagt Meyer.Deutschland gehört im globalen Vergleich zu den führenden Windenergiemärkten und belegt hinter China und den USA den dritten Platz. Trotz der vergleichsweisen kleinen Fläche ist das Land eine treibende Kraft im Ausbau erneuerbarer Energien. "Es gibt heute zwei Länder mit einer höheren installierten Kapazität als Deutschland, aber wenn man die Größe von China und den USA mit Deutschland vergleicht, sieht man, was wir eigentlich geleistet haben", betont Meyer.Ihm zufolge kommt inzwischen immer mehr Tempo in den Ausbau der Erneuerbaren, das sei der "Verdienst der alten Regierung". Noch-Bundeswirtschaftsminister Habeck habe die Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt.Wie sich die Windkraft weiterentwickelt, was sie für den Strompreis bedeutet und welche politischen Rahmenbedingungen dabei eine Rolle spielen, erzählt Lars Meyer in der aktuellen Folge von "So techt Deutschland". Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Mar 5, 2025 • 40min

"Wir vertreiben gerade unsere KI-Industrie aus dem Land" - Oliver Kraft (KIT)

Deutschland steht für Ingenieurskunst, exzellente Ausbildung und eine starke Industrie. Doch bei Zukunftstechnologien droht das Land ins Hintertreffen zu geraten. Es gibt eine sehr gute Hochschullandschaft, aber "wenn unsere Startups Geld aus Kalifornien bekommen, gehen die guten Ideen eben nach Kalifornien", sagt Oliver Kraft, Vizepräsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Besonders in den Zukunftsbranchen wiederholt sich dieses Muster: Photovoltaik, Batterietechnologie, Künstliche Intelligenz - überall gab es vielversprechende Ansätze, doch oft fehlte der langfristige Wille zur Förderung.Besonders bitter: Es mangelt nicht an klugen Köpfen oder innovativen Ideen, sondern an finanzieller und struktureller Unterstützung. In den 2000er Jahren war Deutschland führend in der Solartechnologie, bevor Unternehmen reihenweise aufgegeben haben oder ins Ausland abgewandert sind. "Unsere Photovoltaik-Industrie haben wir erst einmal aus dem Land vertrieben - und jetzt tun wir es gerade zum zweiten Mal", warnt Kraft.Auch in der Batterietechnik sah es gut aus: "Vor 15 Jahren waren wir in der Forschung zur Lithium-Ionen-Batterie weit vorn und haben auch das aufgegeben, weil die deutsche Industrie abgewunken hat", so Kraft. Dasselbe drohe nun im Bereich der Künstlichen Intelligenz: Während in den USA Milliarden in KI-Startups fließen, läuft die Förderung in Deutschland eher schleppend.Doch nicht alles sieht düster aus. 2024 feierte das KIT sein 200-jähriges Bestehen - eine Hochschule, die Pionierleistungen hervorgebracht hat: Das damalige Polytechnikum Karlsruhe war Vorbild für das berühmte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Carl Benz studierte in Karlsruhe, bevor er das Automobil erfand. Heinrich Hertz entdeckte die elektromagnetischen Wellen, die später Basis für Funk, WLAN und Mobilfunk wurden. Otto Lehmann legte mit der Erforschung von Flüssigkristallen den Grundstein für moderne Displays.Karlsruhe entwickelt sich durch das KIT immer mehr zu einem Hotspot für IT-Unternehmen - über 50 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt kommen mittlerweile aus der Tech-Branche. Auch bei Ausgründungen gibt es Lichtblicke: "Startups aus dem KIT wurden von großen Playern wie Zoom übernommen, die hier Entwicklungszentren aufbauen", erzählt Kraft. Diese Dynamik müsse auf andere Technologiefelder ausgeweitet werden, damit Deutschland nicht an globalem Einfluss verliere.Ein vielversprechender Bereich ist die Materialwissenschaft, in der das KIT eine Vorreiterrolle spielt. Hier wird mit Künstlicher Intelligenz an autonomen Laboren geforscht, die neue Werkstoffe schneller entdecken und entwickeln als je zuvor. Wie das funktioniert und wieso Oliver Kraft trotz aller Schwierigkeiten positiv auf den Standort Deutschland blickt, erzählt er in der neuen Folge von "So techt Deutschland". Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Alle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlWir verarbeiten im Zusammenhang mit dem Angebot unserer Podcasts Daten. Wenn Sie der automatischen Übermittlung der Daten widersprechen wollen, klicken Sie hier: https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Feb 26, 2025 • 39min

"Deutschlands KI-Forschung ist Weltklasse, aber ..." - Philipp Herzig (SAP)

SAP setzt immer stärker auf Künstliche Intelligenz. Im vierten Quartal seien bei der Hälfte aller Abschlüsse mittlerweile KI-Komponenten integriert, sagte SAP-Chef Christian Klein Ende Januar. Mit der "SAP Business Data Cloud" sollen Daten über Unternehmensgrenzen hinweg für KI-Anwendungen nutzbar werden. Aber Philipp Herzig, Chief AI und Chief Technology Officer (CTO) bei SAP, sieht KI nicht als Selbstzweck: "Unser Job ist immer, die Technologie zu verstecken, weil die meisten Menschen nur den Mehrwert nutzen wollen, ohne darüber nachzudenken, wie etwas funktioniert."Deshalb ist für ihn klar: Gute KI ist unsichtbar - und maximal einen Klick entfernt. "Die besten Anwendungsfälle sind die, die das Unternehmen einfach anschalten kann, die eng in den Arbeitsfluss und die Tools der Mitarbeitenden verbaut sind." In der Praxis bedeutet das: Eine Führungskraft soll sich nicht durch komplizierte Software klicken müssen, sondern mit einem einzigen Befehl eine Leistungsbeurteilung oder eine Finanzanalyse erstellen können.Braucht Deutschland ein eigenes KI-Sprachmodell?Während OpenAI gerade sein erstes Büro in München eröffnet und Deutschland als den spannendsten KI-Markt in Europa bezeichnet, stellt sich die Frage: Muss Europa oder gar Deutschland ein eigenes großes Sprachmodell entwickeln? Herzig ist skeptisch: "Einerseits haben wir in Europa aus meiner Sicht zwei Sprachmodelle, die wir sehr gut nutzen können - Aleph Alpha und Mistral". Wichtiger sei jedoch, die Technologie sinnvoll einzusetzen, "aber jetzt einfach nur nachzubauen, was schon geht, halte ich für keine gute Idee."Dennoch sei Deutschland in der KI-Forschung weltweit führend, betont Herzig: "Die Forschung ist Weltklasse. Egal welche Uni, Sie können nach Saarbrücken, ans DFKI, an die TU München, an die LMU, das Hasso-Plattner-Institut oder die Berliner Universitäten gehen."Das Problem beginne im nächsten Schritt, ergänzt der KI-Experte und verweist exemplarisch auf das Thema Bildgenerierung. Die sogenannten Diffusionsmodelle seien an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) erfunden worden. "Wer hat sie kommerzialisiert und erfolgreich gemacht? Andere Unternehmen, nicht unbedingt deutsche" sagt Herzig.Forschung top, Umsetzung flopSein Fazit: "Wir sind von der Forschung her super aufgestellt. Die Schwierigkeit, die wir haben: Sobald wir eine tolle Forschung gemacht haben, wie geht es dann weiter? Wie werden dann Unternehmen und Startups gegründet? Kriegen die das Geld?" Genau hier müsse Deutschland mutiger werden.Noch ist KI vor allem ein Werkzeug - aber SAP denkt bereits weiter. In Zukunft, so Herzig, könnten KI-Agenten selbstständig Hypothesen aufstellen, Daten auswerten und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen: "Hier liegt das Problem." Ein Finanzchef könne dann nicht nur fragen: "Wie waren unsere Umsätze letzte Woche?". Stattdessen sei die KI in der Lage, stattdessen von sich aus Hinweise zu geben, wo sich etwas verändert hat - bevor jemand danach fragt.Herzigs Ansatz ist es, KI nicht nur einfacher bedienbar zu machen, sondern sie auch in bestehende Geschäftsprozesse zu integrieren. Das Thema KI wie ein kleines Startup innerhalb der SAP zu organisieren, um es dann "über den Rest der Firma und die 400.000 Geschäftskunden der SAP zu skalieren". Wie der SAP-CTO privat KI nutzt und wo sie sein Leben einfacher macht, erzählt Philipp Herzig in der neuen Folge von "So techt Deutschland".Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Feb 19, 2025 • 34min

KI in Deutschland? "Technologie respektiert keine Traditionen" - Kenza Ait Si Abbou (Fiege)

Wenn es um KI und Digitalisierung geht, redet Kenza Ait Si Abbou nicht um den heißen Brei herum. "Unser Wohlstand in Deutschland führt dazu, dass wir nicht veränderungsbereit sind", sagt die KI-Expertin. In der Zukunft gelten andere Regeln: "Technologie respektiert keine Traditionen", macht sie deutlich.Abbou weiß, wovon sie spricht. Die Ingenieurin ist eine der bekanntesten KI-Expertinnen Deutschlands, war bei IBM und der Deutschen Telekom in führenden Positionen tätig und ist heute Chief Technology Officer (CTO) bei dem Logistik­unternehmen Fiege. In ihren Büchern "Keine Panik, ist nur Technik" und "Menschenversteher" erklärt sie Künstliche Intelligenz einem breiten Publikum und plädiert für mehr Diversität in der Technologiebranche.Diese Erfahrungen nutzt sie nun in der Logistikbranche. Diese kämpft mit komplexen IT-Systemen, verteilten Daten und einem hohen Automatisierungsdruck. "Wir haben über 800 Systeme, die Daten sind in 800 Silos verteilt. Das ist für KI ein absoluter Killer", sagt sie. Bevor es an ausgeklügelte Algorithmen geht, müsse man aufräumen: Systeme reduzieren, Daten vereinheitlichen und Standards schaffen.Ein Beispiel für den Nutzen von KI gibt es trotzdem schon: Fiege testet derzeit einen Algorithmus für die Personaleinsatzplanung. "Wenn es uns gelingt, unsere Niederlassungen zu vernetzen und die Daten zu konsolidieren, dann kann der Algorithmus viel genauer werden - und alle profitieren davon", erklärt Abbou. Das ist leichter gesagt als getan. Denn viele Unternehmen scheitern bereits an der Basis. "Ohne Vorarbeit kann man keine KI machen, die skaliert", argumentiert die Expertin.Ein weiteres Problem: Die Kunden von Fiege sind selbst unterschiedlich digitalisiert. "Ich brauche nicht mit KI zu kommen, wenn Aufträge noch auf Papier geschrieben werden", sagt sie. Die Bandbreite reicht von Echtzeit-Reporting bis zu Bestandsmeldungen per Fax. Am Ende sei digitale Transformation kein Selbstzweck, sondern eine Überlebensstrategie. "Man digitalisiert nicht nur für die Digitalisierung. Wir legen die Grundlagen, damit unser Unternehmen in Zukunft noch bestehen kann."Was Kenza Ait Si Abbou an ihrer neuen Aufgabe bei Fiege gereizt hat, erzählt sie in der neuen Folge von "So techt Deutschland"Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Feb 12, 2025 • 28min

"Wir müssen mit China-Speed mithalten" - Thomas Böck (Festo)

Festo feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Für den Automatisierungsspezialisten war das vergangene Jahrhundert eine Erfolgsgeschichte. Damit das auch in Zukunft so bleibt, möchte CEO Thomas Böck das Unternehmen breit aufstellen. "Wir sehen jetzt China-Speed - die Veränderungsgeschwindigkeit in China. Wir erwarten auch, dass dieses Thema über kurz oder lang nach Europa kommen wird", erklärt Böck. Die Konkurrenz aus dem Reich der Mitte wird stärker. Die Marktforscher von Mordor Intelligence erwarten, dass der chinesische Markt für Fabrikautomation pro Jahr um mehr als zehn Prozent wachsen wird.Festos Antwort darauf ist eine Strategie der zwei Geschwindigkeiten. Sie bieten weiter Produkte an, die bis zur Perfektion ausgearbeitet sind. Aber manchmal muss es mit den Innovationen auch schneller gehen. Auf Wunsch kann es nur vier bis sechs Wochen dauern, bis eine neue Automatisierungslösung an den Kunden übergeben wird. "Wir geben sieben Prozent vom Umsatz auch in Richtung Forschung und Entwicklung aus", erklärt Böck.Für den Standort Deutschland hat der Manager explizite Wünsche an die neue Regierung. Zwar sei auch der Bürokratie-Abbau für ihn essenziell. Allerdings will Böck zunächst das "Investitionsklima und die Stabilität der Rahmenbedingungen" in den Blick nehmen.In Bezug auf den Arbeitsmarkt nimmt der Festo-Chef Veränderungen bei Arbeitnehmern und Bewerbern wahr. Waren in den vergangenen Jahren häufig Themen wie Vier-Tage-Woche oder Work-Life-Balance aktuell, seien viele "erstmal froh, in Arbeit zu sein", so Böck. Wie sich die Zahl der Bewerber bei Festo verändert hat und wie konkret man China voraus sein möchte, erzählt Thomas Böck in der neuen Folge von "So techt Deutschland". Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Feb 5, 2025 • 36min

"Wir glauben an dieses Land" - Agnes Heftberger (Microsoft)

Die Digitalisierung in Deutschland kommt nur schleppend voran. In Asien werden Innovationen in rasantem Tempo umgesetzt, hierzulande wird stattdessen alles bis ins letzte Detail durchdacht. Agnes Heftberger kennt den internationalen Vergleich gut. Sie steht seit April 2024 an der Spitze von Microsoft Deutschland. Die gebürtige Österreicherin hat für IBM in Australien, Südostasien, Südkorea sowie in Neuseeland gearbeitet und zuletzt in Singapur gelebt. "In Asien gibt es diese Ambition, richtig schnell zu sein", sagt Heftberger. Deutschland hingegen diskutiere oft zu lange, anstatt einfach mal loszulegen, kritisiert die Managerin.Microsoft investiert in den kommenden Jahren 3,2 Milliarden Euro in den Ausbau von Rechenzentren und KI-Infrastruktur in Deutschland. "Wir glauben an dieses Land", betont Heftberger, die besonders beim Thema Künstliche Intelligenz eine große Chance für Deutschland sieht - wenn wir denn endlich in die Gänge kommen.Heftberger setzt vor allem auf praktische Anwendungen: Von der KI-gestützten Softwareentwicklung bei Mercedes bis zur Optimierung von Prothesen bei Ottobock - deutsche Unternehmen seien bereits weiter als viele denken, führt die 42-Jährige aus. Selbst ihr Friseur nutze bereits einen KI-Agenten. Heftberger selbst lebt das vor und hat in den letzten Wochen ihre eigenen KI-Agenten gebaut - kleine digitale Assistenten, die Aufgaben übernehmen. "Es ist gar nicht so schwer, wenn man es einfach mal ausprobiert."Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat Microsoft gemeinsam mit Partnern wie der DHL Group eine Weiterbildungsoffensive gestartet. Bis 2025 sollen 1,2 Millionen Menschen in Deutschland digitale Kompetenzen erwerben. "Der Wert entsteht durch die breite Anwendung der Technologie", betont Heftberger. Die gebürtige Österreicherin vergleicht KI mit der Elektrizität während der industriellen Revolution: "Der Wert kommt selten von dort, wo es erfunden wurde, sondern durch die Verbreitung in allen Branchen."Deutschland müsse jetzt nach vorn schauen und die Chancen der Transformation nutzen, anstatt zu hadern. Die Frage, ob Europa noch ein eigenes großes KI-Modell entwickeln sollte, sieht Heftberger pragmatisch. Der Fokus müsse darauf liegen, dass Unternehmen und Bürger KI schnell in ihren Alltag integrieren. "Das ist kein Sprint, sondern eine Netflix-Serie - und wer nicht dranbleibt, verpasst den Anschluss." Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
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Jan 29, 2025 • 32min

Zukunftsforscher kritisiert das deutsche Ingenieurs-Mindset - Maximilian Lude (Philoneos)

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise. 2024 war erneut ein Jahr der Rezession. Es fehlen Investitionen aus dem In- und Ausland, es gibt strukturelle Probleme, die geopolitische Situation macht die Ausgangslage für exportorientierte Mittelständler auch nicht leichter. Für die Zukunft zu planen, wird damit zu einer schwierigen Aufgabe. "Wir leben in einer sich unglaublich schnell drehenden Welt", sagt Maximilian Lude. "Das Einzige, was wir tun können, ist, uns auf unterschiedliche Zukünfte vorzubereiten."Lude ist Gründer von Philoneos, Professor für Innovation und Strategie sowie Zukunftsforscher. Mit seiner Firma begleitet er speziell Familienunternehmen auf dem Weg in die Zukunft, und er stört sich am weitverbreiteten Ingenieurs-Mindset: Viel zu oft sei die Devise, nach Perfektion zu streben und Produkte der weltweit besten Qualität herzustellen, sagt er im Podcast. Diese Einstellung habe Deutschland weit gebracht, sei für das Hier und Jetzt aber nicht mehr geeignet, denn die Qualitätsfrage sei neu definiert worden."Die Zukunft ist die Perfektion in der Imperfektion finden und dann lieber mal nach links und rechts", sagt Lude. "Aber wir haben es getestet. Die Kunden wollen es nicht." Dabei sei gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um neu und groß zu denken. "Never waste the opportunity offered by a good crisis", zitiert er einen seiner Lieblingssätze. Viele der größten US-Unternehmen seien in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entstanden, weil Krisen neue Perspektiven eröffneten. Er sieht darin auch eine Botschaft für Deutschland: "Wir brauchen mehr Mut, Chancen in der Krise zu sehen und zu ergreifen."Warum Familienunternehmen die neuen Startups sein könnten und wie man sich den Job eines Zukunftsforschers vorstellen kann, erzählt Maximilian Lude in der neuen Folge von "So techt Deutschland".Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlAlle Rabattcodes und Infos zu unseren Werbepartnern finden Sie hier: https://linktr.ee/sotechtdeutschlandUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.

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