"Diese Flughöhe ist ein hohes Risiko": das Projekt Bündnis Sahra Wagenknecht
Aug 23, 2024
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Sahra Wagenknecht, eine prominente Politikerin und Gründerin des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), diskutiert mit den Politikexperten Lisa Caspari und August Modersohn über die aufkommende politische Kraft in Deutschland. Sie beleuchten, wie die Partei unerwartete Erfolge in Ostdeutschland erzielt und welche Herausforderungen sie dabei bewältigen muss. Zudem wird die Rolle von Katja Wolf, der Spitzenkandidatin in Thüringen, thematisiert und die potenzielle Regierungsfähigkeit des BSW diskutiert. Der Einfluss auf die Wählerschaft und die Chancen gegen die AfD stehen ebenfalls auf der Agenda.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht zeigt in Umfragen vielversprechende Ergebnisse, insbesondere in den ostdeutschen Landeswahlen mit möglichen zweistelligen Stimmenanteilen.
Der Personenkult um Sarah Wagenknecht spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Partei, die Unzufriedenheit der Bürger optimal anzusprechen.
Die Friedenspolitik des BSW, insbesondere die klare Ablehnung von Waffenlieferungen an die Ukraine, spricht viele Wähler im Osten an und könnte langfristig strategische Risiken bergen.
Deep dives
Sarah Wagenknechts Einfluss und die Umfragen
Das Bündnis Sarah Wagenknecht zeigt in aktuellen Umfragen vielversprechende Ergebnisse, mit denen die junge Partei in den ostdeutschen Landeswahlen zweistellige Stimmenanteile erreichen könnte. Ein zentraler Aspekt dieses Erfolgs ist der Personenkult um Sarah Wagenknecht, der viele Wähler anzieht und für hohe Aufmerksamkeit sorgt. Ihre kritischen Ansätze zur gegenwärtigen Bundesregierung und ihre Fähigkeit, die Unzufriedenheit der Bürger, insbesondere in Ostdeutschland, anzusprechen, tragen ebenfalls zu ihrer Popularität bei. So geben Umfragen an, dass die Ampelparteien, in ostdeutschen Bundesländern, kaum mehr signifikante Wähleranteile haben, was die Position Wagenknechts stärkt.
Herausforderungen bei der Regierungsfähigkeit
Ein großes Thema in der Diskussion um das Bündnis Sarah Wagenknecht ist die zukünftige Regierungsfähigkeit der Partei. Obwohl Wagenknecht in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik stand und Zweifel an ihrer Teamfähigkeit geäußert wurden, zeigen sich viele der neuen Mitglieder energisch und solidarisch im Aufbau der Partei. Insbesondere die Fähigkeit, erfahrene Politikerinnen wie Katja Wolf und Sabine Zimmermann in Thüringen und Sachsen anzuwerben, könnte sich als entscheidend erweisen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob Wagenknecht in der Lage ist, die Kontrolle abzugeben und andere Führungsfiguren vor die Kameras zu lassen, um eine breitere Unterstützung innerhalb der Partei zu fördern.
Die Rolle von Oskar Lafontaine
Oskar Lafontaine, ehemaliger SPD-Vorsitzender und Ehemann von Sarah Wagenknecht, spielt eine interessante, wenn auch nicht offizielle Rolle im Bündnis. Er wird oft als Berater und Beschützer für Wagenknecht wahrgenommen und trägt zum öffentlichen Auftritt der Partei bei. Lafontaines Einfluss könnte einerseits wertvoll sein, gleichzeitig bleibt seine geringe formale Rolle in der Partei jedoch fraglich für die langfristige Stabilität. Seine Präsenz wird von vielen als positiver Faktor angesehen, doch ob dies für das Bündnis tatsächlich bedeutend ist, wird erst die Zeit zeigen.
Die Positionierung in der Friedenspolitik
Die Friedenspolitik ist ein zentrales Thema für das Bündnis Sarah Wagenknecht, das sich klar gegen Waffenlieferungen an die Ukraine positioniert. Diese Haltung spricht viele Wähler im Osten an, wo die Angst vor einer Eskalation des Konflikts stark ausgeprägt ist. Trotz dieser klaren Positionierung gibt es jedoch Bedenken, dass solche populistischen Ansätze langfristig nicht tragfähig sein könnten, insbesondere in einem sich wandelnden politischen Kontext. Es bleibt abzuwarten, ob diese Friedensbotschaft das Vertrauen in die Partei festigen oder möglicherweise sogar zu Enttäuschungen führen könnte, falls keine messbaren Erfolge erzielt werden.
Untersuchung von Wählerstrukturen
Die Wählerschaft des Bündnisses Sarah Wagenknecht weist spezifische Merkmale auf, die von einem höheren Durchschnittsalter und einem leicht höheren Frauenanteil geprägt sind. Besonders interessant ist die Tatsache, dass viele der Wähler früher andere Parteien wie die Grünen unterstützt haben und nun von Wagenknechts Friedensthemen und sozialpolitischen Ansätzen angezogen werden. Die Umfragen deuten darauf hin, dass vor allem ehemalige Unterstützer der SPD und Linkspartei zur neuen Bewegung wandern, während die AfD nicht signifikant an Wählerstimmen verliert. Diese Verschiebungen in den Wählerstrukturen könnten weitreichende Folgen für die politische Landschaft in Deutschland haben.
Erst vor wenigen Monaten ging die Partei an den Start und ist schon im Begriff, die Parteienlandschaft in Deutschland ordentlich durcheinanderzuwirbeln: das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Neuen Umfragen zufolge könnte die Partei bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen Anfang September aus dem Stand auf zweistellige Ergebnisse kommen – und womöglich sogar eine Ministerpräsidentin stellen.
In der neuen Folge von Das Politikteil diskutieren wir die Hintergründe dieser jungen Erfolgsgeschichte in der deutschen Parteienlandschaft und fragen: Was ist die Programmatik des BSW? Was genau macht seinen Erfolg aus und wie nachhaltig ist dieser Erfolg angesichts der großen, aber womöglich auch vergänglichen Strahlkraft seiner Parteigründerin? Wer mischt in dem Bündnis mit, jenseits von Sahra Wagenknecht? Und für den Fall, dass sich das BSW durchsetzt: Wie regierungsfähig wäre diese junge Partei? Und wie könnte sie die Politik verändern?
Zu Gast sind Lisa Caspari, Politikredakteurin bei ZEIT ONLINE, die das BSW seit seiner Gründung eng begleitet und Sahra Wagenknecht kurz vor der Aufzeichnung zum Interview traf. Und August Modersohn, Leiter des Leipziger Büros der ZEIT und Politikexperte für Ostdeutschland. Beide blicken so fasziniert wie besorgt auf die Entwicklung der neu gegründeten Partei: "Sahra Wagenknecht entfesselt mit ihrem Schlechte-Laune-Wahlkampf eine Verdrossenheit, die sie wahrscheinlich selber kaum noch einfangen kann", sagt Lisa Caspari. "Die wichtige Frage ist: Wann kippt die Aufopferung von Wagenknechts Anhängern?", sagt August Modersohn. In Thüringen zeichne sich bereits eine leise Distanzierung zwischen der Spitzenkandidatin Katja Wolf und Co-Parteichefin Wagenknecht ab. "Hier könnte es in Zukunft knallen."
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