
WAHR ODER GELOGEN - Der Erfinder der PR, Edward Bernays
Alles Geschichte - Der History-Podcast
Kreative Kampagnen für Konsumverhalten
Kurze Fälle: Seifenwettbewerb und Bücherregale als Absatzförderung, Bernays’ unkonventionelle Methoden.
Vielleicht ist er Mister Meinungsmacher des 20. Jahrhunderts: Edward Bernays. Mehrere US-amerikanische Präsidenten ließen sich von ihm beraten, vor allem, wenn sie ihren Wählerinnen und Wählern Kriege und Auslandseinsätze verkaufen wollten. Gleichzeitig erfand Bernays geniale Werbekampagnen. Er war eine extrem zwiespältige Figur - ein genialer und hellsichtiger Analytiker der Öffentlichkeit, aber auch einer ihrer größten Manipulatoren. Von Klaus Uhrig (BR 2013)
Credits
Autor dieser Folge: Klaus Uhrig
Gesprochen haben: Thomas Loibl, Christiane Roßbach, Christian Schuler
In der Technik war: Lydia Schön
Regie: Sabine Kienhöfer
Redaktion: Nicole Ruchlak
Im Interview: Michael Kunczik, Publizist (verstorben 2018)
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2025
Besonderer Linktipp der Redaktion:
SWR: Fakt ab! Eine Woche Wissenschaft
Im Podcast dreht sich alles um die wirklich wichtigen Fragen: Wie bekommt man als Astronaut nach einem Mondspaziergang diesen Mondstaub wieder vom Raumanzug? Oder, warum der Schweißgeruch anderer Leute gegen Soziophobie helfen könnte - Dinge, mit denen ihr in jedem Smalltalk punkten könnt. ZUM PODCAST
Linktipps:
ARD (2025): Propaganda - Die Kunst der Public Relations
Das Standardwerk der Propaganda von Bernays gibt es in der ARD Audiothek im Audioformat. In seinem epochemachenden Buch begründete Bernays, warum es von elementarer Bedeutung ist, die Massen zu steuern - und erklärte an ganz konkreten Beispielen, wie das geht. ZUM PODCAST
funk (2023): Die Filme des Ersten Weltkriegs: Zwischen Propaganda & ersten Filmstars
Schon im Ersten Weltkrieg fanden die Ideen von Bernays Anklang: Während er die Stricke moderner PR begründete, experimentierten auch Filmemacher im Ersten Weltkrieg bereits mit denselben Prinzipien: Emotionen lenken, Narrative schaffen, Stimmung erzeugen. Wie eng waren Propaganda und Unterhaltung schon damals verbunden? ZUR FOLGE
ZDF (2024): Propaganda – Die dunkle Macht
Die Idee, Menschen zu beeinflussen, sie zu lenken und zu manipulieren, gibt es schon lange. Die Dokumentation blickt zurück auf die Geschichte der Propaganda. ZUR DOKU
Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
JETZT ENTDECKEN
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Erzähler:
Juni 1954. Guatemala. In dem kleinen mittelamerikanischen Land findet ein Umsturz statt. Klare Fronten. Gut gegen Böse. Auf der einen Seite: Eine kleine Rebellentruppe, guatemaltekische Patrioten, Freiheitskämpfer. Auf der anderen Seite: Die kommunistische Junta von Präsident Jacobo Arbenz Guzman. Ein Marionetten-Regime, ferngesteuert von der Sowjetunion. Moskaus Brückenkopf im Zentrum Lateinamerikas, mitten im kalten Krieg. Ein wahrgewordener Alptraum für alle freiheitsliebenden Regierungen in Amerika. Vor allem für die USA.
O-Ton US-Außenminister John Foster Dulles:
For several years international communism has been probing here and there for nesting places in the Americas. It finally chose Guatemala.
Erzähler:
Nur wenige Tage dauern die Kämpfe. Dann ziehen die Rebellen in die Hauptstadt ein. Der Kommunist Guzman flieht nach Mexiko. Die rote Gefahr in Lateinamerika ist gebannt. In den USA kennt die Begeisterung über die heldenhaften Freiheitskämpfer keine Grenzen. Die New York Times schreibt:
Zitator:
„Erster erfolgreicher Anti-Kommunistischer Aufstand seit dem Krieg!“
Erzähler:
Und das renommierte Nachrichtenmagazin Newsweek freut sich darüber, dass das Volk von Guatemala selbst die Kommunisten vertrieben hat – ganz ohne Hilfe der USA.
Erzählerin:
Einziges Problem: Nichts von alledem ist wahr. Die Kämpfer, die am 27. Juni 1954 in Guatemala City einmarschieren, sind überhaupt keine Rebellen, sondern eine vom US-Geheimdienst CIA finanzierte Söldnertruppe. Und Präsident Guzman ist auch kein von Moskau ferngesteuerter Kommunist, sondern ein frei gewählter, unabhängiger Linkspolitiker. Man könnte sagen: Ein Sozialdemokrat. Kurz: Der angebliche Volksaufstand ist in Wirklichkeit ein von den USA gesteuerter Militärputsch. Und die jubelnde US-amerikanische Presse ist einer der perfidesten Propaganda-Kampagnen des 20. Jahrhunderts auf den Leim gegangen. Geplant und durchgeführt von einem skrupellosen PR-Genie. Einem der ganz großen Strippenzieher des 20. Jahrhunderts: Edward Bernays.


