Episode 434: [ENG] Masterminds of Postcolonialism? w/ Michael Kuhn
Oct 19, 2024
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Michael Kuhn, ein kritischer Denker im Bereich Postkolonialismus, beleuchtet die Entwicklung der postkolonialen Denkbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg und deren Einfluss auf die globale Analyse. Er diskutiert die komplexe Beziehung zwischen antikolonialen Bewegungen und dem Kapitalismus und wirft einen Blick auf kulturelle Identität im afrikanischen Kontext. Zudem werden der Einfluss des Eurozentrismus auf Identitätsfragen und die Rolle eines offenen Dialogs zwischen Kulturen thematisiert, während die Widersprüche des postkolonialen Denkens kritisch reflektiert werden.
Postkoloniales Denken entstand aus marxistischen Idealen und analysiert die komplexen Beziehungen zwischen Kapitalismus und kolonialer Unterdrückung.
Die Herausforderungen der Identitätsbildung werden in ehemaligen Kolonien hervorgehoben, wo materielle Bedingungen oft ignoriert werden.
Das Konzept des strategischen kulturellen Essentialismus wird als Mittel zur Identitätsschaffung in einer herausfordernden Welt diskutiert, trotz potenzieller Konflikte.
Deep dives
Einführung in den postkolonialen Denkansatz
Postkoloniales Denken ist eine Denkschule, die hauptsächlich von Intellektuellen aus dem Globalen Süden entwickelt wurde, um die Realität, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, zu analysieren. Diese Denkschule entstand in den 1990er Jahren, als viele ehemals kolonialisierte Länder gegen den Kapitalismus kämpften, und sie gegen eine neue Form der kapitalistischen Herrschaft in ihren eigenen Ländern gerichtet war. Überraschenderweise wurde die Befreiung von dieser kolonialen Unterdrückung oft von marxistischen Idealen inspiriert, die jedoch mit der Realität der Integration in das kapitalistische System kollidierten. Diese paradoxe Entwicklung wirft die Frage auf, wie diese Denkschule in der Lage ist, Kritik am Kapitalismus zu üben, während sie gleichzeitig in die kapitalistischen Strukturen eingegliedert ist.
Identität und kapitalistische Realität
Die postkolonialen Denker betonen die Herausforderungen der Identitätsbildung in Gesellschaften, die unter den Bedingungen des Kapitalismus leben, ohne über die materiellen Lebensbedingungen nachzudenken. In vielen ehemals kolonialisierten Ländern fehlt es an einem funktionierenden Arbeitsmarkt, was den Menschen den Zugang zu einem existenzsichernden Einkommen verwehrt. Daher wird die Schaffung von Identitäten über kulturelle und ästhetische Konzepte diskutiert, die nicht auf den materiellen Bedingungen basieren. Die Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls zu gemeinschaftlichen Identitäten wird als notwendige Antwort auf die politische Realität in diesen Ländern betrachtet.
Der Einfluss von Kultur auf die Identitätsbildung
Das Konzept der Kultur spielt eine zentrale Rolle im postkolonialen Denken, indem es eine Grundlage für die Identitätsbildung schafft, die über materielle Interessen hinausgeht. Kultur wurde ursprünglich als Produkt menschlichen Schaffens definiert, hat sich jedoch als eine Schlüsselidee entwickelt, um die verschiedenen Lebensweisen und Ansichten in der postkolonialen Welt zu kennzeichnen. Indem die Denker die Werte und Normen der Kultur als verbindend erachten, wandeln sie die ursprüngliche Vorstellung von Kultur, die eng mit Kunst verbunden ist, in eine breitere soziale Analyse um. Diese Analyse bietet einen Rahmen für die Diskussion über Identität und gemeinschaftliches Bewusstsein über die strengen materiellen Bedingungen der kapitalistischen Gesellschaft hinaus.
Strategisches kulturelles Essentialismus von Spivak
Gayatri Spivak formuliert das Konzept des strategischen kulturellen Essentialismus, um eine Identität zu schaffen, die über die materiellen Lebensbedingungen hinausgeht. Dieses Konzept erkennt an, dass kulturelle Identität sowohl eine gemeinschaftliche Zugehörigkeit schafft als auch andere Gemeinschaften ausschließt, was zu Konflikten führen kann. Dennoch argumentiert Spivak, dass trotz dieser negativen Aspekte eine strategische Nutzung des Essentialismus notwendig ist, um den Menschen ein Gefühl von Identität in einer herausfordernden Welt zu ermöglichen. Sie betont, dass dieser Prozess nicht für immer anhalten kann, sondern langfristig zu einer Umgestaltung der Identitäten führen sollte.
Homi Bhabhas Dritte Räume als identitätsstiftende Räume
Homi Bhabha introduziert das Konzept des 'Dritten Raums', um Räume zu beschreiben, in denen verschiedene Kulturen aufeinandertreffen und interagieren können. Dies widerspricht der Idee, dass Kulturen in einer antagonistischen Beziehung zueinander stehen, da Bhabha davon ausgeht, dass ein Austausch zwischen Kulturen möglich und notwendig ist. Trotz der Kritik an der Verwendung der Idee eines neutralen Raums zeigt Bhabhas Ansatz, wie Identität und Differenz durch Dialog und Austausch zwischen Kulturen entwickelt werden können. Allerdings wird auch hier die Diskussion über materielle Lebensbedingungen ausgeklammert, was den kritischen Kontext für die Schaffung von Identitäten unterminiert.
In this second Episode of "Postcolonialism?", Michael Kuhn provides an overview and a critique over some of the most influential postcolonial thinkers and their theories.
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