Baltische Staaten - Mit feindseligen Nachbarn kennen sie sich hier aus
Jan 23, 2025
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In dieser Folge sind Katja Makhotina und Karsten Brüggemann zu Gast. Makhotina ist Historikerin an der Universität Bonn mit Schwerpunkt auf Litauen, während Brüggemann Professor für Geschichte in Tallinn ist. Sie sprechen über die tief verwurzelte Angst der baltischen Staaten vor russischer Aggression. Themen wie die 'Singende Revolution', die Unabhängigkeit 1991 und die Bedeutung der nationalen Identitäten werden diskutiert. Besonders beleuchten sie die komplexe geopolitische Lage und die historischen Kämpfe der Länder gegen Diktaturen.
Die Unabhängigkeit der baltischen Staaten ist stark mit ihrem kulturellen Widerstand gegen die sowjetische Unterdrückung und nationalem Gemeinschaftsgefühl verbunden.
Die aktuelle Sicherheitslage im Baltikum wird durch die geopolitischen Spannungen mit Russland und der NATO-Präsenz zur Abwehr potenzieller Bedrohungen geprägt.
Deep dives
Stärkung der NATO-Ostflanke
Die NATO hat beschlossen, ihre Präsenz an der Ostflanke im Baltikum zu verstärken, was durch die Stationierung von 5000 Soldaten und Waffenlieferungen unterstützt wird. Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und zielt darauf ab, Prophylaxe gegen die Bildung einer Frontlinie in der Region zu betreiben. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius betont, dass Deutschland sich in der gleichen Verantwortung befindet, wie NATO-Verbündete vor dem Fall der Berliner Mauer. Der Schutz der baltischen Staaten, einschließlich Litauen, Polen, Estland und Lettland, ist von zentraler Bedeutung für die Sicherheit der NATO insgesamt, da die Region als empfindliche Achillesferse des Bündnisses gilt.
Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung
Die Unabhängigkeitsbewegung der baltischen Staaten, insbesondere Litauens, formierte sich Ende der 1980er Jahre in einem Kontext zunehmender Schwäche der Sowjetunion. Diese Bewegung war von einem starken nationalen Gemeinschaftsgefühl geprägt, das es den Menschen ermöglichte, kollektiv für ihre Freiheit zu kämpfen. Historikerin Katja Makotina beschreibt, dass das Heldentum der baltischen Bevölkerung während der Unabhängigkeitserklärung eine langfristige Erinnerung an die Opfer von sowjetischer Besatzung aktivierte. Diese Jux zeigt den Widerstand und den Willen, aus der sowjetischen Herrschaft auszubrechen, während die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung bereitstand.
Die Rolle von Kultur und Identität
Kulturelle Identität spielte eine entscheidende Rolle in der Unabhängigkeitsbewegung der baltischen Staaten, wobei der patriotische Fervor stark ausgeprägt war. Lieder, die zuvor verboten waren, erlebten eine Renaissance und wurden zu Symbolen der nationalen Einheit und des Widerstands gegen die sowjetische Unterdrückung. Der baltische Weg, eine Menschenkette von Hunderttausenden zwischen Estland, Lettland und Litauen, zeigt, wie tief verwurzelt diese kulturellen Praktiken in der Geschichte der Region waren. Diese Praktiken trugen nicht nur zur Sichtbarkeit der Unabhängigkeitsbewegung bei, sondern schufen auch ein starkes Wir-Gefühl über die Landesgrenzen hinweg.
Geopolitik und historische Einflüsse
Die geopolitische Lage des Baltikums hat es im Laufe der Geschichte zur Zielscheibe von imperialen Ambitionen gemacht, sowohl im Osten als auch im Westen. Die drei baltischen Staaten haben unterschiedliche nationale Identitäten entwickelt, sind aber durch eine gemeinsame Geschichte des Kampfes gegen Unterdrückung verbunden. Historiker deuten darauf hin, dass die Unabhängigkeit der baltischen Staaten nicht nur ein Rückzug nach Hause ist, sondern auch ein strategisches Abwenden von Russland darstellt. Diese historischen Zusammenhänge prägen die Wahrnehmung der heutigen sicherheitspolitischen Situation, besonders in Anbetracht der aktuellen Bedrohungen durch aggressive Nachbarstaaten.
Sollte Russland NATO-Territorium angreifen, dann am ehesten im Baltikum: Das ist die Sorge vieler Menschen in Estland, Lettland und Litauen. Ihre Angst vor russischer Aggression sitzt tief, auch weil sie lange um ihre Unabhängigkeit kämpfen mussten.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(02:00) Zähes Ringen bis zur Unabhängigkeit 1991 (07:53) Eine „Singende Revolution“ (11:05) Drei unterschiedliche Länder mit gemeinsamen Interessen (18:27) Historisch umkämpfte Lage an der Ostsee (22:07) Die Union Polen-Litauen im 17. Jahrhundert (25:24) 1918 werden Estland, Lettland und Litauen unabhängig (25:55) Hitler-Stalin-Pakt: Das Baltikum als Verfügungsmasse von Diktatoren (28:22) Terror, Massaker und Deportationen während des Zweiten Weltkriegs (33:50) „Zweite sowjetische Okkupation“ ab 1944 (37:41) 2004: EU- und NATO-Beitritt der baltischen Staaten
Unsere Experten in dieser Folge:
Katja Makhotina ist Historikerin. Derzeit vertritt sie die Professur für Osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn. 2017 erschien von ihr "Erinnerungen an den Krieg – Krieg der Erinnerungen. Litauen und der Zweite Weltkrieg" (Vandenhoeck & Ruprecht).
Der Historiker Karsten Brüggemann ist Professor für Estnische und Allgemeine Geschichte an der Universität Tallinn in Estland. Zahlreiche Veröffentlichungen und Forschung zur Geschichte der baltischen Staaten und zum Verhältnis zu Russland.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Anh Tran Autorin: Katharina Peetz Regie und Produktion: Tim Baumann Redaktion: Monika Dittrich
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