Ich will diese App (Folge 1, Ausgecheckt – das Luca-System)
Jul 23, 2023
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Die Luca-App entstand während der Corona-Pandemie, um Kontakte digital nachzuverfolgen. Politische Entscheidungen führten zu ihrer Einführung, und es gab hitzige Diskussionen über Datenschutz und Funktionalität. Zudem beleuchtet die Episode Machtspiele zwischen politischen Akteuren wie Markus Söder und Michael Müller. Schließlich wird die Transformation der App von einem Krisenwerkzeug zu einem kommerziellen Dienstleister thematisiert. Die finanziellen Belastungen für Steuerzahler und die Kontroversen über die Vergabe ohne Wettbewerb sorgen für zusätzliche Spannungen.
Die Luca-App wurde als digitale Lösung zur Kontaktverfolgung während der Pandemie konzipiert, stieß jedoch frühzeitig auf Datenschutz- und Effizienzbedenken.
Die ursprüngliche Mission der Luca-App, die Gesundheit während der Pandemie zu fördern, veränderte sich zu kommerziellen Zielen, was Fragen zur Verwendung von Steuergeldern aufwarf.
Deep dives
Entstehung der Luca-App
Die Luca-App wurde inmitten der Corona-Pandemie entwickelt, um die Kontaktverfolgung zu vereinfachen. Die Idee entstand auf einem Segelboot vor der griechischen Küste, als der Informatiker Patrick Hennig und der Clubbetreiber Markus Trojan über digitale Lösungen sprachen, um die verpflichtenden Kontaktdaten erfasst in Gastronomiebetrieben zu ersetzen. Unterstützt von den Fantastischen Vier wurde die App als versprochene Rettung für Kultur, Gastronomie und Einzelhandel ins Leben gerufen. Ziel war es, trotz der Pandemie ein normales Leben zu ermöglichen und die Schließungen zu verhindern, welche durch steigende Infektionszahlen notwendig wurden.
Politischer Druck und Einführung der App
Im Herbst 2020 stiegen die Corona-Fallzahlen dramatisch, was zu einem erneuten Lockdown führte und den Drang nach einer digitalen Lösung verstärkte. Michael Müller, damals regierender Bürgermeister von Berlin, sah in der Luca-App ein Mittel zur Bekämpfung der Krise und drängte auf eine rasche Einführung, um der Gastronomie und den Bürgern Freiräume zurückzugeben. Trotz der Kritiken und Bedenken bezüglich des Datenschutzes und der Wirksamkeit, unterzeichnete der Berliner Senat schnell Vertragsentwürfe mit den Entwicklern der App. Dies spiegelt den zunehmenden Druck wider, der auf den politischen Entscheidungsträgern lastete, zügig Lösungen für die eindringlichen Pandemieprobleme zu finden.
Kritik und Herausforderungen der App
Trotz der hohen Erwartungen an die Luca-App gab es bald kritische Stimmen zur Effizienz und Sicherheit des Dienstes. Datenschutzbeauftragte und IT-Experten äußerten Bedenken über mögliche Manipulationen der Daten und die zentrale Speicherung sensibler Informationen. Auch die Möglichkeit, dass die App nicht den erhofften Beitrag zur Kontaktverfolgung leisten könnte, stellte sich schnell als berechtigte Sorge heraus. Während die Bundesländer auf eine Digitalisierung der Gesundheitsämter drängten, blieben viele grundlegende Fragen zur langfristigen Nützlichkeit und Sicherheit der App ungeklärt.
Langfristige Vision und mögliche Transformation
Die Luca-App entwickelte sich von einer kontaktverfolgenden Lösung zu einem Produkt mit kommerziellen Ambitionen, da die Entwickler ihre Plattform weiterentwickeln wollten. Die einstige Mission, die Pandemie zu bekämpfen, wurde durch das Ziel ersetzt, einen europäischen Bezahldienst zu schaffen, was die ursprünglichen öffentlichen Interessen in den Hintergrund rückte. Diese Transformation zeigt, wie schnell öffentliche Projekte in private wirtschaftliche Interessen umgewandelt werden können und wirft Fragen zur Nutzung von Steuergeldern auf. Die App, die einst zur Sicherstellung von Gesundheit und Sicherheit gedacht war, könnte in Zukunft mehr als ein einfaches kulturelles Hilfsmittel darstellen.
In Berlin überschlagen sich im Winter 2020 die Ereignisse: Ein Corona-Lockdown folgt auf den nächsten, Gastronomie und Eventbranche stehen vor dem Aus. Da macht »Luca« Schlagzeilen, eine App, mit der Gesundheitsämter Kontakte nachverfolgen können sollen. Im Krisenmodus kaufen die politischen Verantwortlichen in 13 Bundesländern die App ein – 21 Millionen Euro kostet das die Steuerzahler.
Doch schon bald gibt es Zweifel an der Funktionalität und dem Datenschutz der Luca-App.
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