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carls zukunft der woche

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Aug 2, 2021 • 40min

#43 Das Ende des Arbeitsplatzes

Diese Woche in der Zukunft: „Es gibt keinen Arbeitsplatz mehr”. Punkt. In der etwas ausführlicheren Fassung: Die Zeit des klassischen Büros ist abgelaufen. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin mit einem eigenen Schreibtisch, womöglich sogar mit einem abschließbaren eigenen Raum – vorbei. So die These von Harald R. Fortmann. Harald ist Digitalunternehmer, Manager und hat sich seit Jahren dem Thema Personalberatung verschrieben. Auch wenn derzeit etliche Unternehmen ihre Leute wieder ins Büro zurückrufen: Sein Urteil steht. Der klassische Büroarbeitsplatz hat seine Zeit gehabt. Auf mittlere Sicht wird niemand mehr extra ins Büro fahren, nur um dort eben die Emails zu bearbeiten, die man ebenso gut zuhause oder irgendwo sonst beantworten könnte. Womöglich noch auf demselben Laptop oder iPad.  Was aber dann tun mit den teuren Flächen im Bürokomplex? Einen Teil werden Unternehmen abstoßen oder umziehen und sich dabei verkleinern. Das ist der einfache Teil. Schon sehr viel tiefer geht die Frage: Wofür brauchen wir eigentlich unsere Flächen? Haralds These: Der erste und fast einzige Zweck von Büroflächen ist Kommunikation. Wir brauchen Raum für Austausch, für kreative Prozesse, für Zusammenarbeit. Der Vollständigkeit halber. Dafür braucht niemand kleine, abgeschlossene Büroräume mit Urlaubsfoto an der Wand und Ficus in der Ecke. Der Bedarf an Schreibtischen dürfte auch Jahre hinaus gestillt sein.  Mit diesem Wandel der Arbeit geht ein noch erheblich tiefer greifender Wandel einher. Wir erleben, wie der Gedanke der Kontrolle an sein Ende kommt. Wie eine Welle am Deich, erst bricht sie, dann läuft sie langsam aus. Wer seinen Mitarbeiter:innen die Freiheit gibt, den Arbeitsort frei zu wählen, wird bei der Wahl der Arbeitszeit auch nicht weiter auf strikte Vorgaben setzen können. Für Harald nicht mehr als die Umsetzung einer längst belegten Tatsache: Der Biorhythmus von Menschen ist unterschiedlich. Fun fact: Während wir das Gespräch morgens um 8 Uhr aufgezeichnet haben, schlief der Rest der Familie im Hause Fortmann noch.   Wenn aber Kontrolle ausgedient hat, muss der Gedanke von Führung anders gefüllt werden. Harald berichtet von Unternehmen, die er begleitet, die hier sehr handfeste Konsequenzen ziehen. Wo sich alle Führungskräfte erneut auf ihre Stelle bewerben müssen und von Anfang an klar ist, dass 2/3 davon sich nicht wieder durchsetzen können. Für den Personalberater folgt daraus: Unternehmen müssen auch andere Karrierewege aufzeigen als nur den, Führungskraft zu werden.  Natürlich: Wer an einer Maschine steht, wer Kunden bedienen muss, wer Anwesenheit sicherstellen muss, für den gelten diese Entwicklungen nicht 1:1. Das wird für all die Unternehmen zur Herausforderung, die das eine wie das andere in den Teams haben. Stichwort Neiddebatte: Warum darf der oder die nach Hause gehen, wann sie will, wenn ich es nicht kann? Der TV-Tipp zum Wochenende: Ted Lasso. Der Coach, der eine Fußballmannschaft trainiert, ohne die geringste Ahnung vom Sport zu haben. Und der trotzdem als Führungskraft funktioniert.  Der Gast in dieser Woche: Harald R. Fortmann, Digitalunternehmer und Personalberater bei five14. Auf Twitter: @HRFortmann Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 2, 2021 • 37min

#42 Das Scheitern der Klimapolitik

Diese Woche in der Zukunft: Ein Gespräch über die Unmöglichkeit einer angemessenen Klimapolitik. Reinhard Steurer ist Professor für Klimapolitik an der traditionsreichen Universität für Bodenkultur in Wien und eine der sehr präsenten Stimmen auf Twitter, die sich für eine andere, deutlich aktivere Klimapolitik einsetzen. Über die heutige Klimapolitik in Europa fällt er ein klares Urteil: Zu wenig, zu spät, reicht nicht. Reicht nicht für das Überleben unserer Zivilisation. Michael Carl und Reinhard Steurer sprechen über die Zukunftsfähigkeit von uns europäischen Gesellschaften. Trotz eines überwältigenden wissenschaftlichen Konsenses sind wir nicht zu einer sachlich angemessenen Antwort auf die Klimakrise in der Lage. Ein Faktor dabei: Die Klimakrise nötigt uns, von lieb gewonnen Gewohnheiten und alltäglichen Selbstverständlichkeiten Abschied zu nehmen. Gleichzeitig ist sie noch so wenig greifbar und komplex. Ihre zerstörerischen Auswirkungen zeigen sich erst später und sie lassen sich nie auf nur einen Faktor zurückführen. Kurzum: Die Klimakrise ist besonders gut dafür geeignet, verdrängt zu werden. Und das können wir.  Einer der Faktoren hinter unserer gesellschaftlichen Unfähigkeit zu einer angemessenen Klimapolitik ist unsere Sprache, denn Sprache konstruiert und verfestigt Realität. Solange wir von Klimawandel sprechen, werden wir immer an ein relativ gängiges, immer wieder vorkommendes Phänomen denken. Solange wir von Umweltschutz sprechen, können wir uns heldenhaft fühlen, Müll aus dem Wald zu holen. Solange wir von Temperaturrekorden sprechen – und diese in der Zeitung noch mit Fotos planschender Kinder bebildern –, werden wir stets an eine positive Entwicklung denken. Der Test: Setzen wir „Klimanotstand“, „Zivilisationsschutz“ und „nie dagewesen Höchststände“ in die Sätze ein, erzeugen wir ein anderes Bild von Realität.  Reinhard Steuer legt Eckpunkte einer sachlich angemessenen, ideologisch unaufgeregten Klimapolitik vor. Diese Eckpunkte decken sich mit den Aussagen von Sara Schurmann, Katja Diehl und Doreen Rietentiet hier im Podcast. Erneuerbare Energien, keine neuen Verbrennungsmotoren, Stopp von Kurzstreckenflügen – und weiterhin Strom aus Kohle? „Ein Wahnsinn!“ Bemerkenswert ist die Einschätzung von Reinhard Steurer zu unseren Chancen auf einen Erhalt unserer Zivilisation. Aus der Politik selbst, so seine klare Einschätzung, wird der Wandel nicht kommen können. Es braucht gesellschaftliche Mehrheiten, Bewegungen wie FFF – und Wahlergebnisse.  Der Gast dieser Woche:Reinhard Steurer, Universität für Bodenkultur Wien, Professor für Klimapolitik. Auf Twitter: @ReiSteurer 05Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 2, 2021 • 34min

#41 Leaders for Climate Action

Diese Woche in der Zukunft: „Leaders for Climate Action“, kurz LFCA, das ist eine Gruppe von Unternehmer:innen, die sich auf ein klimaneutrales Wirtschaften im eigenen Unternehmen verpflichten und laut einen Wandel auch auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene einfordern. In Berlin gegründet, von vielen Digitalunternehmern und ihren Startups getragen, schnell wachsend, natürlich – das Startup-Denken verpflichtet.Doreen Rietentiet ist seit anderthalb Jahrzehnten mit dem Thema regenerative Energien befasst. Sie ist eine der Gründungsmütter der LFCA. Im Podcast schildert sie ihre Erwartung, wie das Thema Klimakrise in den kommenden Jahren zu einem nennenswerten Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft führen wird.Der Kontext: Die Westküste Nordamerikas liegt unter einer stabilen Hitzeglocke, in Kanada werden historische Höchstwerte gemessen, ganze Ortschaften verbrennen. Der britische Guardian titelt: „Nowhere is safe“. Die Beispiele sind aktuell gewählt, aber natürlich austauschbar. Erster Schritt der LFCA: Ein Commitment, das eigene Unternehmen klimaneutral umzubauen. Nächste Schritte: Sich für veränderte Rahmenbedingungen einzusetzen, die unternehmerisches Handeln pro Klima fördern.Das wird, daran lässt Doreen keinen Zweifel, zu einem massiven Umbau der Wirtschaft führen. Insbesondere die fossile Branche wird Federn lassen müssen. Ein Faktor: Das Recht und die Verwaltung. Aktuell laufen rund 40 große Prozesse gegen fossil geprägte Unternehmen. Shell hat gerade erfahren, welche Konsequenzen aus einem entsprechenden Urteil erwachsen können: Reduktion der CO2-Emmissionen um 45% bis 2030 im Vergleich zu 2019. Das ist in der fossilen Erdölindustrie nicht mit Kompensationsgeschäften zu schaffen.Ist die Rolle des Unternehmers, der sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellt, neu? Jedenfalls ist LFCA ein bemerkenswertes Beispiel, wo sich gerade Unternehmer:innen für einen Wandel der Wirtschaft einsetzen, sowohl um der eigenen Kinder als auch um der eigenen unternehmerischen Freiheit willen.Der Vollständigkeit halber: Wenn die Initiative „Leaders for Climate Action“ so inspirierend und positiv ist, warum ist das carl institute for human future nicht Mitglied? Antwort: Sind wir natürlich.Der Gast dieser Woche:Doreen Rietentiet, Beraterin und Expertin für regenerative Energien, Gründungsmitglied von Leaders for Climate ActionMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 2, 2021 • 34min

#40 New Work

Diese Woche in der Zukunft: Die Druckfahnen sind auf dem Weg in die Druckerei, in Kürze können wir es in den Händen halten: „Creating the better Normal“ – unser Buch zur besseren Normalität in der Zeit nach der akuten Phase der Pandemie. Knapp 200 Seiten stark, knapp 20 Beiträge von ganz unterschiedlichen Autor:innen, analytische, persönliche, inspirierende Perspektiven auf die Pandemie, auf unsere Learnings, auf die Welt, wie wir sie nach der Pandemie gestalten wollen.Hätten wir das Buch nicht schon geschrieben, Michael Carl hätte in dieser Woche genau das Projekt noch einmal gestartet. Mit der „Bundesnotbremse“ läuft die „Home-Office-Pflicht“ aus (man suche sich aus, welches Wort schon rein sprachlich furchtbarer ist …) – und welche Diskussion beginnt: Wie denn jetzt in Zukunft Unternehmen und Betriebsräte miteinander einen guten Weg verhandeln, die Arbeitszeiten im Detail zu dokumentieren. Erst trennen wir Arbeits- und Privatleben und wundern uns dann, dass Beruf und Familie doch nicht so gut miteinander vereinbar sind. Oh.Die Pandemie versetzt uns in einen Zwischenraum, nicht mehr alt, noch nicht neu. Dieser Zwischenraum ist ungewohnt, er macht uns unsicher, zahlreiche Möglichkeiten kommen und gehen wieder – und unser Reflex ist klar: Möglichst schnell hinaus aus diesem Raum. Zurück auf das Territorium auf dem wir uns auskennen, in die alte Normalität. Endlich wieder Biergarten, Fußballstadion, Kantine. Und rückständige Bildungssysteme, Faxbasierte Kommunikation im Gesundheitswesen, Anwesenheitskontrolle im Büro – wenn das der Preis ist… Oder in die andere Richtung, auf zum New Normal, Hauptsache raus aus dem Zwischenraum.Unser Buch ist ein vielstimmiges Plädoyer: Lasst es uns noch einen Moment länger in unserem Zwischenraum aushalten. Lasst uns noch ein paar dieser Möglichkeiten erkunden, diskutieren, bedenken – und so ein selbstbewussteres und entschiedeneres Bild von der Zukunft gewinnen, die wir gestalten wollen.Max Hergt, Futurist und Experte für New Work kommt zum Gespräch und schildert seinen Impuls, warum es nach Corona kein zurück in ehemals vertraute Arbeitsformen geben kann. Die Riege der Autoren reicht vom Digitalunternehmer Harald R. Fortmann über den Kommunikations- und Kreativitätxexperten Wolfgang Lünenbürger Reidenbach bis hin zum Konzerdigitalisierer Jan Wokittel. Der Manager Philipp Kraft reflektiert seine persönliche Krise in der Krise, Stimmen aus Bildung, Banking, Marketing, Gastronomie, Robotik bringen ihre Perspektiven mit ein. Der Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Michael Husarek, bedenkt den politischen Dialog nach Corona, Christian Gerhaher fordert Raum für die Künste – und einiges mehr.Den Schlusspunkt setzt die Philosophin und Autorin Barbara Strohschein und formuliert den wunderbaren Satz: „Wir sollten uns heute nicht unterschätzen.“Nächste Woche im Buchhandel des Vertrauens – diese Woche im Podcast.Der Gast dieser Woche:Max Hergt, Keynote-Speaker, Futurist, New-Work-ExperteMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 1, 2021 • 33min

#39 Schlüsselressource Strom der Zukunft

Diese Woche in der Zukunft: Ohne Strom wird es schwierig, unabhängig davon, ob wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen oder nicht. Wir werden in jedem Fall erleben, wie es heißer wird – und kälter. Wir werden sehen, wie weniger Wasser kommt – und dann wieder mehr. Das Klima wird unberechenbarer, wechselhafter. Eine sichere Konsequenz: Wir werden Strom brauchen für Klimaanlagen, in jedem Raum in jedem Krankenhaus, in jedem Zimmer in jedem Pflegeheim, in jedem Klassenraum in jeder Schule. Das alles noch vor 2030. Eine veränderte Mobilität braucht Strom, die Vernetzung, Big Data, Blockchain. Kurzum: Gerne mehr davon. Das Problem: Unsere bisherige Art und Weise, Strom zu erzeugen, stößt an Grenzen.Die großen thermischen Kraftwerke für Kohle und Atom stehen nicht ohne Grund an Flüssen; wir müssen sie ständig kühlen. Kommt aber nicht genug Wasser oder zu warmes oder gleich beides, müssen wir das Kraftwerk herunterfahren oder ganz abschalten. Die Kohle kommt übrigens in der Regel per Binnenschiff – schwierig ohne Wasser. Eine ganz handfeste Konsequenz abschmelzender Gletscher. Also Wind – und vor allem Sonne.Olaf Schöppe von Independa rechnet vor: In der Regel sinken die Stromkosten mit Photovoltaik – inkl. Investition! – um ca. 60%. Dennoch haben die allermeisten Menschen keine Solaranlage auf dem Dach. Im Gespräch mit Michael Carl diskutiert Olaf Schöppe vor allem die kulturellen Hintergründe dieser Entwicklung.Das Muster kennen wir vom autonomen Fahren: Eben noch waren wir gedanklich in der industriellen Revolution. Mit Tempo 230 auf der linken Spur hat Homo Sapiens das gute Gefühl, die Kraft der Maschine zu beherrschen. Mind over Matter. Autonomes Fahren nimmt uns diese Kontrolle und wird sich – so jedenfalls unsere These – gerade deshalb durchsetzen. Die Herausforderungen der industriellen Revolution dürfen als genommen gelten. Jetzt bekommen wir mehr: Zeit. Eine Stunde am Morgen, eine am Abend, in der wir bislang mit Nachdruck ein Lenkrad festgehalten haben.Ähnlich mit der Energie: Die Herausforderung, chemisch-physikalische Prozesse in Großkraftwerken zu beherrschen, haben wir im Prinzip gemeistert. Das Versprechen der nachhaltigen Energie ist insofern auch ein kulturelles: Eine Einladung, evolutionär eine Stufe weiter zu steigen.Hinzu kommt eine sehr handfeste Ebene: Die Stimmen werden immer lauter, die die bisherigen Pläne und Maßnehmen für unzureichend halten, die wir gesellschaftlich bislang zustande gebracht haben. Olaf Schöppe hebt hervor, dass wir es gerade selbst in der Hand haben. Statt über die zweifelhafte Lobbyarbeit der Energiewirtschaft bei der Bundesregierung zu klagen, könnten wir so viele Solaranlagen installieren, dass wir die Energiewende von ganz alleine beschleunigen. Der Kohleausstieg von unten!Der Gast dieser Woche:Olaf Schöppe, Geschäftsführer IndependaMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 1, 2021 • 35min

#38 Liebe ist das Marketing der Zukunft

Diese Woche in der Zukunft: Gibt es eine Branche, die stärker auf Zahlen und Analysen fixiert ist als Marketing? Theoretisch möglich, faktisch nicht bekannt. Erfolg, Beliebtheit, Klickraten, Kundenwerte, Aufmerksamkeitsspannen, alles ist bekannt – und doch wissen wir nichts. Sagt Hannah S. Fricke. Sie ist Marketingexpertin, oder genauer: Sie kann machen, dass Menschen Dinge lieben. Das ist Marketing der Zukunft: Liebe wecken.Hannah gehört zu den Autor:innen von „Creating the better Normal“, unserem Debattenbuch zu den Chancen einer Normalität nach der akuten Phase der Pandemie. Sie macht sich für den Gedanken stark, dass wir nach der Pandemie in der Kommunikation mehr Raum für tatsächliche menschliche Gefühle haben werden, wie eben Liebe. Doch der Reihe nach.Der erste Gedanke: Wir sind nicht die Spieler, wir sind der Ball. Ein lauter Appell an die Demut in Marketing und Kommunikation. Der Mensch, jedenfalls in Gestalt der erfolgreichen Unternehmer:in, neigt dazu, sich selbst für eine:n Akteur:in zu halten. Schließlich muss der eigene Erfolg ja einen Grund haben, und der wird wohl in der eigenen Kompetenz, im tollen Produkt, in der persönlichen Ausstrahlung liegen. Wo denn auch sonst? Hannah hält dagegen: Was am Ende wirklich entscheidend ist für einen Kauf, wissen wir oft nicht genau. Vielfach wird genau der Kunde, der nach Monaten kauft, bis dahin als Misserfolg gemessen. Bannerwerbung nicht geklickt, Kampagnen nicht zu Ende geschaut, etc. Demut ist die Haltung, die zum Erfolg führt (ist dieser Begriff 2021 schon mit Marketing in Verbindung gebracht worden? Es ist unklar …).Hannah macht sich für einen Dialog stark, der im Kern ein Lernprozess ist. Zuhören, reagieren, interagieren. Kein perfekter Kundendialog aus dem Prozesshandbuch, sondern ein lebendiger Austausch. Wer dem mit den klassischen Instrumenten der Werbemessung beikommen will, misst am Ende nur, wie beliebt ein Motiv ist – dabei wollen wir keine beliebten Motive, sondern Umsatz und verkaufte Produkte. Was wir glauben messen zu können, ist am Ende nicht das Wichtige.Hinzu kommt: Wer die digitalen Instrumente richtig zu bespielen weiß – und das ist fraglos notwendig -, kommt am Ende zwar ins Blickfeld des potenziellen Kunden. Aber die Argumente und Instrumente, die ein Produkt auf Seite 1 der Google-Ergebnisse bringen, sind am Ende wertlos, wenn es um die Aufmerksamkeit des Kunden, der Kundin geht. Eine vertrackte Verkettung.Natürlich: Wer Milch an vernetzte Kühlschränke verkaufen will, der soll den nächstbesten Algorithmus nutzen. Aber gerade mit Blick auf eine Welt nach der akuten Phase der Pandemie sieht Hannah viel Raum für unmittelbare, emotionale Beziehungen. Wir haben gemerkt, was fehlt.Der Gast dieser Woche:Hannah S. Fricke, Marketingexpertin, Professorin University of Westminster und IED Barcelona, die macht, dass Menschen Dinge lieben.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Aug 1, 2021 • 34min

#37 Apotheke der Zukunft

Diese Woche in der Zukunft: Die Medizin der Zukunft ist datengetrieben. So weit, so bekannt. Damit wird sie technologisch, denn schon heute stoßen wir immer wieder dort an Grenzen, wo ein Mensch alle Daten eines Patienten überblicken – nun ja: sollte. Geschehen tut es ohnehin viel zu selten. Es ist auch die Eintrittskarte für eine personalisierte Medizin. Medikamente aus dem 3D-Drucker, für den einzelnen, früher einmal „Patient“ genannten Menschen. Letztlich für alle, die wir unser Wohlbefinden von heute auf morgen ein Stück steigern und letztlich sehr viel länger gut leben wollen.Im Gespräch mit Michael Carl ist Stephan Torke, Apotheker aus Freital bei Dresden. Die Zukunft beginnt in Freital? Nun, sie beginnt immer dort, wo jemand seine Ärmel hochkrempelt und Dinge entscheidend anders macht. In Apotheken empfiehlt sich genau das, schließlich gehen jährlich mehr als 1.000 der 20.000 Apotheken in Deutschland aus dem Markt. Das geht nicht mehr lange gut, die Prognose ist leicht.Die technologische Entwicklung in Medizin und Gesundheit macht aus einem Apotheker einen Gesundheitscoach, der im Zweifel nur noch nebenbei eine Packung mit Pillen über den Tresen reicht. Hauptsächlich steht er nicht hinter dem Tresen, sondern neben dem Kunden, berät ihn bei der Auswahl der richtigen App und interpretiert mit ihm gemeinsam die Daten des Kunden. Kleiner Schönheitsfehler: Genau das wird bislang nicht vergütet. Eine absurde Situation: Menschen geben kleine und große Vermögen aus, um ihre Gesundheit zu fördern. Kaufen Homöopathika, die keine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung haben. Schließen Mitgliedschaften im Fitness-Studio ab, ohne je hinzugehen. Investieren groß in Nahrungsergänzungsmittel. Nur bei demjenigen, der möglicherweise tatsächlich über fundiertes Wissen und anwendbare Informationen verfügt, lösen Menschen nur ein Rezept ein, packen die Apotheken-Umschau dazu und hören bei den Hinweisen zur Einnahme nicht richtig zu.Gleichzeitig droht die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr zu einer Schere zwischen Krank und Gesund zu werden. Wer es sich leisten kann, investiert in Gesundheit, um sich einen ungesunderen Lebensstil leisten zu können. Die anderen müssen nehmen, was sie kriegen.Michael Carl und Stephan Torke entwickeln im Gespräch den Plan, eine Art Think Tank mit Apothekern, Medizinern, Händlern, Logistikern, Psychologen und einigen mehr ins Leben zu rufen, um gemeinsam praktische Lösungen für die Apotheke der Zukunft umsetzungsfähig zu entwickeln.Bonusmaterial: Hier gibt es den Rap von Stephan Torke.Der Gast dieser Woche:Stephan Torke, Grund-Apotheke, FreitalMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 31, 2021 • 35min

#36 Bionik und Biomimikry

Diese Woche in der Zukunft: Wer kommt mit nach draußen? Hut, Stock, Rucksack, alles dabei? Wir begeben uns auf die Suche nach der Inspiration, die die Natur für Entwicklung und Innovation bietet. Im Gespräch mit Michael Carl, quasi als Wanderbegleitung, ist Dr. Arndt Pechstein, Neurowissenschaftler und Berater. Er war einer der ersten, die sich hier mit dem Konzept von Biomimikry beschäftigt haben. Doch Schritt für Schritt.Wie sind wir auf die Idee gekommen, dass ein Ding – nennen wir es „Flugzeug“ – fliegen könnte? Menschen haben es sich von den Vögeln abgeschaut, in diesem Fall wohl Leonardo da Vinci selbst. Das Grundprinzip dieser Bionik ist immer gleich: Wir finden originelle und getestete Lösungen in der Natur und bauen sie technisch nach. Der Lotoseffekt für glatte und saubere Oberflächen. Der Aufbau von Knochen für leichte und stabile Konstruktionen. Das Rückstoßprinzip von Raketen, abgeschaut bei Oktopus und Qualle.Biomimikry erweitert dieses Prinzip um den systemischen Blick. Wo Bionik schaut, wie wir leichtere und verwindungssteifere Fahrzeuge konstruieren können, fragt Biomimikry nach den Verkehrsströmen und der Organisation von Mobilität. Arndt Pechstein betont: Genau damit ist Biomimikry ein Weg zu komplexen Antworten für die komplexen Fragen, mit denen wir es heute ohnehin zu tun haben. Lösungen, die die Unsicherheit und Veränderlichkeit der digitalen Herausforderungen eben gerade nicht reduzieren und verkürzen, sondern in Organisationsprinzipien aufnehmen. Wer das dann „agil“ nennen möchte, soll es gerne tun. Das Prinzip ist aber deutlich älter. So führt die Betrachtung des Ameisenhaufens zu einer zukunftsfähigen Organisationsstruktur. So führt die Analyse des Vogelschwarms – warum stoßen die eigentlich nicht ständig zusammen – zu einer schlagkräftigen dezentralen Entscheidungskultur im Unternehmen.Im Gespräch führt das Arndt Pechstein und Michael Carl zu einer Kann-weg-Liste, beliebig zu ergänzen: Geräte, die wir kaum nutzen, nur um sie dann nach Jahren durch das nächste zu ersetzen. Flächen, die wir starr bestimmten Zwecken zuweisen („Hallo, Straße!“) und sie doch dafür die meiste Zeit nicht benötigen. Aus aktueller Pandemie-Erfahrung zu ergänzen um den klassischen physischen Arbeitsplatz, Zeiterfassungssysteme, Urlaubsanträge usw. usf.Dazu passend ein Vorab-Auszug aus dem bald erscheinenden Buch „Creating the better Normal“, dieses Mal von Zukunftsgestalter Max Hergt. Seine Beobachtung: Es gibt sie noch, die kontrollierenden Manager alten Schlags. Noch.Der Gast dieser Woche:Arndt Pechstein, Neurowissenschaftler, Biomimikry-Experte, OrganisationsberaterMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 31, 2021 • 34min

#35 Sex der Zukunft

Diese Woche in der Zukunft: Ein Special über die Sexualität der Zukunft mit den Leipziger Paar- und Sexualberater:innen Theresa Langlotz und Oliver Wolf. Was wird die Sexualität der Zukunft prägen? Wolf und Langlotz zeichnen ein positives Bild von Toleranz und Vielfalt, erwarten deutlich mehr Respekt gegenüber unterschiedlichsten Formen der Sexualität und ebenso gegenüber den eigenen Bedürfnissen. Ihr Argument: Wir sprechen heute deutlich anders über Sex mit Kindern, zuhause, in der Kita und in der Schule – und es geht um deutlich mehr als nur die technische Funktionsweise: Wie entsteht ein Kind und wie benutze ich ein Kondom? Sind diese Kinder einmal erwachsen, haben wir ein Fundament für mehr Respekt.Das Bild der Sexualität wird immer individueller, die eigene Familie, die Herkunft aus Stadt oder Land, die eigenen Erfahrungen, die Werte – am Ende ist Sexualität immer individuell und wandelt sich darüber hinaus im Laufe des Lebens.Oliver Wolf und Theresa Langlotz berichten von einem wachsenden Leistungsdruck, unter dem Menschen sexuell leiden – oder in ihrem Leben leiden und sich dann wundern, warum sie sexuell nicht zu der Performance fähig sind, die sie von sich erwarten. Das reicht von dem Wunsch nach mechanischen Lösungen bis hin zu eigentlich intakten Beziehungen, die in der Beratung beendet werden in der Annahme: Da muss doch noch etwas Besseres kommen.Aus dieser Erfahrung beurteilen sie die wachsenden digitalen Möglichkeiten ambivalent. Was immer unterstützt, die eigene Sexualität zu finden, hilft – aber das smarte Kondom, das letztlich nur die Frequenz der Stöße zählen kann, unterstützt eher den Leistungsdruck. Was den einen heiß macht, lässt den anderen unter Druck und schlaff zurück.Eine große Unbekannte ist der Sex der Alten – und das, obwohl wir immer älter werden und sich die Bedürfnisse nach Sex zwar im Laufe des Lebens verändern, aber bis zum Tod bestehen. Theresa Langlotz und Oliver Wolf vermissen hier noch Forschungsarbeit und praktische Handhabung für Beratung und Bildung.Der praktische Tipp für die eigene sexuelle Zukunft: Reden. So einfach.Die Gäste dieser Woche:Theresa Langlotz, Paar- und Sexualtherapeutin, calaidoskop, LeipzigOliver Wolf, Paar- und Sexualtherapeut, calaidoskop, LeipzigMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 31, 2021 • 38min

#34 Warum wir die Klimakrise nicht sehen (können)

Diese Woche in der Zukunft: Kaum legt sich der pandemische Nebel langsam wieder, der alle anderen Themen fast magisch verschluckt hat, tauchen altbekannte Themen wieder auf – und sorgen direkt für Streit in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Klimakrise ist wieder da. Im Unterschied zu den 90er Jahren lautet der Tenor nun aber nicht mehr „US-amerikanische Wissenschaftler haben gewarnt …“, sondern: „Wir haben noch zehn Jahre. Nicht bis wir anfangen. Bis wir fertig sind.“ Zugleich gelingt es uns immer noch, die Auswirkungen der Klimakrise zu negieren, sie zu verdrängen, auszublenden, uns in Hoffnungen zu ergehen.Sara Schurmann war zuletzt Redaktionsleiterin des Formats „Ozon“ bei Funk, einem Angebot für jüngere Zielgruppen der ARD. Sie hat die Klimakrise zu ihrem Thema gemacht, genauer: Sie will Aufmerksamkeit dafür schaffen. Im Gespräch mit Michael Carl klärt sie prägnant die Eckdaten: Ja, die Forderung nach einem Ende der klimaschädlichen Subventionen bis 2025, keinen neuen Verbrennern nach 2025, Kohleausstieg spätestens 2030 und einem Ende der Massentierhaltung ist nicht Aktivismus, sondern beschreibt recht nüchtern den überwältigenden Konsens der Wissenschaft. Nein, die Hoffnung auf technologische Innovation ist trügerisch; Lösungen, die wir heute noch nicht kennen, kommen in jedem Fall zu spät für einen globalen Einsatz in den 20er Jahren. Ja, die Klimakrise wird sich direkt in Mitteleuropa auswirken. Sie wirkt sich jetzt schon aus. Warum sprechen wir eigentlich nicht über das Waldsterben, das sich vor unseren Augen vollzieht?Im Gespräch mit Michael Carl erwägt Sara Schurmann die Gründe, warum wir eine seit Jahren bekannte Entwicklung immer noch verdrängen – und das, obwohl ein Einsatz für ein besseres Klima direkt positive Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden hätte. Sie diskutiert Strategien, wie dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit zukommen kann. Ein Weg kann der über zwei unterschiedlich kontrastierte Zukunftsbilder sein: Ein positives, in dem wir uns aufzeigen, wie sich die Lebensumstände auch in Mitteleuropa durch einen drastischen Klimaschutz massiv verbessern. Das aktiviert und zieht die Menschen. Gleichzeitig schlägt Sara Schurmann vor, ein solches Zukunftsbild durch ein zweites zu begleiten, das ganz deutlich aufzeigt, was andernfalls passiert.Dazu ein Impuls aus der Sozialpsychologie. Die lehrt uns, warum gute Vorsätze scheitern. Frühere Belohnungen („Jetzt Schokolade“) sind immer attraktiver als spätere („weniger Gewicht langfristig“). Das gilt auch kollektiv: Heute das vermeintlich gute Leben fortsetzen wird sich meist durchsetzen gegen die Forderung, heute radikale Veränderungen vorzunehmen, um künftig Schaden abzuwenden. Schlechte Aussichten für uns in der Klimakrise? Als Ausweg nennt die Sozialpsychologie: Zum einen bewusst Belohnungen schaffen, also zum Beispiel Wahlergebnisse herbeiführen. Zum anderen – und wichtiger: Bewusst Optionen vom Tisch nehmen und damit neues Verhalten motivieren. Was in jedem Transformationsprozess in Unternehmen und Teams gilt, greift auch hier. Das führt zu einem neuen, innovativen Sinn von Verboten. Statt eine vermeintliche oder tatsächliche Verbotskultur zu beklagen, können wir auch auf den ermöglichenden Charakter von Verboten setzen. Sie können auch Veränderungen wahrscheinlicher machen und dafür sogar motivieren.Der Gast dieser Woche:Sara Schurmann, freischaffende Journalistin mit dem Schwerpunkt Klimakrise.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand

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