Militärbasis im Feindesland – so kamen die USA an Guantánamo Bay
Sep 23, 2024
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Wilson Cardoso, ein Experte für die historischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba, bringt faszinierende Einblicke in die umstrittene Militärbasis Guantánamo Bay. Er erläutert die komplexen Ursprünge der Basis, die tief mit den kubanischen Unabhängigkeitsbestrebungen verwoben sind. Cardoso diskutiert auch die kontroverse Rolle der US-Präsenz seit Fidel Castros Machtübernahme und die Menschenrechtsverletzungen im Gefangenenlager Camp X-Ray. Zudem wird die Ambivalenz der Obama-Regierung beim Thema Schließung des Gefängnisses thematisiert.
Die USA erlangten durch das Blut-Amendment das Recht, Guantanamo Bay für 99 Jahre zu nutzen, was Kuba weiter unter ihrer Kontrolle hielt.
Das Gefangenenlager Camp X-Ray in Guantanamo Bay steht im Fokus internationaler Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen und bleibt trotz Schließungsversprechen in Betrieb.
Deep dives
Die militärische Präsenz der USA in Kuba
Die USA haben eine lange Geschichte militärischer Präsenz in Kuba, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht, als sie sich in den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien einmischten. Diese Intervention wurde oft als notwendig erachtet, um Kuba vor der spanischen Herrschaft zu bewahren, aber viele Kubaner sahen sie eher als eine Möglichkeit der USA, ihren Einfluss auszuweiten. Durch das Blut-Amendment wurde den USA das Recht eingeräumt, die strategisch wichtige Bucht von Guantanamo für 99 Jahre zu nutzen, was ihre Kontrolle über Kuba weiter festigte. Diese Kontrolle führte zu Spannungen in der kubanischen Gesellschaft, die man durch politische Repression und wirtschaftliche Ausbeutung verstärkte, sodass viele Kubaner ein Gefühl der Souveränität nie wirklich erlebten.
Guantanamo Bay und die Menschenrechtsverletzungen
Guantanamo Bay ist besonders bekannt für das Gefangenenlager Camp X-Ray, das nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingerichtet wurde und mit zahlreichen Berichten über Menschenrechtsverletzungen verbunden ist. Trotz mehrerer Versprechungen von US-Präsidenten, das Gefangenenlager zu schließen, blieb es bis heute weiterhin in Betrieb, was zu internationaler Kritik und einer schlechten Reputation für die USA führte. Die beständige Präsenz der USA in Guantanamo symbolisiert nicht nur eine militärische, sondern auch eine politische Dominanz über Kuba, die von den Kubanern als illegitim betrachtet wird. Diese Situation bleibt ein strittiges Thema in den bilateralen Beziehungen und weist auf die komplexen historischen Verflechtungen zwischen den beiden Ländern hin.
Sanikow-Land: Mythen und Mysterien
Die Geschichte von Sanikow-Land, einer angeblich verschwundenen Insel in der Nähe des Polarkreises, fasziniert Wissenschaftler seit dem 19. Jahrhundert. Geschichtliche Berichte von Entdeckern, die zwischen 1808 und 1810 auf einen großflächigen, eisfreien Landstrich stießen, weckten großes Interesse, doch die Insel wurde nach ihren ersten Sichtungen nie wieder gefunden. Wissenschaftler sind geteilter Meinung, ob Sanikow-Land tatsächlich existierte oder ob es sich lediglich um eine optische Täuschung aufgrund arktischer Wetterphänomene handelt. Diese Debatte zeigt, wie wissenschaftliche Entdeckungen aus jener Zeit oft durch Fehlinformationen und ungenaue Wahrnehmungen geprägt waren, was zu Verwirrung innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft führte.
Kein Land hat mehr internationale Militärbasen als die USA. Der umstrittenste Stützpunkt befindet sich auf dem Territorium eines der größten Feinde: Guantánamo Bay auf Kuba. Wie die USA den Zipfel der Insel ganz offiziell von den Kubanern bekamen, darum dreht sich diese Folge.
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Produktion: Christian Schlaak
Host/Redaktion: Wim Orth