Ist Putins Kriegsdrohung gegen die Nato realistisch?
Sep 14, 2024
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Gustav Gressel ist Verteidigungsexperte am European Council on Foreign Relations. Er diskutiert, wie ernst Putins Drohungen gegen die NATO sind. Die Ankündigung von Langstreckenwaffen für die Ukraine könnte eine neue Eskalation bedeuten. Gressel beleuchtet, ob Russlands Militär für einen Angriff auf die NATO tatsächlich vorbereitet ist und wie schnell Putin einen solchen Angriff planen könnte. Außerdem wird die Bedeutung militärischer Unterstützung und die strategische Nutzung von Drohnen im Konflikt zwischen Ukraine und Russland thematisiert.
Die Genehmigung von Langstreckenwaffen für die Ukraine könnte sowohl die militärische Effizienz als auch die moralische Unterstützung der ukrainischen Truppen erheblich steigern.
Ein Mangel an langfristiger Strategie und das Abhängigkeitsproblem der europäischen Verteidigungsindustrie hindern die effiziente Unterstützung der Ukraine im aktuellen Konflikt.
Deep dives
Rüstungsfragen und Verhandlungen
Waffenlieferungen sind entscheidend für den Verlauf von Verhandlungen im Ukraine-Konflikt. Die USA planen, Langstreckenwaffen freizugeben, die es der Ukraine ermöglichen könnten, russisches Territorium zu erreichen, was politische Reaktionen und möglicherweise Eskalationen auslösen könnte. Der Mangel an langfristiger Planung und Strategie seitens der westlichen Unterstützer wird als ernstes Problem betrachtet, da kurzfristige Maßnahmen nicht hinreichend sind, um den Konflikt zu beenden. Es besteht eine Besorgnis, dass die USA durch interne Wahlsituationen abgelenkt sind, was dem aggressiven Vorgehen Russlands zugutekommen könnte.
Europäische Militärkapazitäten
Die Verteidigungsindustrie in Europa hat große Schwierigkeiten, eine nachhaltige Unterstützung für die Ukraine zu gewährleisten. Es wird hervorgehoben, dass eine Abhängigkeit von den USA besteht, während europäische Bestände an militärischem Material schnell aufgebraucht sind. Der Mangel an Produktionskapazitäten für neue Waffen und Munition schränkt die Fähigkeit ein, Krisen nachhaltig zu bewältigen. Langfristige Lösungen sind erforderlich, um die militärische Unterstützung der Ukraine zu sichern und die eigenen Fähigkeiten Europas zu stärken.
Moralische Unterstützung und militärische Dimension
Die Genehmigung von Langstreckenwaffen könnte für die Ukraine sowohl operativ als auch moralisch von Bedeutung sein, indem sie in der Lage sind, russische Militäranlagen gezielt anzugreifen. Viele militärisch wertvolle Ziele befinden sich innerhalb der Reichweite dieser neuen Waffen, was die Logistik für die Russen komplexer macht. Auch wenn dies nicht den sofortigen Kriegsausgang beeinflusst, könnte es die Moral der ukrainischen Truppen stärken. Angriffe der Ukraine auf bedeutende Ziele in Russland könnten zudem eine politische Botschaft senden, dennoch bleibt die Gefahr einer Eskalation im Raum.
Friedensverhandlungen im Kontext
Friedensverhandlungen könnten nur dann erfolgreich sein, wenn die Ungewissheit über den Ausgang des Krieges klar bleibt und Russland nicht das Gefühl hat, militärische Vorteile zu erzielen. Der Ansatz der Bundesregierung, einen Friedensplan auszuarbeiten, bringt Bedenken hinsichtlich der Bereitschaft Russlands zu ernsthaften Verhandlungen mit sich. Die Rolle der USA und die Herausforderung, einen Diktatfrieden zu vermeiden, sind ebenfalls zentrale Punkte in der Debatte über mögliche Friedenskonferenzen. Es steht zu befürchten, dass ein vorzeitiger Kompromiss langfristige Konflikte und Instabilität nach sich ziehen könnte.
Nach der Ankündigung von Langstreckenwaffen für die Ukraine könnte es eine neue Eskalation des Konflikts geben. Russlands Präsident Putin droht mit Reaktionen. Doch wie ernst müssen wir diese Drohungen nehmen? Im Gespräch mit Moderatorin Lisa Raphael und t-online-Chefredakteur Florian Harms schätzt Verteidigungsexperte Gustav Gressel ein, ob Putins Mittel für einen Angriff überhaupt ausreichen würden. Und wie schnell wäre der russische Machthaber in der Lage, einen Angriff vorzubereiten?
Gustav Gressel arbeitet am Thinktank "European Council on Foreign Relations" und forscht dort zu Militärstrategien und Verteidigungspolitik.
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