Die erste OB des Landes – so startete Luise Albertz nach dem Krieg durch
Oct 24, 2024
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Laura Baumgarten, Expertin für Frauen in der Politik und Betreiberin des Instagram-Kanals 'Frau Abgeordnete', erzählt von Luise Albertz, der ersten Oberbürgermeisterin nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie beleuchtet Albertz' beeindruckende Karriere und ihren Kampf für Gleichstellung in einer männerdominierten Politik. Außerdem wird Willy Brandts frühes Engagement für Umweltschutz thematisiert und wie er trotz anfänglichem Widerstand für bessere Lebensbedingungen in der Industrieregion eintrat.
Luise Albertz' Wahl zur ersten Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt markierte einen bedeutenden Fortschritt für die politische Teilhabe von Frauen nach dem Krieg.
Willy Brandts frühe Umweltschutzforderungen stießen auf Spott, zeigten jedoch visionäres Denken und beeinflussten die spätere Umweltpolitik Deutschlands maßgeblich.
Deep dives
Luise Alberts: Wegbereiterin der Frauen in der Politik
Luise Alberts wurde 1946 die erste Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt und stellte einen Meilenstein für die politische Teilhabe von Frauen in Deutschland dar. Aufgewachsen in einer politisch aktiven Familie, erlangte sie bereits früh ein Bewusstsein für gesellschaftliche Themen, was sich in ihrem Engagement während und nach dem Zweiten Weltkrieg widerspiegelte. Trotz der damaligen vorherrschenden Männerdominanz in der Politik fand Alberts den Mut, sich an den Wahlen zu beteiligen, und wurde von ihrer Partei als geeignete Kandidatin vorgeschlagen, nachdem sie einmal in das Stadtparlament gewählt worden war. Ihre Wahl wurde als eine Folge des Ansehens ihres ermordeten Vaters in der SPD und ihrer eigenen politischen Erfahrung innerhalb der Stadtverwaltung gewertet, wodurch sie in der Lage war, die Herausforderungen der Nachkriegszeit direkt anzugehen.
Die Herausforderungen der Nachkriegszeit meistern
Nach dem Krieg war Oberhausen mit vielen Herausforderungen konfrontiert, darunter der Wiederaufbau und der Strukturwandel in der Industrie. Luise Alberts setzte sich dafür ein, dass die Bevölkerung das Notwendige zum Überleben erhielt und kämpfte gegen die Pläne der britischen Besatzungsmacht, die noch intakten Industrieanlagen abzubauen. Ihre Entscheidungsfreudigkeit und ihr Engagement sorgten dafür, dass sie schnell an Ansehen bei den Bürgern gewann, und sie wurde immer wieder mit sehr guten Wahlergebnissen bestätigt. Die Sicherstellung von Arbeitsplätzen war eine ihrer Hauptprioritäten, und sie initiierte Programme zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, die sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Bedürfnissen der Stadt Rechnung trugen.
Willy Brandt: Vorkämpfer des Umweltschutzes
Willy Brandt trat 1961 in seiner Wahlkampfrede für einen wirklichen Umweltschutz ein und machte auf die Umweltprobleme im Ruhrgebiet aufmerksam, das zu dieser Zeit als eine der stark verschmutzten Regionen galt. Obwohl seine Forderungen nach sauberer Luft und Wasser anfänglich auf Hohn und Spott stießen, erkannten viele schnell die Dringlichkeit seiner Anliegen, was letztendlich zu einer Wende im politischen Denken führte. Seine Ideen wurden als Grundlage für die spätere Umweltpolitik der Bundesrepublik betrachtet, und obwohl die SPD die Wahl damals verlor, wurde Brandt später Bundeskanzler und setzte sich erfolgreich für den Umweltschutz ein. Dies zeigt, wie wichtig visionäres Denken in der Politik ist, auch wenn es zunächst auf Widerstand stößt.
Im Sommer 1945 waren die Nazis besiegt und das Land sollte zur Demokratie werden. Auch nach dem Krieg blieb die Politik aber erst einmal Männersache - außer in Oberhausen. Wie dort überraschend eine Frau zur Oberbürgermeisterin gewählt wurde, darum dreht sich diese Folge von „Aha! History!“ Außerdem geht es darum, wie Willy Brandt sich schon 1961 für Umweltschutz starkmachte - und dafür mit Hohn bedacht wurde.