carls zukunft der woche

Michael Carl
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Dec 16, 2021 • 42min

#65 Lernen macht den Superhelden. Über die Arbeit der Zukunft

Diese Woche in der Zukunft: Sprechen wir über die Zukunft von Arbeit. Ist das schon Arbeit? Immerhin bereitet es doch Vergnügen, über die Entwicklung von Arbeit nachzudenken? Jedenfalls, wenn man das Vergnügen hat, das gemeinsam mit Robin Wunsch zu tun. Als Gründer und Vorstandssprecher der GuideCom AG hat Robin Wunsch mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Digitalisierung von HR-Prozessen. Seine Fokusthemen sind HR Trends, Usability, Innovation, Change-Management, Arbeitsplatzkultur und HR Role Model, die er als Product Owner für Magellan (eine digitale Lösung für den Bereich Personalmanagement und Organisationsentwicklung) einfließen lässt. Was ihn hauptsächlich antreibt, ist eine gute Zukunft der Arbeit. Aber wie ist die Arbeit von morgen? Ist das, wenn nicht mehr Mühe und Zwang im Vordergrund stehen, sondern Software und Robotik uns alles abnehmen, was anstrengend, nervig und reine Wiederholung ist, und wir ... ja, was eigentlich tun? Robin sagt: Ich glaube fest an eine Zukunft, in der wir am Steuer bleiben. Der digitale Kollege und ich, wir bilden ein Super Team. Wir werden in gemischt human-digitalen Teams arbeiten, mit einer zunehmend leistungsfähigen IT auf Augenhöhe. Die Differenzierung ist wichtig. Auch wenn IT vieles deutlich besser kann als wir selbst – Muster in großen Datenmengen erkennen, 24/7 gleich leistungsfähig sein, Aufgaben strukturieren und mehr – sieht Robin die IT nicht als den neuen Vorgesetzten. Das Bild ist eher dieses: Nebenan sitzt der Kollege, der sich schon seit Jahren mit einer bestimmten Materie befasst. Habe ich eine Frage, gehe ich einfach zu ihm, bevor ich selbst stundenlang recherchiere – und folge seiner Empfehlung. In diesem Sinne werden wir auch den Algorithmen folgen, ohne dass sie uns vorgesetzt sind. Wir folgen ja auch meist dem Navigationssystem und nicht dem hektischen Beifahrer neben uns. Zentral ist etwas anders: Es geht um unsere Grundbedürfnisse. Wir wollen autonom handeln können, soziale Zugehörigkeit erfahren und selbstwirksam sein, dann haben wir eine gute Aussicht auf Glück und Zufriedenheit. Robin betont: Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht mit Technologie im Team erleben sollten. Aber wie ist sie denn nun, die Arbeit der Zukunft? Ein Merkmal, quer durch die Branchen: Massenhafte Individualisierung. Beispiel Personalentwicklung: Wir tun heute so, als könne die Quadratur des Kreises im Alltag gelingen, als könnten sich einzelne Mitarbeiter:innen der PE wirklich um die Entwicklung von vielen tausend Kolleg:innen kümmern. In Wahrheit führen sie Listen – „Wer hat 2021 schon seine Schulung zu Arbeitsschutz gemacht?“ – und beantworten Entwicklungsbedarfe maximal mit Seminarbuchungen – „Nächstes Jahr belege ich dann SAP für Fortgeschrittene II“. Sobald der Bot übernimmt, kann sich eine Personalabteilung tatsächlich individuell kümmern. Personalentwickler:innen können erstmals ernsthaft Karriereberatung anbieten. Fun fact: Indem die Technologie ihnen einen wesentlichen Teil der Arbeit wegnimmt, können sie erstmal ihren eigentlichen Job ausüben. Was macht mich in der Arbeit der Zukunft zum Superhelden? Expertenwissen allein ist es nicht mehr. Der Algorithmus hat im Zweifel tausendmal so viele Röntgenbilder dieses einen speziellen Tumortyps gesehen. Robins Einschätzung: Überfachliche Fähigkeiten werden in den allermeisten Fällen erheblich wichtiger als die fachlichen Fähigkeiten. Hinzu kommt: Die fachlichen Fähigkeiten wirklich aktuell zu halten, ist immer aufwendiger. Kreativität, Resilienz, Agilität, das brauchen wir. Die Wertigkeit von Berufen wird sich nachhaltig verändern. Kunsthandwerk wird in unserer Achtung und Wertigkeit steigen. Unsere zentrale Kompetenz in der Zukunft ist das Lernen. Das ist der Superskill von morgen. Wir müssen lernen, anders zu lernen. In einer anderen Frequenz und Selbstverständlichkeit.Zu Gast in dieser Woche:Robin Wunsch, GuideCom AG, Vorstandssprecher und MitgründerMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Dec 9, 2021 • 40min

#64 Businessplan Nachhaltigkeit – es geht nicht mehr anders

Diese Woche in der Zukunft: Wird es Ende der 20er Jahre noch wirtschaftlichen Erfolg geben, der nicht auf nachhaltigen Prinzipien beruht? René Schmidpeter ist sich sicher: In vielen Bereichen wird die Transformation schneller gehen. Die Ausrichtung der Strategie, die Entwicklung der passenden Geschäftsmodelle wird in den kommenden 1, 2 bis maximal 5 Jahren erfolgen müssen. Auch wenn die tatsächliche Transformation von Prozessen und Infrastruktur vielleicht noch ein Jahrzehnt länger braucht – wer sein Denken nicht jetzt schnell und gründlich umstellt, der wird abgehängt. Und abgehängt heißt: Das Unternehmen wird Probleme mit seinen Kund:innen bekommen. Es wird größte Schwierigkeiten haben, neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen und die bisherigen zu halten. Es wird kaum noch einen Investor oder Kreditgeber finden. Kurzum: Die Zeit des Erfolgs ist vorbei. Kein wirtschaftlicher Erfolg ohne NachhaltigkeitWir leben insgesamt über unsere planetarischen Verhältnisse. René nennt vier Branchen, die besonders unter Druck stehen: Mobilität, Energie, Ernährung und Agrar, sowie die Finanzwirtschaft. Hier gilt heute schon: Nachhaltigkeit ist ein Businesscase. Es geht schlicht nicht mehr anders. Wer sein Denken heute umstellen will, für den hat René eine einfache Frage: Was möchte ich in der Welt bewirken? Die Antwort darauf leitet den Weg zur Nachhaltigkeit. René betont: Eine Antwort auf diese Frage fordern gerade die Investoren dieser Welt. Sie sind es, die verstanden haben, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen nicht nur ein besseres Image haben, sie sind in der Regel auch wirtschaftlich erfolgreicher. Eine neue BWLDas Problem des klassischen Lehrbuchwissens der Wirtschaft: Wir sind lange, zu lange von einer Situation des Mangels ausgegangen. So haben wir Märkte betrachtet, Rohstoffe, Mitarbeiter, Budget und Investitionen. Entsprechend haben wir geglaubt, es könne immer nur einer gewinnen und alle anderen hätten das Nachsehen. Die Nachhaltigkeit zeigt, dass wir viel weiter kommen, wenn wir stattdessen von der Idee der Fülle ausgehen. Das verändert die Grundlagen der Wirtschaft vollständig, denn wir können nicht mehr auf Kosten von anderen gewinnen. Dieses Nullsummen-Denken ist Geschichte. Auch ein „win-win“ klingt zwar besser, schließt aber immer noch die Möglichkeit ein, dass eine Seite verlieren könnte. Es gibt nur noch zwei Optionen: „win“ oder „lose“. Entweder wir gewinnen alle oder wir verlieren alle. Entsprechend, so René, ist die Zeit des „Shareholder Value“-Denkens vorbei. Man möchte sagen: Zum Glück, denn so berauschend intelligent war dieses Konzept ja ohnehin nie. Eine zweite AufklärungInsofern ist Nachhaltigkeit vor allem eine Umstellung des Denkens. Für René können wir die Bedeutung dieser Phase in der Geschichte kaum überschätzen. Er ist sich sicher, dass Historiker unser Jahrzehnt im Rückblick eine zweite Aufklärung nennen werden. Jetzt Michael Carl als Redner zum Businessplan Nachhaltigkeit buchen!Der Gast in dieser Woche: Professor Dr. René Schmidpeter lehrt Nachhaltiges Management an der Internationalen Hochschule München und leitet das Institut für nachhaltige Unternehmenstransformation www.m3trix.de, wenn er nicht gerade ein Buch über Nachhaltiges Wirtschaften und CSR schreibt. Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Dec 2, 2021 • 40min

#63 Die Mobilität der Zukunft: Ein unsichtbarer ÖPNV

Diese Woche in der Zukunft: Gute Mobilität ist im Zweifel unsichtbar. Sie steht nicht herum, sie behindert und bremst nicht – aber wenn man sie braucht, ist sie da. So sagt es Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds HVV im Gespräch mit Michael Carl. Was der ÖPNV nicht hat, heute nicht und morgen nicht: Einen USP. Anna beschreibt, warum das letztlich ein Vorteil ist. Mobilität der Zukunft muss im positiven Sinne selbstverständlich sein. So allgegenwärtig da wie Strom oder Wasser, gerne auch so unemotional. Und wer jahrelang den Bus hat vorbeifahren lassen, soll immer noch ohne weiteres einsteigen können: "Wir sind immer da." So einfach. Anna sieht die urbane Mobilität leidenschaftlich gelassen. Leidenschaftlich, weil sie weiß, wie viele Geschichten in den Menschen schlummern, die sie mit U-Bahn, S-Bahn und Bus erlebt haben. Leidenschaftlich auch, weil sie um die Bedeutung des ÖPNV weiß. Manchmal, so lässt sie durchblicken, hätte sie schon Lust, einen Tag den Betrieb einzustellen, um zu zeigen: Wir sind das Rückgrat der Wirtschaft. Wir halten den Laden am Laufen. Aber dann doch wieder gelassen: Mehr neue Akteure von Google bis Tesla? Herzlich Willkommen. Wenn die Menschen ihre Verbindungen bei Google zusammenstellen und die besseren Informationen in Echtzeit bekommen: Wunderbar. Ebenso fürchtet sie nicht die Anbieter autonomer Fahrzeugflotten, die ja im Grunde auch eine Art öffentliches Verkehrsangebot sind. Tausend Tesla in der Stadt würde sie im Zweifel als Flotte betreiben wollen, aber nicht als Konkurrent fürchten. Zu Gast in dieser Woche:Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin Hamburger VerkehrsverbundMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Nov 25, 2021 • 38min

#62 Über die Transformation einer ehrwürdigen Sparkasse

Diese Woche in der Zukunft: Eine Erkenntnis steht am Anfang: Wenn wir so weiterarbeiten wie noch vor drei Jahren, wird es in fünf bis zehn Jahren keine Existenzberechtigung mehr für uns geben. Also müssen wir entscheidendes anders machen. Andere Arbeit, andere Geschäftsmodelle, andere Organisation. So die Sparkasse Bremen. Vorstand Pranjal Kothari ist hier im Gespräch mit Michael Carl. Wollen wir die Zukunft der Sparkasse sichern, müssen wir genauso schnell sein wie Startups, nur so werden wir das Vertrauen der Kunden erhalten und ausbauen können. Nur so auch eine Nische neben den großen Tech-Unternehmen finden und halten können. Survival is an option, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Der einfache Teil der Transformation war der Neubau. Das klassische Bankgebäude mit Marmorhalle hat die Sparkasse verkauft und durch einen Neubau in der Nähe der Uni ersetzt. Im Großraum hat niemand einen festen Platz, auch der Vorstand nicht. Auch ist der Platz künstlich verknappt, maximal die Hälfte der Belegschaft kann im Teambereich arbeiten – das System ist auf mobile Arbeit angelegt. Tiefer geht die Veränderung von Organisation und Kultur: Hierarchiestufen gibt es keine mehr, außer dem Vorstand, den es aus rechtlichen Gründen geben muss. Jede:r in der Bank kann entscheiden. Und soll entscheiden. Grundlage sind im Kern drei Regeln: Keine Entscheidungen zum Nachteil von Sparkasse und Kunden. Keine Entscheidungen zu Lasten Dritter. Offene Fehlerkultur. Pranjal schildert im Podcast auch die Details der Transformation: Wie funktioniert dann noch Karriere? Wie hat die Sparkasse das Organisationsmodell von Spotify für sich adaptiert? Wer im Team verdient wieviel Geld? Welche Rolle spielen die regionale Verankerung und das Immobiliengeschäft? Und warum sind Kundenvertrauen und Kundennutzen die beiden zentrale Assets? Eine Reise, von der keiner der Beteiligten jetzt schon weiß, wohin genau sie führt und wann sie beendet sein wird. Mutmaßlich nie. Der Gast in dieser Woche:Pranjal Kothari, Vorstand Sparkasse BremenMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Nov 18, 2021 • 36min

#61 Neues Wissen für Unternehmen (Bd. 1, A-F)

Diese Woche in der Zukunft: Dieser Podcast wird dir neue Perspektiven bringen. Und er sagt dir, warum du jeden Tag bei der Arbeit eine Stunde lesen solltest. Dazu unsere Lesezeichen-Verlosung zur Vorweihnachtszeit.Michael Carl ist heute im Gespräch mit Anja Mutschler. Anja ist Wissensdienstleisterin. Es klingt so schlicht: Anja versorgt Unternehmen mit neuem Wissen. Können die nicht selber googlen? Natürlich. Nur sind aneinander gereihte Informationen noch kein Wissen. Oft genug stehen sich die Expert:innen und Fachleute mit langjähriger Erfahrung selbst im Weg – und das umso mehr, je weniger sie interdisziplinär zusammenarbeiten. Wer immer nur dieselben Fragen im selben Kreis stellt, wird immer wieder dieselben Antworte bekommen. Die entsprechen dann zwar der allgemeinen Erfahrung und sind durch den Bias der Organisation abgesichert und richtig. Nur: Helfen sie auch? Auch bei Entscheidungen unter Unsicherheit? Und gibt es überhaupt noch relevante andere? Hier das How to? für einen neuen und zeitgemäßen Umgang mit Wissen in drei einfachen Schritten:Erstens: Lesen. Jeden Tag. Mindestens eine Stunde, besser zwei. Damit wir uns nicht missverstehen: Das ist Arbeit, das geschieht im Büro. Zweitens: Störgefühle ernst nehmen. Wir alle kennen den Moment, wenn alle Anwesenden im Meeting spüren, dass etwas Grundlegendes nicht stimmt – und alle weitermachen, weil es vermeintlich bequemer ist. Störgefühle sind wichtige Wegweiser zu neuem Wissen.Drittens: Zusammenarbeiten. Falls es je Zeiten gegeben haben sollte, in denen wichtige Probleme aus einer einzelnen Fachperspektive zu lösen waren, dann sind sie jedenfalls vorbei. Relevantes Wissen für heute und morgen braucht immer viele Perspektiven. Der Gast in dieser Woche:Anja Mutschler, Wissensdienstleisterin, Gründerin und Geschäftsführerin von 20blue.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Nov 11, 2021 • 40min

#60 Nachts um drei am Nordpol

Diese Woche in der Zukunft: Wir gehen in die Arktis, ins ewige Eis. Wobei: Ist das überhaupt noch ewiges Eis? Antje Boetius sagt: Der Wandel des Klimas ist am Nordpol mit bloßem Auge zu erkennen. Das Eis ist nur noch halb so dick und Vielerorts stehen Süßwasser-Seen aus Tauwasser auf den Eisschollen. Antje Boetius ist Meeresbiologin, Professorin an der Universität Bremen und Direktorin des AWI. Das AWI ist das Alfred Wegner Institut, das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Das Institut hat gerade die größte Nordpolexpedition aller Zeiten abgeschlossen: MOSAiC, die Expedition Arktis.Antje Boetius hat sich von der Glagower Klimakonferenz zum Podcast dazugeschaltet. Hörbarer Trubel im Hintergrund, ständig eingehende Nachrichten, die Forscherin ist gefragt. MOSAiC ist eine Expedition der außergewöhnlichen Art. Besetzt mit zahllosen Forscher:innen nimmt die „Polarstern“ von Sibirien aus Kurs nach Norden. In einer geeigneten Eisscholle lässt die Crew das Schiff einfrieren, drum herum eine Forschungsstation aufs Eis gebaut – und dann heißt es abwarten. Mit der Drift treibt die Polarstern quer durch den Nordpol und kommt nach Monaten auf der anderen Seite in Grönland wieder heraus. Zwischendurch haben unterschiedlichste Forscher:innen das Eis, die Atmosphäre und das Meer kilometerweit unter dem Nordpol erforscht, kehren zurück mit Daten für Jahrzehnte der Forschungsarbeit.Was Antje heute schon betont: Der Nordpol ist warm, in der Spitze rund zehn Grad wärmer als bei der vorigen Expedition vor 125 Jahren gemessen. Zum Vergleich: Politik und Wissenschaft ringen auf der COP26 in Glasgow um einzelne Zehntel-Grade zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung der Erdatmosphäre gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Der Nordpol ist heute schon zehn Grad wärmer. Antje sagt: Wir wissen furchtbar viel noch nicht. Die Vielfalt des Lebens im Meer haben wir bislang wohl erst zu 10% kennengelernt, die Welt der Mikroorganismen im Meer erst zu 1% - aber wissen genug, um sofort zu handeln und eine weitere Erderwärmung weitest möglich auszuschließen. Wissen wird entscheidend sein. Wir brauchen Forschung, Wissen, Erkenntnis – sowohl um eine weitere Erdwärmung zu verlangsamen, als auch um uns anzupassen. Anzupassen an grundlegend veränderte Lebensumstände, an eine Welt, in der wir stets und immer wieder von klimatisch ausgelösten Ereignissen überrascht werden. Antje Boetius streitet dafür, dieses Wissen schneller an Entscheider:innen zu bringen, aber eben auch an Bürger:innen. Wir alle, so die Meeresbiologin, werden lernen müssen, mit völlig neuen Zeithorizonten umzugehen. Antje arbeitet mit Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Autor:innen zusammen, um hier voran zu kommen. Der Gast in dieser Woche:Antje Boetius, Meeresbiologin, Professorin an der Universität Bremen, Direktorin des Alfred Wegner Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Nov 4, 2021 • 45min

#59 Quantencomputer – nur ein Hype oder der nächste große Sprung?

Diese Woche in der Zukunft: Die Folge mit den großen Zahlen: Der aktuell größte Quantencomputer ist 100 Billionen Mal schneller als ein Supercomputer. Liest man so. Wer sich darunter etwas vorstellen kann? Natürlich niemand. Ist das nur ein Hype, viel Aufregung von hochspezialisierten Physik-Nerds – oder versprechen Quantencomputer den nächsten großen Sprung für die Menschheit? Michael Carl im Gespräch mit dem Physiker, IT-Ingenieur und Psychologen Frank Fischer. Der sagt: Beides!Franks Analyse: Der entscheidende Treiber für die Entwicklung von Quantencomputern ist die Chemie. Beispiel: Die Herstellung von Ammoniak. Bislang sind wir auf das Haber-Bosch-Verfahren angewiesen – de facto die Methode „Rohe Gewalt“, wirkungsvoll, aber enorm energieaufwendig. Mehrere Prozent des globalen Energiebedarfs gehen auf das Konto des Haber-Bosch-Verfahrens. Die Alternative: Wir konstruieren ein Molekül, das Ammoniak ohne hohen Druck und Temperatur erzeugt. Wir wissen, dass es das Molekül gibt. Wir kennen seine Bestandteile. Allerdings gibt es mehr Möglichkeiten, diese Bestandteile in 3D zusammenzusetzen, als es Teilchen im Universum gibt. Mit herkömmlicher Rechenleistung de facto nicht zu ermitteln. Geschätzter Rechenaufwand für einen Quantencomputer mit 250 QBits: 10 bis 15 Minuten. Der Preis für den Sieger: Besagte mehrere Prozent der weltweit erzeugten Energie. Was ist dagegen eine Investition in neue Technologie von ein paar wenigen Milliarden? Darum sind Google, Amazon, Microsoft, Intel etc alle im Rennen um den ersten leistungsfähigen Quantencomputer dabei. Weitere Anwendungsfälle: Individuell wirksame komplexe Medizin, um Größenordnungen leistungsfähigere Sonnenkollektoren und außerhalb der Chemie: Mobilitätssteuerung, Dienstplanung etc. Franks These: Quantentechnologie macht Computer nicht einfach schneller, sie ermöglicht es, Probleme zu berechnen, die heute de facto unlösbar sind. Nebenbei: Betrachten wir bitte jedes Passwort als jederzeit entschlüsselt. IT-Sicherheit müssen wir vollständig neu denken. Die Perspektive: Google kommuniziert, Quantencomputer würden ab 2029 zur kommerziellen Nutzung bereitstehen. Eine Schätzung, die Frank Fischer für durchweg realistisch hält. Wer bis zu Minute 30 durchhält, bekommt auch noch einen Crash-Kurs Physik bei Herrn Fischer: Was sind Superposition, Entanglement und wer ist Richard Feynman? Und wen das Gefühl beschleicht, nicht alles zu verstehen: Das ist genau die Sicht selbst der beteiligten Physiker. Die setzen inzwischen eher auf sich ergänzende Modelle der Quantenmechanik, die jeweils Aspekte beschreiben. Eine beruhigen Botschaft zum Schluss: Man muss hier nicht alles verstehen.Der Gast in dieser Woche:Frank Fischer, Physiker, IT-Ingenieur, Organisationspsychologe, derzeit bei Snyk.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Oct 28, 2021 • 39min

#58 How to build a Metaversum in three simple Steps

Diese Woche in der Zukunft: Das Metaversum kommt. Sagt Facebook und kündigt aktuell 10.000 neue Stellen in Europa an. Sagt so ziemlich jeder Tech-Gigant schon länger. Nur: Was ist das Metaversum? Eine Art Internet in 3D? Zoom-Konferenz mit virtuellem Anfassen? Die Rückkehr von Second Life?Der Tech-Blogger Kris Köhntopp – nach eigener Aussage seit 1987 im Internet und seit her nicht wieder draußen gewesen – sagt: Wir erleben gerade eine chaotische Phase, die für neue Technologien typisch ist. Zahlreiche große Akteure investieren, erforschen, versuchen Claims abzustecken und den Kuchen erst mal zu backen, bevor er dann gewinnbringend verteilt werden kann. Michael Carl und Kris Köhntopp nehmen die Idee eines Metaversum Stück für Stück auseinander. Was könnte ein Metaversum künftig ausmachen? Wer wird das attraktiv finden? Wer sieht hier völlig neue Geschäftsmodelle? Welche Rolle spielt Facebook, was hat das Bond-Auto in diesem Spiel zu suchen und was wir hier von Fortnite und Minecraft lernen können.Wer über das Metaversum mitreden will, braucht diese Folge. Wer dann immer noch mehr wissen möchte, wird hier im Blog von Kris fündig. Der Gast in dieser Woche:Kris Köhntopp, Blogger „Die wunderbare Welt von Isotopp“, Ingenieur, GamerMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Oct 21, 2021 • 35min

#57 Der Al Capone-Effekt der Nachhaltigkeit

Diese Woche in der Zukunft: Nachhaltigkeit ist wichtig. Ja. Nachhaltigkeit ist im Kommen, wird wichtiger. Ja ja. Die Kund:innen wollen das immer mehr. Naja ja. Ja? In dieser Episode gehen wir den Treibern der Nachhaltigkeit auf die Spur. Michael Carl ist im Gespräch mit Martin Bausen, Finanzierungsspezialist bei der GLS-Bank. Martins These: In fünf bis zehn Jahren wird es keinen nennenswerten wirtschaftlichen Erfolg mehr geben können, der nicht auf nachhaltigem Unternehmertum basiert. Grund eins: Die Bedürfnisse der Kund:innen sind in einem tiefen Wandel. Ganz schlicht: Kund:innen wollen das immer mehr, sie äußern das immer mehr, sie verlangen das immer mehr. Was ist „das“? „Das“ ist Transparenz über Inhalte von Produkten, „das“ ist Transparenz über Produktion und Produktionsbedingungen, „das“ ist die Frage, was sich alles genau mit dem konkreten Produkt verbindet. Grund zwei – und der ist entscheidend: Die Unternehmensfinanzierung. Ganz praktisch wird es der Unternehmer merken, der bislang alle drei Jahre seinen Firmenkundenbetreuer anruft, um wieder eine neue Maschine zu finanzieren. Statt „Alles klar, wie immer“, wird er künftig hören: Wir haben da mal ein paar neue Fragen. Fragen zur Energie, zu Lieferketten, zu Arbeitsbedingungen – kurzum: zur Nachhaltigkeit. Dahinter stehen die Prüfmechanismen der Banken selbst – und hier kommt Al Capone ins Spiel. Die Banken werden schon in naher Zukunft sehr genau prüfen, wie nachhaltig ein Unternehmen und sein Geschäftsmodell aufgestellt sind. Sie werden dies tun, weil sie selbst genauer hierauf geprüft werden. Wie viele Firmenkunden liegen in Hochwassergebieten, wie viele brauchen Zugang zu Wasser? Wie verändert sich die Bilanz der Bank, wenn der Strompreis deutlich steigt und überdurchschnittlich viele energieintensive Branchen im Portfolio liegen? Die BAFin hat bereits Merkblätter an die Banken verschickt und angekündigt, wonach sie in den kommenden Jahren genau fragen wird: Nach der Nachhaltigkeit. Al Capone hat die Justiz niemals wegen Mord und Erpressung dranbekommen. Erst als die Verwaltungsmaschine anlief, landete er wegen Steuerhinterziehung hinter Gittern. Ganz ähnlich die Nachhaltigkeit: Wenn es sonst keiner treibt, sind es am Ende die Bilanzprüfer der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die nachhaltige Geschäftsmodelle durchsetzen. Die These steht: In fünf bis zehn Jahren gibt es keinen nennenswerten wirtschaftlichen Erfolg mehr, der nicht auf nachhaltigen Prinzipien beruht. Der Gast in dieser Woche:Martin Bausen, GLS Bank, Teamleiter Spezial- und Gemeinschaftsfinanzierungen.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Oct 14, 2021 • 29min

#56 Vertreibt die Nachhaltigkeit aus der Öko-Ecke

Diese Woche in der Zukunft: „… Das steht alles in unserem CSR-Bericht. Glaube ich. Der steht hier irgendwo online, Moment, hab‘ ihn gleich …“ Martin Wittau ist Vizepräsident der Bundesvereinigung Nachhaltigkeit. Für Martin ist klar: Wer Nachhaltigkeit für ein Sonntagsthema hält, überblickt die Tragweite noch nicht. Und: Wer wirklich auf Dauer erfolgreich unternehmerisch tätig sein will, kann kaum anders, als nachhaltig zu denken und zu lenken. Er ist ein freundlicher Mensch und formuliert auch so. Aber Nachhaltigkeit ist eine Frage des Erfolgs, nicht nur der Karmapunkte. Oder sogar andersherum: Erfolg ist eine Frage der nachhaltigen Unternehmenspolitik.Martin berichtet von dem Handwerksbetrieb, der mit einer konsequent nachhaltigen Aufstellung auf einmal wieder Azubis bekommt. Von den Unternehmen der Verpackungsindustrie, die seit Corona vor Umsatz und Gewinn kaum laufen kann und doch über Dekarbonisierung nachdenkt. Und und und….Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen in einem eigenwilligen Spannungsverhältnis. Einerseits ringen die beiden Themen um Aufmerksamkeit – und da liegt der Klimaschutz seit geraumer Zeit deutlich vorne. Die nachhaltigen Entwicklungsziele waren kaum von den Vereinten Nationen verabschiedet, als das Pariser Klimaabkommen das Rampenlicht voll in Anspruch nahm. Andererseits ist gerade der Klimaschutz – immerhin eines der 17 Ziele – ein Hebel, um dem Thema Nachhaltigkeit mehr Präsenz zu verschaffen.Der Gast in dieser Woche: Martin Wittau, Bundesvereinigung Nachhaltigkeit e.V., Twitter: @MartinWittau und @BVNGberlinMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand

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