Zukunft - Was wir vermissen werden: Vom Umgang mit Verlusten
Nov 24, 2024
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Andreas Reckwitz, Soziologe und Autor der Studie "Verlust: Ein Grundproblem der Moderne", diskutiert mit Thorsten Jantschek die tiefgreifenden Auswirkungen von Verlusten in einer sich wandelnden Gesellschaft. Sie beleuchten, wie Krise und Resilienz miteinander verwoben sind und welche Strategien notwendig sind, um individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. Reckwitz analysiert den Einfluss von Klimawandel und Identitätspolitik auf die Verlustwahrnehmung, während er auch die Relevanz des Opferstatus in der modernen Kultur kritisiert.
Die moderne Gesellschaft sieht sich multiplen Krisen gegenüber, die individuelle und kollektive Verluste in ökonomischen, gesellschaftlichen und emotionalen Bereichen hervorrufen.
Resilienz wird als entscheidender Ansatz hervorgehoben, um Verluste zu akzeptieren und Strategien zu entwickeln, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.
Deep dives
Die Mehrdimensionalität der Verluste in der modernen Gesellschaft
In der modernen Gesellschaft wird zunehmend die Realität multipler Krisen erkannt, die sowohl individuelle als auch kollektive Verluste betreffen. Diese Verluste manifestieren sich in verschiedenen Bereichen, einschließlich ökonomischem, gesellschaftlichem und emotionalem Verlust. Insbesondere der Klimawandel wird als schwerwiegende Bedrohung angesehen, die zu physischen Verlusten wie dem Verlust von Lebensraum und materiellen Gütern führt. Der Soziologe Andreas Reckwitz argumentiert, dass das Verständnis dieser Verluste essentiell ist, um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen.
Resilienz als Konzept zur Bewältigung von Verlusten
Resilienz wird als strategischer Ansatz vorgestellt, um mit der Erfahrung von Verlusten in der modernen Gesellschaft umzugehen. Dieser Begriff ist nicht nur eine Reaktion auf negative Ereignisse, sondern auch ein Transformationsprogramm, das Individuen und Gesellschaften anregt, sich zu verändern und anzupassen. Es wird betont, dass Resilienz bedeutet, Verluste als unvermeidlich zu akzeptieren und Strategien zu entwickeln, um den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen. Reckwitz beschreibt Resilienz als ein skeptisches Fortschrittsprogramm, das davon ausgeht, dass das Eintreten weiterer Krisen wahrscheinlich ist.
Die Rolle von Verletzbarkeit in der Spätmoderne
Die Vorstellung von Verletzbarkeit gewinnt in der heutigen Gesellschaft an Bedeutung, da Individuen und Gemeinschaften mit der Realität von Verlusten konfrontiert sind. Reckwitz hebt hervor, dass diese Verletzbarkeit in der späten Moderne eine veränderte Wahrnehmung des Selbst und der Gesellschaft zur Folge hat, weg von einer robusten zu einer verletzlichen Identität. Dies hat Auswirkungen sowohl auf persönliche Erfahrungen als auch auf gesellschaftliche Dynamiken, da Menschen lernen müssen, mit unverfügbaren Bedingungen und Verlusten umzugehen, die sie selbst teilweise verursacht haben. Die Auseinandersetzung mit Verletzbarkeit kann als eine Form der Selbstbewusstwerdung und des Bewusstseins für die kollektiven Herausforderungen der Gesellschaft interpretiert werden.
Populismus und die Politiken der Verluste
Populismus wird als eine Form der Politik beschrieben, die auf realen Verlusterfahrungen aufbaut und diese in ein Freund-Feind-Narrativ umwandelt. Reckwitz argumentiert, dass populistische Bewegungen oft die Erfahrungen von Verlust und Entwertung in der Gesellschaft thematisieren, um politische Macht zu gewinnen. Diese Politik bietet den Menschen eine Plattform, ihre Ängste und Unsicherheiten auszudrücken und macht die Realität der Verluste sichtbar. Der Erfolg populistischer Bewegungen zeigt, dass das Thema Verlust in der Moderne weitreichende politische und soziale Implikationen hat, die dringend angegangen werden müssen.
Nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen, kulturellen und individuellen Wachstums müssen wir uns nun an Unangenehmes gewöhnen: Verlust von Ressourcen, Status und Perspektiven. Sind Verlusterfahrungen schon zum Signum unserer Gesellschaft geworden? Thorsten Jantschek www.deutschlandfunk.de, Essay und Diskurs
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