Speaker 2
Gibt es eigentlich, wenn wir schon bei so Themen sind, einen Sinn hinter dem Almen? Also gibt es einen Grund, einen Sinn des Lebens? Also
Speaker 1
ich finde, das ist auch eine Frage, die zu versuchen allgemein zu beantworten, ja auch die Philosophie und die Religion und wahrscheinlich auch die eine oder andere Grenzende, die Literatur, die Kunst. Viele, viele versuchen allgemein zu beantworten und ich glaube ja auch, die lässt sich auch nicht allgemein beantworten, weil wir ja so ein herrlich pluraler Haufen sind als Menschen. Das heißt, ich glaube, die Frage lässt sich immer nur beantworten, was ist denn der Sinn des Lebens für dich? Na
Speaker 2
ja, aber das ist halt so günstig. Man will ja schon einen Sinn, der über einen Sinn... Also, na klar kann ich mir irgendeinen Sinn zimmern. Lieber wäre es mir doch, jemand käme und sagte oder erklärt mir und jetzt verstehe es dann endlich, hier, es liegt doch offen vor dir, logischerweise ist das der Sinn des Lebens. Ja,
Speaker 1
aber wenn das möglich wäre, dann gäbe es das ja schon.
Speaker 2
Ja, weiß ich nicht.
Speaker 1
Das sind für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge. Das ist sehr ähnlich den moralischen Wertüberzeugungen. Aber also es gibt da, klar, man kann das auch wieder über so anthropologische Grundkonstanten. Also es gibt eins meiner absoluten Lieblingsbücher, dann deponiere ich das hier auch gleich noch. Bitte. Das ist wirklich wundervoll, mein Gott ist das toll. Das heißt, es gibt es glaube ich nicht auf Deutsch, das heißt Triumphs of Experience und das ist ein Buch, wie heißt der noch? Vailant oder Vailant, ich weiß gar nicht, wie man das ausspricht, weil er Amerikaner ist, der so einen französischen Namen hat. Und das ist einer der Leiter der sogenannten Grant -Studie. Das ist eine Studie aus Harvard. Das ist ein Harvard -Jahrgang, in dem unter anderem John F. Kennedy drin war und irgendwie also ein Präsident und irgendwie drei Senat und was weiß ich zig, zig Kongressabgeordnete und unglaubliche Erfolge. Nur Männer, weil damals Harvard halt. Und deswegen auch natürlich beschränkt aussagekräftig. Ist das die dritte Flasche, die wir da haben? Nein, das ist immer noch. Das ist ein Buch. Und diese Männer sind in einer fantastischen Studie, ich bin großer Fan von Kohortenstudien. Ich liebe die Epidemiologie und insbesondere Kohortenstudien. Das ist, finde ich, ein so toller Quell des Wissens. nur medizinisch, sondern psychologisch. Also bis hin wirklich auch zu so Fragen, Sinnstiftung, Wertüberzeugung und so weiter und so fort. Und zwar über 80 Jahre.
Speaker 2
Und haben die sich geändert? In den 80 Jahren?
Speaker 1
Ja klar. Aber dieses Buch beschreibt dann, weil die fangen jetzt, also die haben dann angefangen zu sterben oder 70 Jahre oder so. Und einige sind bis in 80 gekommen. Die waren irgendwie 18 oder 19, als das losging. Also die ist jetzt mehr oder weniger vorbei, weil die jetzt wirklich alle gestorben sind. Und es ist ein fantastisches Buch, das im Prinzip nachzeichnet, was ist ein gutes Leben? Was macht glücklich? Also so ein bisschen, sich dieser Frage versucht anzunähern, empirisch. Und was da rauskommt, ist was, was einen nicht wahr sich überrascht. Denn das, was ein gutes Leben ausmacht, sind Beziehungen.
Speaker 1
ist nicht Gesundheit. Hilft. Also es gibt einen Kapitel zu Gesundheit.
Speaker 3
Also wenn die Gesundheit nicht
Speaker 1
dann ist es schon schlecht. Aber auch die, die chronisch krank waren, geben sich über Jahrzehnte zu Protokoll. Und das ist vor allem das Buch, man muss dazu sagen, das ändert sich. Also wer krank ist in der reproduktiven Phase und so, das ist schon richtig scheiße. Wenn man diese sich anguckt, ist das sehr unterschiedlich. Das ist ein Buch, das macht sozusagen das, was sagen die mit 70, 80, 90? Was sagen die im Rückblick über ihr Leben? Ja, aber auch, es zeichnet auch nach, wie sich das entwickelt hat. Das ist wahnsinnig spannend. Und die Quintessenz ist, diejenigen, die dann am Ende rauskommen und nur sagen, sie sind glücklich, sondern die auch in den Indikatoren Erfolg, was weiß ich, keine Süchte, also Mental Health in Ordnung und so, also keine Depression und so, also unterschiedliche Indikatoren. Aber eben wichtig auch die eigene Einschätzung, da wird dann empirisch mal, womit korreliert das? Und natürlich ist Gesundheit da ein Faktor. Natürlich. Natürlich ist ein bestimmter Lebenserfolg beruflich usw. auch ein Faktor. Aber vor allem zeichnen die nach, dass es bestimmte Stationen im Lebensweg sind. Also diejenigen, die es schaffen, beispielsweise aus der Macherphase so des mittleren Alters dann rauszukommen in so eine Stewardship -Rolle. Dieses Zurücktreten von der ganz aktiven, exekutiven Phase hin zu ich trete ein Stück weit in die zweite Reihe und gebe ganz viel weiter, ich werde mehr so mentorieren. Also für jemanden, der weiß, wie Menschen leiden, wenn sie in Ruhestand gehen.
Speaker 1
wie schwer das für Menschen sein kann, loszulassen von dieser exekutiven Entscheiderrolle. Und wie schrecklich das ist, wenn die das nicht schaffen. Und mit 70, 75, 80 immer noch glauben, sie müssen da jetzt exekutive Entscheider sein. Das ist furchtbar. Nein, du musst in eine andere Rolle gehen. So das wird da sehr schön nachgezeichnet. Also ich kann das zu Lektüre wirklich empfehlen. Ich hab das auch für mich individuell runtergebrochen. Aber das absolut durchschlagende Ergebnis ist, der eine Faktor, der alles übertrumpft für ein gelungenes Leben am Ende sind gute Beziehungen und das wird auch noch runtergebrochen, also auch noch differenziert und analysiert und da was ganz Überraschendes. Also es gilt insgesamt, es gilt aber auch für die Leute, die natürlich sind geschieden und da sind Ehen kaputt gegangen und so weiter und so fort. Es ist alles drin, aber sozusagen gute Beziehung und da ist der eine Faktor, der am stabilsten ein Prediktor ist für ein glückliches Leben. Also dass jemand mit 80 sagt, ich habe echt ein gutes Leben gelebt, ein sinnvolles Leben. Das finde ich sehr erstaunlich. Gute Beziehung zu Geschwistern. Das hat mich total überrascht. Also es ist nur ein Faktor, aber es ist der stärkste Prediktor.
Speaker 3
Und mit welcher Erklärung?
Speaker 1
Die Erklärung ist, aber das ist auch nur eine Hypothese, kann er nicht daraus belegen, die Erklärung ist, das sind die Beziehungen, die dich dein ganzes Leben, weil die gleichaltrig sind meistens.
Speaker 1
Die Eltern sterben, Kinder sind eben sozusagen abhängig und ganz woanders, Freunde, da kommt es zu Veränderungen, die können weggehen und so, sind auch wichtig. Ehe - und Liebesbeziehungen sind auch wichtig, aber da kommt zu Trennung und was weiß ich was, wohingegen Geschwister ab. Interessant. Die guten Geschwisterbeziehungen sind die, die superverlässlich letztlich das Leben sozusagen rahmen. Weil die meistens halbwegs ähnliches Alter haben und deswegen sozusagen mit einem durch bestimmte Stationen des Lebens gehen. Ich fand das total einleuchtend. Interessant. Fand das echt sehr schön. Das ist ein ganz tolles Buch.
Speaker 2
Aber das gibt ja eine tolle Antwort auf die Frage, was einen zufrieden oder sogar glücklich lebenszufrieden macht. Und auch in verschiedenen Phasen sind das vielleicht unterschiedliche Dinge. Das glaube ich alles, aber ist das der Sinn?
Speaker 1
Ja, die Sinn -Dimension ist natürlich auch drin, aber die ist da tatsächlich ein Faktor von vielen. Also man muss auch aufpassen, dass man diese Sinnfrage jetzt nicht unbedingt überhöht. Das muss ja nicht die höchste Frage sein.
Speaker 2
Reicht auch ein zufriedenes, erfülltes Leben geführt zu haben. Das könnte
Speaker 1
ja auch der Sinn sein. Könnte ja sein. Muss aber nicht. Nee, muss nicht. Deswegen haben die die Sinndimension auch drin, aber die haben es so konfiguriert. Aber das ist eine berechtigte, also wo man sozusagen den
Speaker 2
Sinn hckt in der Wettigkeit. Also vielleicht ist die Frage einfach leer. Kann ja sein. So wie die Frage nach allem Möglichen wahrscheinlich einfach nicht definiert ist. Was soll das heißen Sinn? Die
Speaker 1
haben es da so drin, dass sie sagen es gibt diese Dimension des Überindividuellen. Also das ist dann entweder eben eine Religiosität, eine Spiritualität, Teil von was Transzendentes. Kann ja
Speaker 2
auch aber politisches Engagement sein oder etwas Ethikrat oder so. Irgendwas, was der Allgemeinheit dient.
Speaker 1
Wir haben ja auch noch nicht, wir waren da ja noch gar nicht. Wir haben ja erst mal diese Sinnfrage sozusagen abstrakt besprochen und sind jetzt über dieses Buch gekommen. Aber wenn man mir die Frage stellt, was ist denn der Sinn des Lebens,
Speaker 1
würde ich nämlich das antworten.
Speaker 1
würde sagen, es ist der Sinn des Lebens, etwas zu tun oder nach etwas zu streben, was über ein Selbst hinausgeht. Und das kann sehr unterschiedlich sein für sehr viele Menschen. Das kann für die einen sein, einfach um andere sich zu sorgen und für andere da zu sein. Also was ist ich, Familie oder Freunde oder was weiß ich, in der Gemeinde oder was ist in der Flüchtlingshilfe oder sonst wo. Das kann für andere politisches Engagement sein. Das kann wieder für andere religiös sein. Du gehörst einer Religionsgemeinschaft an.
Speaker 3
Oder wissenschaftliche Tätigkeit.
Speaker 1
Wissenschaftliche Tätigkeit. Für mich ist das dieses zu versuchen der Gesellschaft, in der man lebt, irgendwie was da beizutragen.