Juni 1950: DDR-Protest gegen "imperialistische" US-Kartoffelkäfer. Staatliche Propaganda - oder steckt eine kuriose Sabotage hinter dem Käferbefall auf DDR-Feldern?
In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Gerdener:
- wie aus einem Schädling ein Staatsfeind wird,
- warum der Kartoffelkäfer 1950 plötzlich als US-amerikanische Biowaffe gilt,
- wie der Spruch "Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer – achte auf den Kartoffelkäfer" in den Alltag einzieht,
- wieso sich ganze Schulklassen auf Käfersuche machen,
- was der "Amikäfer" mit Fake News, Propaganda und der Macht der Schlagzeile zu tun hat.
Der gelb-schwarze Kartoffelkäfer hat es schwer in der DDR - nicht nur wegen seines Appetits auf Kartoffelpflanzen, sondern auch wegen seines vermeintlichen Ursprungs. Im Frühsommer 1950 melden Bauern einen massenhaften Käferbefall - kurz nachdem angeblich westliche Flugzeuge über die Felder geflogen sind.
Die DDR-Regierung wittert Sabotage: Die Amerikaner sollen gezielt "Amikäfer" abgeworfen haben, um die Versorgung zu stören. Beweise? Fehlanzeige. Doch Propaganda-Plakate, Gedichte von Bertolt Brecht und Suchaktionen auf dem Acker machen aus dem Käfer einen politischen Gegner.
In Wahrheit sind es Hitze und eigene Versäumnisse, die eine ideale Umgebung für die Vermehrung der Schädlinge schaffen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen:- Lars-Broder Keil, Sven Felix Kellerhoff: Fake News machen Geschichte. Gerüchte und Falschmeldungen im 20. und 21. Jahrhundert. Berlin 2017
- Klaus Zeyringer: Breaking News. Zeitgeschehen in der Presse von 1648 bis 2001. Innsbruck 2023
Und das sind unsere Interviewpartner:- Lars-Broder Keil, Historiker und Journalist, Leiter des Unternehmensarchivs von Axel Springer
- Klaus Zeyringer, Publizist, ehem. Literaturkritiker und Professor für Germanistik in Frankreich
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Christian Gerdener
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christoph Schneider