#36: Stephanie Krisper - Nationalratsabgeordnete der NEOS
Mar 29, 2023
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Stephanie Krisper, Juristin und Menschenrechtsexpertin der NEOS, spricht über ihre berufliche Entwicklung und Motivation für Gerechtigkeit. Sie kritisiert die Zustände im österreichischen Strafvollzug, insbesondere den Umgang mit psychisch kranken Gefangenen. Zudem beleuchtet sie die Herausforderungen der NGO-Arbeit sowie die Balance zwischen persönlichem Leben und politischer Verantwortung. Krisper reflektiert über den Einfluss ihrer Kindheit auf ihre Werte und diskutiert die Rolle von Teamarbeit und Flexibilität in der Politik.
Stephanie Krisper beschreibt ihren Werdegang zur Juristin, der von einem tiefen Gerechtigkeitssinn und familiären Einflüssen geprägt ist.
Krisper äußert große Besorgnis über die desolate Situation in österreichischen Justizanstalten, die die Resozialisierung von Insassen stark behindert.
Die Abgeordnete reflektiert über die Herausforderungen der politischen Arbeit, insbesondere über die Notwendigkeit, zwischen Beruf und Familie eine Balance zu finden.
Deep dives
Der Weg zur Juristin und ihr Gerechtigkeitsanspruch
Die Juristin Stephanie Grisper spricht über ihren Weg zur Rechtswissenschaft und betont, dass ihre Studienwahl auch von einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit geprägt war. Ihre Faszination für die Juristerei wuchs während ihrer Kindheit, als sie die dicken Bücher ihres Bruders sah und sich Gedanken über gerechte Verfahren machte. Trotz ihrer Abneigung gegenüber bestimmten Rechtsgebieten wie dem bürgerlichen Recht, wurde ihr Engagement für Menschenrechte zum zentralen Anliegen ihrer Karriere. Ihr familiärer Hintergrund, geprägt von einer medizinischen Ausbildung, schärfte ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und legte den Grundstein für ihren späteren Fokus auf Menschenrechte.
Kritik am Strafvollzugssystem
Grisper äußert ihre Besorgnis über die unzureichenden Bedingungen in österreichischen Justizanstalten, insbesondere im Maßnahmenvollzug für psychisch kranke Straftäter. Sie hebt hervor, dass in der Justizanstalt Josefstadt drangvolle und desolate Umstände herrschen, die eine Resozialisierung der Insassen stark behindern. Der Mangel an individueller Förderung und der fehlende Zugang zu rehabilitativen Maßnahmen führen dazu, dass diese Menschen unter völlig inadäquaten Bedingungen leiden. Ihre Erfahrungen mit der Volksanwaltschaft und den Kontrollkommissionen verdeutlichen, dass die momentane Situation weitreichende menschenrechtliche Konsequenzen hat, die nicht ignoriert werden können.
Erfahrungen im internationalen Menschenrechtsschutz
Im Verlauf ihrer Karriere hat Grisper internationale Erfahrungen gesammelt, unter anderem im Bereich der Antifolterarbeit sowie als Mitarbeiterin beim Menschenrechtsrat der UN. Diese Arbeit ermöglichte es ihr, menschenrechtliche Missstände in verschiedenen Ländern zu beobachten und zu dokumentieren. Grisper kritisiert, dass viele politische Prozesse in internationalen Gremien oft ineffizient sind und nicht zu nachhaltigen Veränderungen führen. In ihren Augen bleibt der direkte Kontakt zu Betroffenen und deren Schicksalen das zentrale Anliegen, das sie in ihrer politischen Arbeit antreibt.
Der Einfluss von Ego und Moral in der Politik
Grisper reflektiert über die Rolle des Egos innerhalb der politischen Arbeit und warnt davor, dass es oft die sachliche Entscheidungsfindung überlagert. Sie kritisiert, dass politische Akteure häufig mehr an ihrem eigenen Image interessiert sind als an der Umsetzung von gerechtfertigten Anliegen. Ihre Erfahrungen zeigen, dass ein sachlicher und objektiver Ansatz in der Politik notwendig ist, um Missstände zu beheben. Grispers Verständnis von Moral ist geprägt von einer Notwendigkeit zur Verbesserung gesellschaftlicher Bedingungen, ohne in die Falle von Selbstinteresse und Eitelkeit zu tappen.
Balance zwischen Beruf und persönlichem Leben
Grisper teilt ihre Herausforderungen bei der Balance zwischen ihrem intensiven Beruf als Abgeordnete und ihrem Familienleben. Sie beschreibt, wie schwierig es ist, sich von belastenden Themen abzugrenzen, während sie gleichzeitig für Rechte von verschiedenen Betroffenen eintritt. Diese emotionale Intensität führt dazu, dass sie oft mit schlechtem Gewissen an ihre eigene Familie denkt, während sie sich für andere einsetzt. Um einen Ausgleich zu finden, versucht sie, Zeit für ihre Kinder zu schaffen und betreibt damit auch eine Art emotionale Verarbeitung des Alltags.
Frau Dr. Stephanie Krisper ist eine österreichische Juristin und Politikerin. Stephanie Krisper war als Menschenrechtsexpertin für das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte in Wien tätig. Seit November 2017 ist sie Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat für die NEOS.
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