Sigrid Engelbrecht ist Mentaltrainerin und Autorin mit Expertise in Achtsamkeit, Eric Pfeifer ist Psycho- und Musiktherapeut sowie Professor für Ästhetik, und Albrecht Selge ist Musikkritiker und Schriftsteller. Im Gespräch wird die ambivalente Beziehung der Menschen zur Stille thematisiert. Die Gäste diskutieren, wie Stille sowohl tröstend als auch beängstigend sein kann. Sie beleuchten die transformative Kraft der Stille im Alltag, ihre Rolle in einer hektischen Welt und wie sie Raum für Kreativität und Selbstreflexion bietet.
Stille wird oft als heilsam angesehen, jedoch empfinden viele Menschen sie auch als bedrohlich und isolierend, was zu Fluchtverhalten führt.
Ein bewusst geplanter Umgang mit Stille durch Praktiken wie Meditation kann unsere Lebensqualität und innere Ruhe erheblich verbessern.
Deep dives
Die Sehnsucht nach Stille
Die heutige Gesellschaft zeigt ein paradoxes Verlangen nach Stille, obwohl viele den hektischen Alltag und Stress bevorzugen. Besonders zur Adventszeit, die traditionell als stille Zeit gilt, erleben viele Menschen den Druck von Verpflichtungen und festlichen Feiern. In einer Welt voller To-Do-Listen und gesellschaftlichem Trubel fällt es schwer, diese Ruhe zu finden, obwohl sie oft als wohltuend beschrieben wird. Dieses Streben nach Stille und die gleichzeitige Flucht davor werfen Fragen zu unserem Umgang mit Einsamkeit und Reflexion auf.
Stille in der Musik
Stille spielt eine fundamentale Rolle in der Musik, da sie als Voraussetzung für die Wahrnehmung von Klängen gilt. Komponisten wie John Cage haben betont, dass Stille und Klang miteinander verwoben sind und eine Komposition daraus entsteht. In musikalischen Kontexten zeigt sich, dass es kaum Musik ohne Pausen und Stille gibt, die das Hörerlebnis intensivieren. Diese Erkenntnis kann auf das tägliche Leben übertragen werden, während wir nach Momenten der Stille suchen, um zu reflektieren und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Der Unterschied zwischen Stille und Einsamkeit
Stille kann sowohl heilsam als auch bedrohlich sein, abhängig davon, ob sie von uns gesucht oder uns aufgezwungen wird. Während manche Menschen die Stille als Raum für Selbstreflexion und innere Ruhe erkennen, empfinden andere sie als unangenehm und isolierend. Der Gedanke, in Stille mit den eigenen Gefühlen konfrontiert zu werden, kann Angst auslösen und zu einem Vermeiden von solchen Momenten führen. Diese Ambivalenz zeigt, wie wichtig die individuelle Beziehung und Erfahrung mit Stille ist, die oft durch gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Hintergründe geprägt wird.
Alltagsintegration von Stille
Um Stille in den Alltag zu integrieren, kann es hilfreich sein, bewusste Zeiten der Ruhe einzuplanen und als Vorbild für die nächste Generation zu agieren. Aktive Praktiken wie Meditation, Spaziergänge in der Natur oder einfache Rückzugsmomente können dazu beitragen, das Sehnen nach Stille zu erfüllen. Einige Projekte, wie die Einführung von stillen Stunden in Supermärkten, zeigen ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die Bedeutung von Ruhe. Letztlich wird Stille nicht nur als ein persönliches Bedürfnis betrachtet, sondern auch als gesellschaftliche Notwendigkeit, um unsere Lebensqualität zu verbessern.
Psst, jetzt kommt die stille Zeit. Zumindest theoretisch sind die Adventstage gedacht, um innezuhalten. Dabei ist es paradox: Wir wünschen uns Ruhe, doch wir meiden sie auch. Denn Stille und Schweigen können trösten und erheben, aber auch stressen und Angst machen. Wie klingt Stille? Brauchen wir mehr davon? Und was macht sie mit uns? Michael Risel diskutiert mit Sigrid Engelbrecht - Mentaltrainerin, Autorin, Prof. Dr. habil. Eric Pfeifer - Psycho- und Musiktherapeut, Albrecht Selge - Schriftsteller
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