Wolfgang Schmidt, Redakteur für Innere Sicherheit beim SPIEGEL, beleuchtet die gefährlichen Pläne der Reichsbürgerbewegung in Deutschland. Die Gruppe wollte den Reichstag stürmen und die Demokratie beenden. Schmidt erklärt, wie ehemalige Staatsdiener in extremistisches Gedankengut gerieten und welche bizarre Verbindung zum Adelshaus Reuss besteht. Zudem wird die erschreckende Radikalisierung einzelner Akteure und die Bedrohung durch die angestrebte Gewaltanwendung gegen den Bundestag thematisiert. Ein aufschlussreicher Blick auf die dunklen Seiten dieser Bewegung.
Die Reichsbürger-Gruppe plante einen gewaltsamen Umsturz der deutschen Regierung und war mit Waffen und Geld gut ausgestattet.
Maximilian Eder, ein ehemaliger Berufssoldat, spielte eine zentrale Rolle in der Radikalisierung und Mobilisierung der extremistischen Ideologie.
Die Gruppe zeigte ernsthaftes Engagement durch die Bildung einer sogenannten 'Patriotenkasse' zur Finanzierung ihrer umsturzenden Aktivitäten.
Deep dives
Gefährliche Putschversuche durch Staatsdiener
Eine Gruppe von Staatsdienern, darunter Polizisten und Soldaten, plante einen gewaltsamen Umsturz der deutschen Regierung. Die Behauptung war, dass sie Deutschland von 'Verbrechern' befreien wollen und eine neue Ordnung etablieren möchten. Sie sammelten Unterstützer, Geld und Waffen mit dem Ziel, den Reichstag zu stürmen und politische Macht zu übernehmen. Diese extremistische Gruppe zeigte eine besorgniserregende Radikalisierung, die durch Verschwörungsideologien angeheizt wurde.
Der umfangreiche Antiterroreinsatz
Am 7. Dezember 2022 begann einer der größten Antiterroreinsätze in der Geschichte Deutschlands, bei dem rund 5.000 Polizisten über 150 Gebäude durchsuchen. Bei diesen Durchsuchungen wurden erhebliche Mengen an Waffen sowie große Summen barer Gelder und Edelmetalle gefunden. In diesem Rahmen wurden 25 Personen festgenommen, die verdächtigt wurden, einen Plan zum Umsturz vorbereitet zu haben. Diese Razzia offenbarte die Dimensionen und die Bedrohung durch die Gruppe, die nicht nur skurrile Einzelpersonen, sondern auch Mitglieder aus dem vermeintlichen 'Mittelstand' umfasste.
Die Rolle von Maximilian Eder und Corona-Protesten
Maximilian Eder, ein ehemaliger Berufssoldat und Redner auf Corona-Demos, war maßgeblich an der Radikalisierung der Gruppe beteiligt. Er verband seine militärische Erfahrung mit Verschwörungstheorien und beeinflusste andere Teilnehmer der Demonstrationen. Eder trat als Freiheitskämpfer auf und rief dazu auf, das militärische KSK nach Berlin zu schicken, um gegen die Regierung vorzugehen. Seine Überzeugungen trugen zur Entstehung eines gefährlichen Netzwerks bei, das zunehmend extremistisches Denken annahm.
Die Ideologie und die Vision eines Putsches
Die Mitglieder der Gruppe wünschten sich eine neue deutsche Armee und planten eine Übergangsregierung unter dem ehemaligen KSK-Kommandeur Rüdiger von Pescatore. Sie glaubten, dass sie als 'Befreiungskämpfer' gegen die korrupte Elite agieren müssten und formten konkrete Strategien für einen politischen Umsturz. Die Gruppe erarbeitete bereits Erklärungen zur Absetzung der Bundesregierung und suchte aktiv nach Unterstützern aus dem Militär und Haushalt. Dies zeigt die Tiefe der Überzeugungen, die sie motivierte und radikalisierte.
Finanzierung und Waffensammlung für den Umsturz
Die Gruppe sammelte Geld in einer sogenannten 'Patriotenkasse', um Waffenkäufe und Trainingseinheiten zu finanzieren. Mitglieder zahlten hohe Beträge, um ihre Pläne zu unterstützen, was auf deren Engagement und Überzeugung von der Legitimität der Mission hinweist. Durch ihre Aktivitäten konnten sie ein gefährliches Arsenal mit fast 400 Schusswaffen und umfangreicher Munition aufbauen. Diese Umstände unterstreichen die Ernsthaftigkeit der Bedrohung, die die Gruppe für die deutsche Demokratie darstellt.
Ihre Ideologie war abwegig, aber ihr Putschplan erschreckend real. Die mutmaßliche Verschwörertruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hortete fast 400 Schusswaffen und 150.000 Munitionsteile. Außerdem: mehr als 130.000 Euro sowie Gold- und Silbervorräte. Sie wollte offenbar den Reichstag stürmen, Politiker festsetzen und die Demokratie in Deutschland beenden.
Die Gruppe glaubte an eine wilde Mischung aus Esoterik, »Reichsbürger«-Ideologie und blutrünstigen Schauermärchen aus dem Verschwörungskult QAnon.
In dieser Folge von »Firewall« rekonstruieren wir ihre Radikalisierung. Es geht darum, wie ehemalige Staatsdiener aus der Mitte der Gesellschaft in den Sog einer mutmaßlichen Terrorzelle geraten konnten. Was trieb sie an und wie konnten ihre Pläne vereitelt werden?
Über »Firewall«: In diesem Podcast erzählen wir jeden Donnerstag von Angriffen auf Systeme. Ob Geheimdienst, Bundesregierung oder Dating-App. Jedes System hat eine Schwachstelle – manche finden sie. Gemeinsam mit SPIEGEL-Reporterinnen und Reportern sucht Host Sandra Sperber nach Schwachstellen in Systemen und erzählt von denen, die sie ausnutzen.
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