Immanuel Kants "Träume eines Geistersehers erläutert seine Kritik an den theologischen Spekulationen von Emanuel Swedenborg. Kant analysiert die Grenzen des menschlichen Wissens und die Rolle der Vernunft. Das Werk enthält eine wichtige Passage über die „Verstandeswaage“, die die Bedeutung der Hoffnung für die Zukunft betont. Kant argumentiert, dass selbst schwache Gründe für Hoffnung ausreichen können, um die Waage zugunsten der Zukunft zu kippen. Das Buch zeigt Kants komplexes Verhältnis zwischen Vernunft, Glaube und Hoffnung.
Jonathan Lears "Radikale Hoffnung" untersucht die Lebensgeschichte von Plenty Coups, einem Häuptling der Crow-Indianer. Lear analysiert, wie Plenty Coups seine Kultur nach dem Verschwinden der Büffel neu erfand und sich auf eine ungewisse Zukunft zubewegte. Das Buch argumentiert, dass radikale Hoffnung nicht auf Optimismus, sondern auf eine moralische Verpflichtung zur Gestaltung einer besseren Zukunft basiert. Es betont die Notwendigkeit, veraltete Konzepte zu verabschieden und sich auf ein unbestimmtes, aber gutes Ziel auszurichten. Lear plädiert für eine aktive Gestaltung der Zukunft, anstatt passiv auf positive Entwicklungen zu warten.
In Georgi Gospodinovs "Zeitflucht" wird eine fiktive Therapie vorgestellt, die Menschen mit Demenz in nachgebildete Räume ihrer Vergangenheit eintauchen lässt. Der Roman erforscht die Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit und die Gefahren einer solchen Rückwärtsgewandtheit. Die Therapie gewinnt an Popularität und beeinflusst sogar die Politik europäischer Staaten, die ihre Lieblingsvergangenheiten wiederbeleben wollen. Dies führt zu einem Rückfall in vordemokratische und teilweise totalitäre Zustände. Der Roman dient als eindringliche Warnung vor den Gefahren einer Verklärung der Vergangenheit und der Abwendung von einer zukunftsorientierten Gesellschaft.
Wir sollten uns davor hüten, die Hoffnung zu schnell aufzugeben, so Philosoph Jean-Pierre Wils. Er unterscheidet zwischen Hoffnung und Optimismus. Mit Moderator Ralph Erdenberger beleuchtet er Kants zentrale Frage: "Was darf ich hoffen?".
Der Belgier Jean-Pierre Wils (*1957) ist Kulturphilosoph, Medizinethiker und Theologe. 2009 trat er aus der römisch-katholischen Kirche aus. Er ist Professor an der Radboud-Universität Nijmegen und lebt in Deutschland.
- Hoffnung in Zeiten multipler Krisen: Warum es wichtig ist, sich der Hoffnung zu widmen – privat, gesellschaftlich und politisch (02:00)
- Was Hoffnung von Optimismus unterscheidet und wie wir ins Handeln kommen (08:48)
- Der Hoffnung würdig sein: Nach Kant müssen wir uns die Glückseligkeit durch Hoffnung moralisch verdienen (13:40)
- Warum Fortschritt Quelle der Hoffnung ist, Rückwärtsgewandtheit hingegen lähmt (28:23)
- Vergangenheit als Impulsgeber für die Zukunft (39:32)
- Selbstentfaltung versus Selbsterhaltung: Weshalb wir bei unserem Konsum mehr Maß halten müssen, um ökologisch zu überleben (42:40)
- Warum Fortschritt nicht Wachstum ist – und es die politische Ehrlichkeit braucht, dass Entbehrungen zu erwarten, aber lohnenswert sind (45:57)
- Gemeinsam handeln: Warum bürgerschaftliches Engagement befriedigend und zukunftsweisend ist 51:14
Philosophieren Sie mit über die großen Themen unserer Zeit. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken über KI und Klimawandel, über Einsamkeit und Zusammenhalt, über Glück und Glaube.
Das philosophische Radio mit Jürgen Wiebicke immer montags um 20:04 Uhr live in WDR 5. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/index.html
Im nächsten Podcast sprechen wir mit dem Historiker und Philosophen Jürgen Große über Ressentiments.
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