
Gibt es Gott, Heino Falcke?
Nur eine Frage
Bewusstsein und Persönlichkeit als Wunder
Diskussion, wie physikalische Prozesse zu Bewusstsein und Selbstbewusstsein führen können.
Im neuen Podcast "Nur eine Frage" stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, auf die eine klare Antwort schwer zu finden ist. Er befragt die bestmögliche Expertin, den bestmöglichen Experten, den wir für das jeweilige Thema finden können – und versucht, eine klare Antwort zu bekommen.
In dieser Folge geht es um die Frage aller Fragen: Gibt es Gott? Wir haben sie Heino Falcke gestellt, Astrophysiker an der Radboud-Universität in Nimwegen. Falcke gilt als führender Radioastronom und erlangte weltweite Bekanntheit, als er 2019 die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs präsentierte. Für Falcke, der bekennender Christ ist, ist der Glaube kein Widerspruch zur Wissenschaft – sondern eine Ergänzung.
Der Astrophysiker verbindet seine wissenschaftliche Arbeit mit philosophischen Fragen nach dem Universum und dem Glauben. Er schreibt darüber auch in seinem neuen Buch "Zwischen Urknall und Apokalypse – die große Geschichte unseres Planeten". Falcke erklärt, dass der Urknall, die Naturgesetze und selbst die Quantenunsicherheiten für ihn nicht den Glauben verdrängen, sondern Staunen wecken: Das Universum sei nicht vollständig erklärbar, sondern in seinem Ursprung letztlich geheimnisvoll. Die Wissenschaft könne beschreiben, wie Dinge passieren, nicht aber warum. Was die Physik offenlässt, fülle für ihn der Glaube – nicht als Lückenfüller, sondern als Ausdruck von Ehrfurcht und Demut gegenüber dem Unverfügbaren.
Er spricht über die Rolle des katholischen Priesters Georges Lemaître, der die Urknalltheorie begründet hat, über die Möglichkeit von Multiversen, und über die faszinierende Tatsache, dass sich das Universum selbst so entwickelt habe, dass Bewusstsein und Persönlichkeit entstehen konnten. Dass die Welt überhaupt verständlich ist, sieht Falcke als "zweites Wunder".
Falcke erzählt, dass der Glaube für ihn auf Erfahrungen und Vertrauen gründet – nicht auf Beweisen. Das Beten sei für ihn eine Konversation mit Gott und dem Universum. Am Ende sei der Glaube ein Akt des Vertrauens, sagt Falcke, aber einer, der sein Denken und Forschen beflügelt. Als das berühmte Bild des Schwarzen Lochs entstand, habe er ein Dankgebet gesprochen.
Produktion: ifbbw - Institut für Bildbewegung
Redaktion: Jens Lubbadeh
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