Gemeinsinn - Aleida Assmann und der sechste, soziale Sinn
Dec 15, 2024
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Aleida Assmann, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, spricht über ihr Buch "Gemeinsinn" und die Herausforderungen des individuellen Egoismus. Sie analysiert, wie soziale Distanzierung während der Pandemie unser Gemeinschaftsgefühl beeinflusste und wie wichtig Nachbarschaftshilfe in Krisenzeiten ist. Des Weiteren thematisiert sie die Bedeutung kollektiven Handelns in der Kulturproduktion und diskutiert die Spannungen zwischen individuellen und kollektiven Werten in modernen Demokratien. Zudem werden Beispiele für lokales Engagement und den Einfluss auf soziale Ungleichheiten präsentiert.
Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für Gemeinschaft und soziale Verantwortung gestärkt, wodurch zwischenmenschliche Beziehungen neu definiert wurden.
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Individualismus und Gemeinsinn ist entscheidend, um den Egoismus zu minimieren und die Gemeinschaft zu fördern.
Deep dives
Die Bedeutung des Gemeinsinns
Gemeinsinn wird als zentrales Konzept in der Diskussion hervorgehoben, insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie, wo der Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen neu definiert wurde. In dieser Zeit wurde das Risiko, das von anderen ausgeht, ebenso realisiert wie die Verantwortung, die man für andere trägt. Kleinste Gesten der Nachbarschaftshilfe, wie das Einkaufen für Ältere oder das Teilen von Masken, wurden plötzlich bedeutungsvoll und zeigen, wie wichtig soziale Bindungen sind. Diese Erkenntnis erfordert eine Neubewertung des Individuums in der Gesellschaft und unterstreicht die Notwendigkeit, Gemeinsinn aktiv zu fördern und zu kultivieren.
Der Einfluss von Individualismus
Der übermäßige Fokus auf Individualismus wird als hinderlich für den Gemeinsinn betrachtet, da er zu starkem Egoismus führen kann, der die Gemeinschaft gefährdet. Der Individualismus ist zwar ein wertvolles Gut, aber er verlangt auch eine Balance zu gemeinschaftlichem Engagement und Verantwortung. Diese Problematik wird durch historische Vergleiche verdeutlicht, wie etwa die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, wo ein starkes Wir-Gefühl in Verbindung mit einem Feindbild Gewalt mobilisierte. Die Diskussion erfordert eine kritische Reflexion über die Stärken und Schwächen unserer kulturellen Werte und gesellschaftlicher Strukturen.
Empathie und lokales Engagement
Empathie wird als wichtiger Bestandteil menschlichen Zusammenlebens hervorgehoben und könnte durch kulturelle Rahmenbedingungen gefördert werden. Projekte wie Nachbarschaftshilfen oder gemeinschaftliche Initiativen in Städten zeigen, wie Bürger aktiv Verantwortung übernehmen können, um ihre Umgebung zu verbessern. Persönliche Beispiele, wie das Engagement einer Rabbinerin für Obdachlose, veranschaulichen, dass auch kleine Schritte großen Einfluss haben können. Es wird betont, wie wichtig es ist, solche positiven Beispiele zu kommunizieren, um einen Mut gebenden Gemeinsinn in der Gesellschaft zu etablieren.
Für die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Aleida Assmann ist der Gemeinsinn unser sechster Sinn. Zusammen mit ihrem Mann Jan Assmann hat sie diesem „sozialen Sinn“ ein Buch gewidmet. Was steckt hinter diesem Begriff? Eine Annäherung. Köhler, Michael www.deutschlandfunk.de, Kulturfragen
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