Jan Marsalek vs. Fahnder: Auf der Spur des Wirecard-Betrügers
Jan 8, 2025
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In dieser Folge spricht Jörg Diehl, Investigativkoordinator des SPIEGEL, über die faszinierende Jagd nach Jan Marsalek, dem Wirecard-Betrüger. Er erklärt, wie Marsalek die Schwächen der deutschen Strafverfolgung ausnutzt und schwer zu fassen ist. Diehl deckt auf, wie Kämpfe zwischen Ermittlungsbehörden sowie Datenschutzprobleme die Fahndung behindern. Zudem wird die geheimnisvolle Verbindung zu russischen Geheimdiensten und seine Nutzung falscher Identitäten beleuchtet, die seine Entdeckung weiter erschwert.
Die unzureichenden Befugnisse der deutschen Behörden, insbesondere bei Gesichtserkennung und Datenschutz, behindern die effektive Verfolgung von Kriminellen wie Jan Marsalek.
Jan Marsalek zeigt durch seine Flucht und den Kontakt zu russischen Geheimdiensten, wie gefährlich und einflussreich er in internationalen Machenschaften ist.
Deep dives
Die Jagd nach Jan Marsalek
Jan Marsalek ist einer der meistgesuchten Männer Europas sowie ein mutmaßlicher Milliardenbetrüger und Spion im Auftrag Russlands. Die deutschen Ermittlungsbehörden sehen sich jedoch gravierenden Einschränkungen ausgesetzt, was ihre Möglichkeiten zur Suche angeht. Insbesondere der Einsatz von Gesichtserkennungstechnologien auf Social-Media-Plattformen ist den Behörden untersagt,was zu der Frustration führt, dass Fortsetzungsjagden gegen große Verbrecher oft ineffektiv bleiben. Marsalek nutzt diese Sicherheitslücken, um der Strafverfolgung zu entkommen, während Journalisten und Hacker alternative Methoden verwenden, um Informationen über seine Aktivitäten zu sammeln.
Marsaleks bemerkenswerte Flucht
Nachdem bei Wirecard ein erheblicher Betrug von 1,9 Milliarden Euro aufgedeckt wird, flieht Jan Marsalek rechtzeitig in ein Privatflugzeug und entzieht sich damit den Ermittlern. Der Haftbefehl gegen ihn wird erst kurze Zeit später ausgestellt, was als schwerwiegender Fehler in der Reaktion der Behörden angesehen wird. Während die Polizei glaubt, auf seine Spur zu sein, hat Marsalek bereits einen Schritt voraus und taucht im Ausland unter, was auf seine Fähigkeit hinweist, Verfolger zu überlisten. Diese Flucht wird als Beispiel für die Versäumnisse der deutschen Sicherheitsbehörden und deren langsame Reaktionen gedeutet.
Russische Verbindungen und Identitätswechsel
Nach seiner Flucht nimmt Jan Marsalek unter möglichen falschen Identitäten Kontakt zu russischen Geheimdiensten auf, was die vermutete Zusammenarbeit zwischen ihm und diesen Institutionen unterstreicht. Sein Name taucht unter dem Alias 'Alexander Schmidt' auf, als er in einer medizinischen Einrichtung in Moskau behandelt wird. Zudem nutzen Journalisten investigativen Methoden wie Datenanalysen aus dem Darknet, um mögliche Aufzeichnungen seiner Aktivitäten zu finden, die den Behörden nicht zur Verfügung stehen. Solche Vorgehensweisen heben den drastischen Unterschied zwischen den Möglichkeiten privater Ermittlungen und denen staatlicher Stellen hervor, die durch strenge Datenschutzgesetze beschränkt sind.
Agentenringe und internationale Bedrohung
Der Verdacht, dass Jan Marsalek als mutmaßlicher Kopf eines Agentenrings für Russland agiert, wird durch aktuelle Berichte über ihn verstärkt. Nach seiner Flucht wird er beschuldigt, einen Spionagering in London aufgebaut zu haben, der in europäische Angelegenheiten eingreift. Dabei wird deutlich, dass er auch gegen Kreml-Kritiker operiert und Geld für sogenannte Operationen bereitstellt. Diese neuen Entwicklungen werfen ein düsteres Licht auf die Gefahren, die von seiner bisherigen Untätigkeit und den nachlässigen Ermittlungen deutscher Behörden ausgehen, und demonstrieren, dass Marsalek nach wie vor eine Bedrohung darstellt.
Seit vier Jahren suchen Ermittler Jan Marsalek – erfolglos. Der Wirecard-Betrüger profitiert von den Schwächen der deutschen Strafverfolgung: Datenschutz, limitierten Fahndungsmöglichkeiten, fehlendem Jagdinstinkt.
In der ersten Folge unseres neuen Podcasts »Firewall« geht es darum, wie Marsalek entkommen konnte. Wir erzählen von seinem neuen Leben in Moskau und rekonstruieren, warum sich Jan Marsaleks Verfolger so schwertun.
Über »Firewall«: In diesem Podcast erzählen wir jeden Donnerstag von Angriffen auf Systeme. Ob Geheimdienst, Bundesregierung oder Dating-App. Jedes System hat eine Schwachstelle – manche finden sie. Gemeinsam mit SPIEGEL-Reporterinnen und Reportern sucht Host Sandra Sperber nach Schwachstellen in Systemen und erzählt von denen, die sie ausnutzen.
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