Die Diskussion über die ungleiche Verfügbarkeit öffentlicher Toiletten zeigt, wie sehr Stadtplanung Geschlechtergerechtigkeit beeinflusst. Probleme wie Wildpinkeln und Hygiene stehen im Fokus, während kreative Lösungen für Frauen und Menschen mit Behinderungen erörtert werden. Humorvoll wird auch die Scham beim Toilettengang thematisiert, und es wird ein offener Dialog gefordert, um Vorurteile abzubauen. Gleichzeitig wird kritisch auf Männlichkeitsbilder geschaut, um eine Teilnahme von allen zu fördern.
Die ungleiche Verteilung von öffentlichen Toiletten benachteiligt Frauen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen erheblich.
Die Geschichte von Grete Piening zeigt, wie die Gesellschaft auf unzureichende Toilette-Infrastruktur reagiert und Solidarität entstehen kann.
Psychologische Barrieren, wie Scham bei Frauen, erschweren den Zugang zu öffentlichen Toiletten und können gesundheitliche Probleme verursachen.
Deep dives
Ungleichheit der öffentlichen Toiletten
Die Diskussion über öffentliche Toiletten beleuchtet die Ungleichverteilung der Ressourcen zwischen Geschlechtern. Männer haben oftmals leichtere Zugänge zu Pissoirs, während Frauen und Personen, die auf Sitztoiletten angewiesen sind, eingeschränkt werden, da sie in öffentlichen Räumen oftmals nicht die erforderliche Infrastruktur vorfinden. Ein Beispiel aus Amsterdam zeigt, dass dort von 35 Toiletten lediglich zwei für Frauen verfügbar waren. Diese ungleiche Verteilung führt zu Benachteiligungen und frustriert insbesondere Frauen, die mehr Zeit für den Toilettengang benötigen.
Fall Grete Piening
Die Geschichte von Grete Piening, die bei ihrer Rückkehr nach Hause in eine Gasse pinkeln musste, verdeutlicht die Problematik der unzureichenden öffentlichen Toilettenangebote. Sie erhielt dafür eine Geldstrafe von 140 Euro, was eine Welle der Solidarität auslöste und auf die Missstände in Bezug auf geschlechtergerechte Toiletten aufmerksam machte. Der Fall führte zu Forderungen nach mehr inklusiven Toiletten in Amsterdam, was letztlich dazu führte, dass die Stadt vier Millionen Euro in den Ausbau der Toiletten investieren möchte. Diese Initiativen sind dringend notwendig, um die Bedürfnisse aller Menschen zu adressieren.
Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen
Eri, eine Stoma-Patientin, thematisiert die Herausforderungen beim Zugang zu behindertengerechten Toiletten. Oft ist die Reinigung und Verfügbarkeit solcher Toiletten unzureichend, und der Zugang wird durch Sicherheitsmaßnahmen und Abschlussanlagen erschwert. Eri hebt hervor, dass oft keine adäquaten Facilities vorhanden sind, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, was zu Frustration führt. Diese Probleme verdeutlichen die Notwendigkeit, auch die Belange von Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen in die Diskussion über öffentliche Toiletten einzubeziehen.
Psychologische Aspekte und Doppelmoral
Die psychologischen Hindernisse, insbesondere bei Frauen, hin zu öffentlichen Toiletten zu gehen, werden als signifikant erachtet. Studien zeigen, dass Frauen häufig Scham empfinden, was den Toilettengang verzögert oder unter Druck setzt, was zu gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Diese Scham wird durch gesellschaftliche Normen verstärkt, die Frauen dazu drängen, sich vor ihrem Körper und dessen Bedürfnissen zu ekeln. Diese Doppelmoral hat zur Folge, dass Frauen weniger Zeit auf Toiletten verbringen, während Männer oftmals ungeniert sind und sogar ihre Zeit dort genießen.
Notwendigkeit der inklusiven Stadtplanung
In der Stadtplanung muss ein Bewusstsein für die Bedürfnisse aller Bürger geschaffen werden, um geschlechtergerechte und inklusive Toiletten zu gewährleisten. Aktivistinnen und Experten betonen die Bedeutung von Unisex-Toiletten, die auf alle Nutzergruppen zugeschnitten sind und die Warteschlangen für alle reduzieren könnten. Durch den Ansatz von Gender-Planning könnten die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern, Behinderungen und familiären Anforderungen besser berücksichtigt werden. Eine diversere Stadtplanung würde somit zu mehr Teilhabe und Zufriedenheit im öffentlichen Raum führen.
Es gibt viele Gründe vom Patriarchat angepisst zu sein. 15 Minuten lang in einer Kloschlange warten zu müssen, zum Beispiel. Oder die Tür der Behindertentoilette nicht richtig absperren zu können, weil eine Kiste Cola im Weg steht. Oder aber: gar kein Klo zu finden, das den eigenen Bedürfnissen entspricht. Wer wann, wo und wie eine öffentliche Toilette nutzen kann, ist eine hochpolitische Frage. Öffentliche Toiletten bedeuten Teilhabe am öffentlichen Leben. Darauf haben alle Menschen ein Recht, aber nicht alle Menschen bekommen das Klo, das sie verdienen und brauchen. Das hat mit einer problem- und männerzentrierten Stadtplanung zu tun.Minusch und Laura schauen sich das in dieser Sendung genauer an.
Mit dabei: Lilith Kuhn vom Klo:lektiv und Eri Greilich #ulcerativecolitis