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Es wird dargelegt, dass die Begriffe Komplexität und Kompliziertheit oft synonym verwendet werden, jedoch grundlegend unterschiedliche Bedeutungen haben. Komplizierte Probleme sind solche, die auf eine vereinfachte Form zurückgeführt werden können, während komplexe Probleme irreduzible Dynamiken aufweisen, die nicht einfach erklärt werden können. Ein Beispiel zur Veranschaulichung ist die algorithmische Komplexitätstheorie, die zeigt, dass komplizierte Muster aus einfacher Logik hervorgehen können. Die Unterscheidung ist entscheidend, um den richtigen Umgang mit verschiedenen Arten von Herausforderungen zu entwickeln.
Die Diskussion konzentriert sich auf die Idee der Irreduzibilität im Kontext wissenschaftlicher Erkenntnisse, was bedeutet, dass nicht alle Phänomene durch einfache Gesetze erklärt werden können. Der Austausch behandelt, wie das Verständnis von reduzierbaren und irreduzierbaren Größen für die Anwendung von Theorien wie der Wahrscheinlichkeitsrechnung unerlässlich ist. Anhand des Beispiels von Galiläos Fallbewegungen wird die Notwendigkeit hervorgehoben, zwischen Wissen und Nichtwissen zu unterscheiden. Die Fähigkeit, das zu wissen, was man nicht weiß, wird als essentielle wissenschaftliche Tugend betont.
Das Konzept der Rückkopplung in komplexen Systemen wird als entscheidend für das Verständnis der Dynamiken, die in verschiedenen Systemen ablaufen, erläutert. Rückkopplungseffekte können dazu führen, dass kleine Veränderungen große Auswirkungen auf das gesamte System haben, was sowohl in natürlichen als auch in künstlichen Kontexten wichtig ist. Ein Beispiel sind die weltweiten Finanzkrisen, wo fehlerhafte Bewertungsmodelle zu Panikverkäufen und einem Dominoeffekt führten. Der Austausch beschreibt die Herausforderung, solche Rückkopplungen in mathematischen Modellen zu berücksichtigen, und betont die Notwendigkeit, diese Dynamiken vollständig zu verstehen.
Die Energiewende wird als komplexes Thema dargestellt, bei dem das Zusammenspiel von Technologie, Wirtschaft und Umwelt berücksichtigt werden muss. Es wird erörtert, dass die Annahme von erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne große Unsicherheiten mit sich bringt, insbesondere in Bezug auf deren Zuverlässigkeit während klimatischer Veränderungen. Die Diskussion beleuchtet die Gefahr, dass wichtige Aspekte wie Speicherfähigkeit und Vernetzung in der Planung stark vernachlässigt werden. Es wird betont, dass ein besseres Verständnis der natürlichen Klimavariabilität entscheidend ist, um die Resilienz zukünftiger Energiesysteme zu gewährleisten.
Hier wird das Thema existenzieller Risiken angesprochen, wobei darauf hingewiesen wird, dass nicht nur der Klimawandel, sondern auch andere Faktoren wie geopolitische Spannungen oder technologische Katastrophen ernsthaftes Bedrohungspotenzial darstellen. Die Wichtigkeit einer ausgewogenen Diskussion über alle potenziellen Risiken wird hervorgehoben, da ein Übersehen von Problemen gefährlich sein kann. Insbesondere der Zusammenhang zwischen verschiedenen Risiken und deren mögliche Interaktion wird als kritisch angesehen. Schließlich wird betont, dass eine offene Diskussion und wissenschaftliche Bescheidenheit essentielle Schritte sind, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Eifrige Hörer des Podcasts werden bemerken, dass es bereits eine Episode zum Thema gab, nämlich Episode 10 mit dem Titel »Komplizierte Komplexität« aus dem Jahr 2019. Es lohnt sich auch, diese nochmals nachzuhören, aber nach fünf Jahren ist es an der Zeit, hier ein Update zu machen. Ganz besonders auch deshalb, weil ich wieder einen hervorragenden Gesprächspartner zum Thema virtuell einladen durfte, Dr. Marco Wehr.
Dr. Marco Wehr ist Physiker und promovierter Wissenschaftstheoretiker. Als vielfach ausgezeichneter Autor und Redner beschäftigt er sich mit Fragen der Vorhersehbarkeit, der Rolle des Körpers für das Denken und der Beziehung von Gehirn und Computer. Marco Wehr ist Gründer und Leiter des Philosophischen Labors in Tübingen. Sein neues Buch »Komplexe neue Welt« ist natürlich eine der Grundlagen für dieses Gespräch. Es ist unlängst zum Wissensbuch des Jahres 2024 vorgeschlagen worden. Link zum Buch natürlich wie immer in den Shownotes.
Marco beschäftigt sich auch mit der Frage der Modellierung, und sein aktuelles Vortrags-Format für 2025 heißt folgerichtig: »Die Macht mathematischer Modelle«.
Wir beginnen mit der Frage, was der Unterschied zwischen komplexen und komplizierten Systemen oder Fragestellungen ist, zumal diese beiden Begriffe umgangssprachlich oft synonym verwendet werden. Was kann man in dieser Hinsicht von Mandelbrot-Fraktalen lernen?
Welche Systeme der Welt sind irreduzibel?
“Can one predict what will happen? No, there’s what I call computational irreducibility: in effect the passage of time corresponds to an irreducible computation that we have to run to know how it will turn out.”, Stephen Wolfram
Wie kann man feststellen, ob man ein kompliziertes oder komplexes Problem vor sich hat? Was sind »Inseln der Propheten«? Gibt es eine kognitive Täuschung in den Naturwissenschaften? Der US-amerikanische Wissenschaftsforscher John Ioannidis hält Menschen (und besonders auch Wissenschafter), die glauben, zu viel zu wissen, für eine große Gefahr. Schon der bedeutende Philosoph des 20. Jahrhunderts, Karl Popper, hat dies sehr deutlich ausgedrückt:
»Jeder Intellektuelle hat eine ganz spezielle Verantwortung. Er hat das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren. Dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder der Gesellschaft), die Erkenntnisse seines Studiums in der einfachsten und klarsten und bescheidensten Form darzustellen. Das Schlimmste – eine Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann.«
Dann sprechen wir über den Laplacesche Dämon und was man von ihm über die Welt und die Entstehung der Wahrscheinlichkeitsrechnung lernen kann?
Wie hat Urbain Le Verrier den Neptun vorhergesagt?
»Ich möchte, dass man das, was man weiß, und das, was man nicht weiß, deutlich voneinander unterscheidet.«
Wie erkennt man einen Experten und wer repräsentiert Wissenschaft?
Was sind Rückkopplung und Resonanz und warum ist es so entscheidend, diese Phänomene in komplexen Systemen zu verstehen? Wo sind die Grenzen eines Modells? Gibt es eine saubere Trennung zwischen Beobachter und Modell? Was sind Signaturen komplexer oder chaotischer Systeme?
Begehen wir in der heutigen wissenschaftlichen Praxis zu häufig den Fehler »im Licht zu suchen«, statt dort, wo es sinnvoll wäre — besonders in den Bereichen, die man im weiteren Sinne als Data-Science bezeichnet? Man kann versuchen, die Welt zu verstehen, oder die lösbaren Probleme der Welt herauszupicken und daraus falsche Schlüsse über die Welt zu ziehen.
Was ist die stoische Landkarte, wie kann und diese weiterhelfen?
Hypothese ist immer vor der Empirie und damit bekommen begründete Vorannahmen eine wichtige Rolle im wissenschaftlichen Prozess.
Dazu kommt, dass es nie nur ein Modell gibt, das zu bestimmten Daten »passt«, dies wird auch als Duhem-Quine Hypothese bezeichnet.
Was bedeutet dies am Beispiel der Klimamodellierung oder Wirtschaftsmodellen? Kann man die Inseln des Wissens von den Inseln des Unwissens unterscheiden? Welche Rolle spielen Vulkane und andere Naturkatastrophen?
Warum ist die Energiewende in Deutschland schiefgegangen?
»Am deutschen Wesen soll die Welt genesen...«
Die Welt lernt in der Tat von Deutschland, aber wohl eher am Versagen Deutschlands. Das mag gut für die Welt sein, ist aber schlecht für Deutschland. Wie ist das dazu gekommen? Was sind »intellektuelle Insulaner«?
Was sind Komplexitätsfallen – natürliche vs. künstliche — heute haben wir es mit beiden zu tun und einer Mischung/Interaktion von beiden? Noch kritischer sind hybride Komplexitätsfallen oder Komplexitätsmonster — wie kommen diese zustande?
Was versteht man unter emergenten Effekten?
Was sind existenzielle Risiken, und warum ist ein Fokus auf »Klima« kontraproduktiv — Carrington-Event als Beispiel.
“There are no solutions, only tradeoffs”, Thomas Sowell
Wie gehen wir als Individuen mit radikaler Unsicherheit in komplexen Systemen um?
»We control nothing, but we influence everything«, Brian Klaas
Was ist die richtige Balance zwischen Sicherheit und Unsicherheit? Ist diese erreichbar?
»Die meisten Menschen wollen nicht in einer total vorhersagbaren Welt leben, auch wenn sie das behaupten.«
Wie kommen wir als Gesellschaft wieder aus den zahlreichen schweren Problemen heraus, in denen wir uns in den letzten Jahren verstrickt haben? Offene Diskussion scheint das wesentlichste zu sein. Kontroverse steht im Zentrum von Wissenschaft und daraus folgt offener und kritischer gesellschaftlicher Diskurs.
Referenzen
Andere Episoden
Dr. Marco Wehr
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