"Wir sind endlich da, wo wir Produzenten immer sehen wollten."
Einmal im Jahr treffe ich mich mit Raphael Studer von Algrano, einem alten Bekannten und Freund, um das Kaffeejahr gebührend durchzusprechen. Wir analysieren die grossen Achsen, formulieren kecke und steile Thesen und schauen in die grosse Kristallkugel, wie sich die Kaffeewelt entwickeln wird.
Heute ist die Volatilität massiv hoch und bedroht viele Unternehmen. Darüber reden wir, ebenso wie über Konsumentenmärkte. Während wir uns in Europa mit selbst geschaffenen Problemchen herumschlagen, lädt China mal eben über 100 Handelshäuser ein und sagt: Bringt allen Kaffee hierher, wenn ihr die EUDR nicht möchtet.
Wir manövrieren uns auf zwei Commodity Markets zu: einen EUDR-konformen und einen nicht-konformen, dem die EU-Regeln so ziemlich egal sind. Wir sehen heute Produzenten, die Qualitäten produzieren können wie noch nie. Die über Ausbildungen und Tools verfügen und jetzt gleichberechtigte Akteure im Markt sind. Ein Punkt, den wir immer wollten, sagt Raphael.
Genau deswegen müssen wir den Blick öffnen – z. B. in die Local Markets, wie es so oft heisst, also die Konsumationsmärkte in den Ländern, wo Kaffee produziert wird. Oft hiess es, dass man in Kaffeeländern den schlechtesten Kaffee trinken würde. Das war einmal. Brasilien wird in Kürze das grösste Konsumationsland werden, und da boomt Spezialitätenkaffee. Genauso wie in Mexiko und anderen Ländern, wo die Mittelschicht schnell wächst.
Wir brauchen heute mehr Makro und keine Nabelschau. Raphael ist wieder mal auf Zack und in einer Stunde haben wir das Jahr 2025 abgehakt.