#9: In den Fängen der Chinesen – ist Russlands Wirtschaft für Europa endgültig verloren?
Jan 8, 2025
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Die Auswirkungen des Ukrainekriegs und westlicher Sanktionen auf Russlands Wirtschaft werden eingehend analysiert. Die russische Bevölkerung wendet sich schnell von Europa ab und richtet sich stärker nach China. Dies führt zu einer beeindruckenden Zunahme chinesischer Importe und einer fundamentalen Änderung des Lebensstils der Russen. Experten erörtern auch, ob diese Beziehung eine wahre Partnerschaft oder eine einseitige Abhängigkeit darstellt. Zudem wird die Rolle Chinas als dominierende wirtschaftliche Kraft in Russland beleuchtet.
Die Abhängigkeit Russlands von China hat sich verstärkt, wobei der Handel mit China mittlerweile 50 Prozent des russischen Außenhandels ausmacht.
Trotz der aktuellen Fokussierung auf China könnte Russland bei einer Verbesserung der Beziehungen zu Europa wieder zu westlichen Produkten zurückkehren.
Deep dives
Asymmetrische Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und China
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und China sind stark asymmetrisch, wobei Russland wesentlich abhängiger von China ist als umgekehrt. Der Handel mit China bildet mittlerweile etwa 50 Prozent des russischen Außenhandels, während nur vier Prozent des chinesischen Außenhandels auf Russland entfallen. Diese Abhängigkeit wird durch die wirtschaftlichen Sanktionen, die Russland durch den Ukraine-Krieg auferlegt wurden, sowie durch den Rückgang des westlichen Handels verstärkt. Russland muss sich daher gezwungenermaßen auf China konzentrieren, um wirtschaftliche Isolation zu vermeiden, was eine Herausforderung für die zukünftige Stabilität der russischen Wirtschaft darstellt.
Schneller Wechsel der Handelsbeziehungen
Vor dem Ukraine-Krieg war die EU Russlands wichtigster Handelspartner, der über die Hälfte des Außenhandels ausmachte. Die Sanktionen und der Rückzug westlicher Unternehmen führten jedoch zu einem abrupten Umschwung, sodass sich Russlands Außenhandel mit China zwischen 2020 und 2023 verdoppelt hat. Diese schnelle Umorientierung wurde nicht durch veränderte Konsumentenpräferenzen verursacht, sondern ist als Reaktion auf äußere Zwänge, wie den Krieg und die Sanktionen, zu verstehen. Viele Russen hatten keine andere Wahl, als sich der chinesischen Warenversorgung zuzuwenden, was die Abhängigkeit von China weiter stärkt.
Chinesische Produkte und Technologietransfer
Die russische Wirtschaft erlebt derzeit einen Anstieg an importierten chinesischen Produkten, insbesondere im Automobilsektor, wo mehr als die Hälfte der verkauften Neufahrzeuge mittlerweile chinesisch sind. Dies ist ein Beispiel dafür, wie schnell China die Lücken füllte, die durch den Abzug westlicher Automobilhersteller entstanden sind. Zudem hat Russland auf den Import technologischer Güter aus China zurückgegriffen, um den Mangel an westlicher Technologie auszugleichen. Während China in einigen Bereichen den technologischen Rückstand aufgeholt hat, bleibt ungewiss, ob es in der Lage sein wird, alle westlichen Technologien zu ersetzen.
Zukunftsperspektiven der russischen Wirtschaft
Obwohl die gegenwärtigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und China stark sind, gibt es Anzeichen dafür, dass Russland im Falle einer Verbesserung der Beziehungen zu Europa schnell zu westlichen Produkten zurückkehren könnte. Russische Konsumenten könnten, wenn sie die Wahl zwischen europäischen und chinesischen Waren haben, sich wieder für europäische Produkte entscheiden, insbesondere wenn diese qualitativ besser sind. Die infrastrukturellen Veränderungen, die durch neue Pipelines Richtung China entstehen, könnten jedoch eine Rückkehr zu alten Handelswegen erschweren. Langfristig könnte der Druck auf die russische Wirtschaft bestehen bleiben, sich auf China zu stützen, doch eine Verbesserung der geopolitischen Bedingungen könnte auch neue Möglichkeiten für russische Unternehmen auf dem europäischen Markt schaffen.
Der Ukrainekrieg und die westlichen Sanktionen wirken sich auf die Wirtschaft in Russland mächtig aus, allerdings nicht immer so, wie das erwartet worden ist. Einige bemerkenswerte Auswirkungen haben wir in den vergangenen Folgen unseres Podcasts bereits analysiert - so etwa das Funktionieren der Kriegswirtschaft, die hohe Inflation, die gefährlich hohen Leitzinsen oder die rasant schrumpfende Bevölkerung. In der aktuellen, neunten Folge sehen wir und einmal im Detail an, wie sehr die Russen und ihre Wirtschaft sich bereits vom Westen, sprich insbesondere Europa, abgewendet und in einem Radikalschwenk China zugewendet haben. Um genau zu sein, müsste man sagen, sich China ausgeliefert haben. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit denen die russischen Konsumenten nun in China einkaufen, sind verblüffend. Aber wo wird das am meisten sichtbar? Ist das Ganze eine Liebesheirat oder mehr eine Vernunftehe? Und ist Russlands Wirtschaft für Europa endgültig verloren? Oder werden die russischen Konsumenten unter anderen Umständen beizeiten doch wieder in Europa einkaufen?
Die Russland-Experten Eduard Steiner und Vasily Astrov sehen sich in der neunten Folge des „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft das Phänomen näher an. Und legen dar, wie sich der Lifestyle der Russen bereits geändert hat, wo plötzlich Grenzen in der Annäherung auftauchen – und wo China die Russen bereits erpressen kann.
Gas, Sanktionen, Oligarchen
Der Podcast zur russischen Wirtschaft
Ringt der Westen mit Sanktionen Russland nieder? Oder braucht Russlands Wirtschaft Europa gar nicht mehr? Was spielt sich da wirklich ab hinter dem neuen Eisernen Vorhang, seit Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine führt? Eduard Steiner, langjähriger Russland-Korrespondent, und Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), liefern nüchterne Analysen und erklären, warum vieles nicht so ist wie oft behauptet.
Abrufbar unter DiePresse.com/podcast und auf allen gängigen Podcatchern.
Redaktion: Eduard Steiner, Julia Pollak
Produktion: Georg Gferer/audio-funnel.com
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