Die Rechnung, bitte (Folge 4, Ausgecheckt – das Luca-System)
Jul 20, 2023
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Bianca Kastl, IT-Expertin und Hackerin, hinterfragt die Entwicklung der Luca-App und ihre Finanzierungswege. Sie diskutiert den Wandel von einer Pandemie-App zu einem Fintech-Unternehmen und die umstrittenen Investoren, darunter auch Verbindungen zu Russland. Kastl beleuchtet technische Herausforderungen und die Einführung des Bezahldienstes Luca Pay im Restaurant, der trotz anfänglicher Schwierigkeiten große Versprechen macht. Abschließend wirft sie Fragen zur Zukunft der digitalen Lösungen in Deutschland auf und zur Nachhaltigkeit der Luca-App.
Luca Pay evolved from a crisis application to a payment system, emphasizing efficiency in restaurant transactions while facing investor funding challenges.
Concerns about investor transparency, especially with potential links to Russian oligarchs, significantly impact trust in the Luca Pay brand.
Deep dives
Luca Pay: Vom Krisen-Tool zum Bezahldienst
Luca Pay hat sich aus einer ursprünglich als Corona-Tracking-App entwickelten Anwendung zu einem digitalen Zahlungssystem für die Gastronomie gewandelt. CEO Patrick Hennig betont, dass der Übergang von einer Krisen-App zu einem Bezahldienstleister eine logische Konsequenz war, vor allem, nachdem klar wurde, dass das ursprüngliche Geschäftsmodell langfristig nicht tragfähig ist. Die Technologie hinter Luca Pay zielt darauf ab, den Zahlungsprozess in Restaurants effizienter zu gestalten, indem Gäste ihre Rechnungen über ihre Handys begleichen können, anstatt auf das Personal warten zu müssen. Hennig sieht in diesem Wechsel die Möglichkeit, den Gästen und Gastronomiebetrieben eine modernisierte Nutzererfahrung zu bieten, die gleichzeitig Zeit spart und Transaktionsgebühren reduziert.
Investoren und die Herausforderungen der Finanzierung
Die Finanzierung von Luca Pay stellt eine zentrale Herausforderung dar, da das Unternehmen auf eine neue Investorensuche angewiesen ist, nachdem die staatlichen Gelder versiegt sind. Im Frühjahr 2022 konnte Luca Pay eine bemerkenswerte Finanzierungsrunde von 30 Millionen Euro abschließen, unterstützt von prominenten Investoren wie Julian Teicke und Ramin Mirumand, die beide über viel Erfahrung im Startup-Sektor verfügen. Trotz dieser Erfolge ist die Unsicherheit um die Herkunft von Investoren, insbesondere im Hinblick auf mögliche Verbindungen zu russischen Oligarchen, ein ernstes Problem, das das Vertrauen in die Marke belastet. Hennig versucht, diese Bedenken zu zerstreuen, doch bleibt unklar, ob Luca Pay in der stark umkämpften Fintech-Branche nachhaltig bestehen kann.
Kritik an der Transparenz und Datenschutz
Eine weitere bedeutende Thematik sind die Fragen zur Transparenz und dem Umgang mit Nutzerdaten, insbesondere nach dem Wechsel von einer Corona-App zu einem Zahlungsdienst. Während der Übergang zu einem neuen Nutzungskontext vollzogen wurde, mussten laut den gesetzlichen Vorschriften sämtliche zuvor erhobene Nutzerdaten gelöscht werden, da der Zweck der App sich geändert hat. Dies wirft Bedenken auf, dass die anfängliche Nutzerbasis, die als Verkaufsargument diente, nicht mehr für das neue Geschäftsmodell genutzt werden kann. Kritiker fordern mehr Aufklärung über die Identität und die Absichten hinter den Investoren, um sicherzustellen, dass die Integrität der Plattform gewahrt bleibt.
Zukunftsvisionen und Marktanpassungen
Luca Pay strebt an, sich als ernstzunehmende Alternative zu etablierten Bezahldiensten wie PayPal und Google Pay zu positionieren, jedoch unter einem ethischen Datenmodell und mit einem Fokus auf den europäischen Markt. Der CEO hat Ambitionen, die Customer Journey vom Tischreservieren über die Essensbestellung bis hin zur Bezahlung in einer einzigen App zu integrieren, um den Restaurantbesuch des gängigen Nutzers zu revolutionieren. Allerdings steht Luca Pay vor der Herausforderung, in einem bereits gesättigten Markt neue Kunden zu gewinnen und diese von der Anwendung zu überzeugen. Die skeptischen Stimmen in der Branche verdeutlichen, dass der Weg zur Etablierung eines starken Markennamens mit Herausforderungen gespickt ist, insbesondere angesichts der bereits vorhandenen großen Konkurrenz und der Notwendigkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückzugewinnen.
Die Luca-Macher versuchen im Frühling 2022 den Neuanfang und träumen groß. Die App soll zu einem internationalen Bezahldienstleister werden. Luca-CEO Patrick Hennig schafft es, Investoren von der Idee zu begeistern. Im Frühling 2022 sammelt Luca 30 Millionen Investorengelder ein und bringt LucaPay auf den Markt. Immer noch dabei: Smudo und die Fantastischen Vier.
Der Neustart von Luca wirkt zunächst vielversprechend. Aber Luca muss mit teuren Rabatten um Nutzerinnen und Nutzer kämpfen und hat auch dafür Gelder von fragwürdigen Investoren angenommen, mit Verbindungen nach Russland und auf die Cayman Islands. Was bleibt von den großen Versprechungen der Luca-Macher und wie geht es weiter mit der Digitalisierung in Dauerkrisenzeiten?
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