#3: Wie viele Milliarden kostet Russland der Krieg gegen die Ukraine eigentlich?
Oct 9, 2024
auto_awesome
Der wirtschaftliche Druck des Ukraine-Kriegs auf Russland wird intensiv erörtert. Verteidigungsausgaben explodieren und übersteigen die Budgets von vor dem Krieg. Die Konzept der 'Todesökonomie' zeigt auf, wie finanzielle Anreize für Soldaten und Angehörige geschaffen werden. Während die Rüstungsindustrie boomt, kämpft die untere Schicht mit enormen sozialen Ungleichheiten. Rekrutierungsprobleme und die Unsicherheit über offizielle Statistiken werfen Fragen auf, wie lange diese Situation tragbar ist.
Der Begriff 'Todesökonomie' beschreibt, wie der Militärdienst in Russland zur lukrativen Einkommensquelle für Menschen aus ärmeren Regionen geworden ist.
Die Verteidigungsausgaben Russlands haben sich auf 110 Milliarden Euro erhöht, was zu signifikanten Kürzungen in Bildung und Gesundheitswesen führt.
Deep dives
Die Todesökonomie in Russland
Der Begriff 'Todesökonomie' beschreibt, wie der Krieg in Russland zu einem wirtschaftlichen Geschäftsmodell geworden ist. Viele Menschen, insbesondere aus ärmeren Regionen, finden im Militärdienst eine lukrative Einkommensquelle, die oft das Dreifache des durchschnittlichen Verdienstes ausmacht. Die hohe Anwerbungsprämie und die monatlichen Soldzahlungen bieten finanzielle Anreize, die für viele unattraktive Lebensverhältnisse übertreffen. Diese Situation führt dazu, dass der Tod im Krieg in finanzielle Vorteile für die Hinterbliebenen umgewandelt wird, was die skrupellose Realität der Kriegsführung in Russland unterstreicht.
Massive Staatsausgaben für das Militär
Russland hat seine Verteidigungsausgaben im laufenden Jahr auf 110 Milliarden Euro erhöht, was dreimal mehr ist als vor dem Krieg gegen die Ukraine. Diese Ausgaben machen 6% des BIP aus und sind damit höher als der NATO-Standard von 2%, wobei die Zahl in den 1980er Jahren in den USA auch bei 6% lag. Die Regierung muss dennoch andere Bereiche wie Bildung und Gesundheitswesen kürzen, um diese Ausgaben zu finanzieren. Während die Rüstungsindustrie floriert, wird auch die allgemeine Bevölkerung von diesen Kosten stark betroffen, was die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges verdeutlicht.
Rekrutierungsschwierigkeiten und gesellschaftliche Dynamik
Trotz der hohen Löhne sind die Rekrutierungszahlen für den Militärdienst in Russland unzureichend, was zu intensiven Rekrutierungskampagnen führt. Plakate und Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln reflektieren den Versuch, patriotische Gefühle zu schüren, was jedoch nicht die gewünschte Resonanz findet. Die russische Regierung steht vor der Herausforderung, eine vollständige Mobilmachung zu vermeiden, da diese extrem unpopulär wäre. Diese Situation offenbart, wie der Krieg in Russland mehr zu einem kommerziellen Wettbewerb geworden ist, als zu einer patriotischen Pflicht, und zeigt die demografischen Einschränkungen des Landes auf.
Russland steht wirtschaftlich ziemlich gut da, doch der Militäreinsatz hat seinen Preis. Schon dieses Jahr waren die Budgetausgaben für Verteidigung drei Mal so hoch wie vor dem Krieg. Und im nächsten Jahr steigen sie weiter um 30 Prozent auf umgerechnet knapp 130 Milliarden Euro. Vor allem für die Bezahlung der Soldaten muss Putin riesige Summen locker machen, damit sie ihm überhaupt an die Front gehen. Eine Todesökonomie ist entstanden, sagt ein Kenner. Wie sieht sie im Detail aus? Was verdient ein Soldat? Was bekommen die Hinterbliebenen, wenn er stirbt? Und kann das noch lange so weitergehen?
Die Russland-Experten Eduard Steiner und Vasily Astrov sehen sich in der dritten Folge des „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft das Phänomen näher an.
Der „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft. Ringt der Westen mit Sanktionen Russland nieder? Oder braucht Russlands Wirtschaft Europa gar nicht mehr? Was spielt sich da wirklich ab hinter dem neuen Eisernen Vorhang, seit Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine führt? Eduard Steiner, langjähriger Russland-Korrespondent, und Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, liefern nüchterne Analysen und erklären, warum vieles nicht so ist wie oft behauptet.
Abrufbar unter DiePresse.com/podcast und auf allen gängigen Podcatchern und YouTube.
Redaktion: Eduard Steiner, Julia Pollak
Produktion: Georg Gferer/audio-funnel.com
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode