Radikalisierung von jungen Männern auf TikTok verhindern – mit Caspar Weimann
Jan 23, 2025
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Caspar Weimann, Schauspieler und Aktivist für Gleichstellung, diskutiert die Gefahren der Männlichkeit auf TikTok und die Radikalisierung junger Männer. Er erläutert, wie der Algorithmus verzerrte Männerideale fördert und stellt das Projekt "Myke – Hacking the Manosphere" vor, das profeministische Botschaften verbreitet. Strategie und Prävention digitaler Radikalisierung sind zentrale Themen, ebenso wie die Bedeutung emotionaler Intelligenz bei jungen Männern. Weimann setzt sich für echte Verbindungen und kritische Sichtweisen auf Männlichkeit ein.
Die Radikalisierung junger Männer auf TikTok geschieht schnell, da sie innerhalb von neun Minuten mit antisexoistischen Inhalten konfrontiert werden.
Das Projekt Mike nutzt kreative Strategien, um profeministische Botschaften zu verbreiten und alternative Männlichkeitsmodelle anzubieten, um schädliche Ideologien zu unterbrechen.
Deep dives
Die Bedeutung von TikTok für Radikalisierung
TikTok spielt eine entscheidende Rolle bei der Radikalisierung junger Männer, da der Algorithmus Inhalte fördert, die oft stark polarisiert sind und Geschlechterrollen verfestigen. Insbesondere Jungen zwischen 16 und 18 Jahren geraten schnell in Kontakt mit sogenanntem Manosphere-Content, der antifeministische Haltungen propagiert und stereotype Männlichkeitsideale zeigt. Eine Studie weist darauf hin, dass es im Durchschnitt nur neun Minuten dauert, bis Jugendliche auf solchen Content stoßen, was die Gefahren der Plattform verdeutlicht. Diese Inhalte beeinflussen nicht nur die Nutzer direkt auf TikTok, sondern spiegeln auch gesellschaftliche Entwicklungen wider, die Gewalt gegen Frauen verstärken und überholte Rollenbilder fördern.
Das Projekt Mike und seine Ziele
Das Kollektiv Online Theater Live hat das Projekt Mike ins Leben gerufen, um gegen die Radikalisierung in digitalen Räumen zu arbeiten. Unter der Leitung von Kaspar Weimann verfolgt das Projekt den Ansatz, profeministische Botschaften zu verbreiten und jungen Männern alternative Männlichkeitsmodelle vorzuschlagen. Dabei werden ästhetische und rhetorische Mittel, die in maskulinistischen Inhalten genutzt werden, bewusst nachgeahmt, um die Zielgruppe wirksam zu erreichen. Ziel ist es, Jungs und junge Männer in einem sensiblen Alter anzusprechen, um sie von diesen schädlichen Ideologien abzubringen.
Radikalisierungsprozesse verstehen und angehen
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist das Verständnis der Mechanismen von Radikalisierungsprozessen, die nicht über Nacht geschehen, sondern durch Mikroimpulse im Laufe der Zeit entstehen. Während die Plattformen diese Dynamik begünstigen, versuchen die Initiatoren von Mike, diese Prozesse zu unterbrechen, indem sie frühzeitig auf die Betroffenen einwirken. Statt isolierte Videos zu erstellen, werden strategisch Inhalte eingesetzt, die miteinander interagieren und die wiederkehrenden Themen aufgreifen. Der Ansatz basiert darauf, dass die eigene Identität und die persönliche Entwicklung im Vordergrund stehen, was es ermöglicht, Alternativen zu eingefahrenen Denkweisen zu präsentieren.
Kunst und soziale Strukturen als Lösungen
Die Diskussion umfasst auch die Notwendigkeit kreativer und sozialer Strukturen, um die Herausforderungen der männlichen Sozialisation zu adressieren. Projekte wie ein 'Boys Day für Care' sollen darauf abzielen, Jungs für Fürsorgeberufe zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass emotionale Intelligenz und Empathie wichtige Eigenschaften sind. Diese Ansätze zielen darauf ab, die verstörenden Ideen des Maskulinismus zu entschärfen und stattdessen positive Männlichkeitsbilder zu fördern. Es ist entscheidend, dass solche Initiativen unterstützt und finanziell gefördert werden, um dauerhaft einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben.
Laut einer Studie der Dublin City University dauert es im Schnitt 9 Minuten, bis Jungs zwischen 16 und 18 auf TikTok mit Videos der sogenannten Manosphere in Kontakt kommen. Die Manosphere ist ein Sammelbegriff für eine digitale Bewegung, die vor allem auf Social Media antifeministische, misogyne und queerfeindliche Inhalte verbreitet. Ihr Content ist geprägt von einem reaktionären Geschlechterverständnis, in dem Männern vermittelt wird, dass sie stark und kalt sein müssen und sich auf niemanden verlassen können. Diese Denkweisen tragen zur Radikalisierung junger Männer bei, die im schlimmsten Fall in Gewalttaten enden kann.
Wie man die Manosphere hackt
Das Kollektiv onlinetheater.live hat es sich in seinem Projekt „Myke – Hacking the Manosphere“ zur Aufgabe gemacht, diese Radikalisierungsmechanismen zu stören. Drei Monate lang haben sie TikTok-Videos veröffentlicht, die optisch und in der Ansprache an die Videos vermeintlicher Männlichkeitscoaches erinnern.
Casper Weimann, eine der Personen hinter dem Projekt, spricht in dieser Folge mit Katharina darüber, wie sie es geschafft haben, mit ihren Videos junge Männer zu erreichen, wie die Reaktionen auf das Projekt waren und warum es digitale Streetwork braucht.
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