Verena Finkenberger ist Fachanwältin für Erbrecht und Familienrecht und erklärt die Fallen im Testament. Sie beleuchtet, wie emotionale Familienthemen oft Erbstreitigkeiten auslösen. Außerdem wird die Wichtigkeit einer korrekten Testamentserstellung hervorgehoben, um rechtliche Probleme zu vermeiden. Sie thematisiert das Enterben und erklärt den Pflichtteil, sowie die Flexibilität von Testamenten in unterschiedlichen Lebenslagen. Finkenberger gibt wertvolle Tipps zur Gestaltung von Testamenten, insbesondere über das Berliner Testament.
Das Tabu-Thema Testament wird oft vermieden, obwohl es für die Vermeidung zukünftiger Konflikte bei Erbschaften von entscheidender Bedeutung ist.
Die anwaltliche Expertin empfiehlt, Testamente regelmäßig zu überprüfen und klar zu gestalten, um Missverständnisse innerhalb der Familie zu verhindern.
Deep dives
Die Bedeutung von Testamentsgestaltung
Es wird betont, dass das Thema Testament oft ein großes Tabu ist, da viele Menschen sich ungern mit dem Tod und den damit verbundenen finanziellen und emotionalen Aspekten auseinandersetzen. Die Diskussion mit einer Fachanwältin für Erbrecht verdeutlicht, dass Streitigkeiten innerhalb von Erbengemeinschaften häufig weniger mit Geld und mehr mit familiären Verstrickungen und alten Verletzungen zusammenhängen. Oft sind es alte Konflikte zwischen Geschwistern oder anderen Verwandten, die beim Erben wieder aufbrechen, was zu erheblichen Auseinandersetzungen führen kann. Die Anwältin hat daher die Initiative „Erbschaft ohne Streit“ ins Leben gerufen, um Menschen dazu zu ermutigen, über ihre Vermögensverhältnisse nachzudenken und eine klare Testamentgestaltung zu erwägen.
Der Handlungsbedarf für alle
Die Notwendigkeit, ein Testament zu erstellen, betrifft nahezu jede Person, insbesondere nicht verheiratete Paare oder verheiratete Paare mit minderjährigen Kindern, um künftige Konflikte zu vermeiden. Viele Menschen sind sich jedoch nicht bewusst, dass sie ohne Testament in eine Erbengemeinschaft geraten können, die potenzielle Konflikte hervorrufen kann. Die Anwältin betont, dass nicht verheiratete Paare ohne Testament größtenteils ungeschützt sind, und selbst verheiratete Paare keine automatische Alleinerbfolge haben, wenn keine Kinder vorhanden sind. Diese Unsicherheiten bei den Erbfolgen können zu schwierigen Situationen führen und verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf für eine rechtzeitige Testamentsgestaltung.
Die psychologischen Hürden des Testaments
Es wird darauf hingewiesen, dass die Angst vor dem Tod und die damit verbundenen negativen Assoziationen viele Menschen davon abhalten, sich mit dem Thema Testament auseinanderzusetzen. Die Parallele zu der jährlichen Steuererklärung verdeutlicht, dass solche unangenehmen Themen häufig aufgeschoben werden in der Hoffnung, es später einfacher zu handhaben. Die Anwältin schlägt vor, das Testament nicht als Bürde, sondern als notwendige Vorsorge zu sehen, die es ermöglicht, künftige rechtliche und familiäre Probleme zu vermeiden. Es wird empfohlen, sich frühzeitig und regelmäßig Gedanken über das eigene Testament zu machen, anstatt es zu ignorieren, selbst wenn das Thema recht unangenehm erscheint.
Praktische Tipps für die Testamentserstellung
Der Prozess der Testamentserstellung wird als relativ unkompliziert beschrieben; ein handschriftliches Testament kann leicht zu Hause verfasst werden, ohne dass ein Notar nötig ist, außer in besonderen Fällen wie bei nicht verheirateten Paaren. Die Anwältin empfiehlt, dabei alle relevanten Informationen, inklusive gesonderter Vermächtnisse für Freunde oder Bekannte, klar und präzise niederzuschreiben. Zudem sollten veränderte Lebensumstände den Anstoß geben, das Testament regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren, um sicherzustellen, dass es den aktuellen Wünschen entspricht. Eine Aufbewahrung des Testaments an einem zentralen, leicht auffindbaren Ort wird ebenfalls empfohlen, um spätere Schwierigkeiten im Erbfall zu vermeiden.
Im F.A.Z. Live-Podcast Finanzen & Immobilien auf der HerCareer in München sprechen wir mit der Anwältin Verena Finkenberger über das Tabu-Thema Testament. Es sollte kein Tabu sein!